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Das Leben Findet Heute Statt

Das Leben Findet Heute Statt

Titel: Das Leben Findet Heute Statt
Autoren: Bruder Paulus Terwitte
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galoppierenden Bewusstseinskrise. Untergangsapostel stehen gut im Kurs. Der «WUX», mein selbstgesetzter «Weltuntergangsindex», hat an den «Endzeitbörsen» kräftig zugelegt, die Altmarxisten können ihr spätes Glück kaum fassen und holen tränengerührt des Meisters Werke vom Dachboden. Leider übersehen sie beim Abstieg, dass es nur der sogenannte Staat ist, der alles richten soll. Aber das Verhältnis von hohlen zu gehaltsreichen Köpfen ist im Staat nicht anders als in den Firmen des Kapitals. Von einer Firma an sich ist noch nie Böses ausgegangen. Auch nicht von einem Staat. Das Böse tun Menschen, die es nicht tun müssten. Leute, die vergessen haben, dass keiner ohne den anderen in dieser Welt leben kann. Menschen, die an den entscheidenden Stellen gelogen oder gegiert, gegeizt oder geschmiert und die möglichegerechte Tat heute verraten haben zugunsten eines Morgen, in dem alles besser sein sollte.
    Der Quantenphysiker Werner Heisenberg merkte einmal an, es sei eine Illusion der klassischen Physik, zu glauben, dass es eine vom Beobachter unbeeinflusste Beobachtung von irgendwas gäbe. Wir seien immer Beteiligte, wir seien die Erschaffer unserer physikalischen und nicht nur der «subjektiven» Realität. Von der überkommenen Vorstellung der Aufklärung einer «Welt an sich», die auch «ohne uns» existieren würde, müssen wir uns selbst aufklären.
    Diese Radikalität hat Franziskus bewogen, sein Lied von der Geschwisterschaft aller Geschöpfe zu dichten, die allesamt nur einen Sinn haben: Gott zu loben. Die Brüderlichkeit aller Menschen untereinander hat genau denselben Sinn: Bevor sie auch wirtschaftlich etwas bringt, ist sie zunächst gelebte Dankbarkeit gegenüber dem Schöpfer dieser Welt. Und gelebte Verpflichtung!
    Bachelors, Masters, MBAs, auch die Wissenschaftler aus St.   Gallen und Harvard, die in den Tagen der sogenannten Finanzkrise das Geschehene hektisch ihren Vertröstungstheorien einer vollkommenen Wirtschaftswelt wieder anpassen, wissen davon nichts. Man will sich ja schließlich auch zukünftig an solchen Voraussagen orientieren. Einige Mausklicks weiter sieht dann alles wieder so aus, als hätten wir es immer schon geahnt. Lange hält die Lüge nicht.
    Das Gewissen lässt sich nicht betrügen. Plötzlich kommt die Frage aller Fragen auf: Wenn das Geld nicht sicher ist – was ist denn noch sicher?
    Uns wird klar, dass wir Vertrauen eingezahlt haben und in der Gefahr stehen, unser Geld nur zurückzubekommen in Form des Hasses jener Mitmenschen, die für die überhöhten Zinsen unseresGeldes hart arbeiten müssen. Das ist auch global zu verstehen: Die sogenannten Millenniumsziele, mit denen die Geberländer den Empfängerländern Entschuldung und andere Instrumente auf dem Weg zur Eigenständigkeit bis 2015 ebnen wollen, sind in weite Ferne gerückt. Es wird wohl noch lange so bleiben – wenn sie es sich gefallen lassen   –, dass Länder wie Kamerun, Niger oder Nicaragua über ein Drittel ihres Staatshaushalts für die Zinszahlungen aufbringen müssen.
    Das alles scheint weit weg von unserem Leben zu existieren. Wir verstehen die hochkomplexe Welt nicht mehr und haben uns damit abgefunden. Aber die Geldkrise 2008 hat es uns schlagartig zu Bewusstsein kommen lassen. Die Illusion der Trennbarkeit von Märkten verschwindet. Es hängt ja wirklich alles mit allem zusammen. Wir gehören wirklich alle zusammen. Brüderlichkeit ist keine Theorie. Sie ist die nackte Wahrheit.
    Wenn der Chef kein Geld mehr hat für den Rohstoff und keines mehr für meinen Lohn, ist guter Rat teuer. Wenn meine Bank kein Geld mehr hat, um Geld einzukaufen, mit dem sie handeln kann: Wie kann sie mir dann Geld geben? Wird diese Erkenntnis uns aufschrecken und vor Schreck lähmen? Millionen, Milliarden bis hin zu Billionen Dollar waren eben noch da, und jetzt sind sie «vernichtet»? In einem Schaubild lässt sich das nicht zeigen: Legt man die Millionen, Milliarden und Billionen als Stapel von 20 0-Euro -Scheinen aufeinander, sind das 18   Zentimeter zu 180   Metern zu 180   Kilometern. Unvorstellbar viel.
    In den Wochen der Finanzkrise musste ich wieder an die Knochenkunst der Kapuziner an der Via Veneto in Rom denken. Vermögen haben sich über Nacht in nichts aufgelöst. Bankbilanzen seien in Sekunden pulverisiert worden. Der Geldmarkt trockne aus, hieß es da. Begreifen kann das von uns Laien kaum einer. Eben war das Geld doch noch da. Und jetzt nicht mehr? Sind daZauberer am Werk? Und die U
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