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Das Laecheln Deines Moerders

Das Laecheln Deines Moerders

Titel: Das Laecheln Deines Moerders
Autoren: Karen Rose
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breiten Streifen Klebeband über dem Mund hatte. Aber er würde es wieder lösen, und dann würde sie Laut geben. Sie würde es zu unterdrücken versuchen. Sie würde sich auf die Lippe beißen und weinen. Aber gegen Ende würde sie dann doch aus vollem Hals schreien. Wie alle anderen auch. Nützen würde ihr das natürlich gar nichts. Das war das Gute an Hicksville; hier gab es Fleckchen, an denen man sich die Seele aus dem Leib brüllen konnte, ohne dass jemand es hörte.
    Ein weiterer Donnerschlag brachte den trockenen Untergrund zum Rascheln, und er schaute verärgert in den Nachthimmel hinauf. Vielleicht würde es regnen. Und was dann? »Die ganze Planung dahin«, murmelte er. Jetzt würde er sie nehmen müssen und … Er grinste, als ihm die Doppeldeutigkeit des Satzes bewusst wurde. Ja, er würde sie nehmen, aber erst einmal musste er sie
hochheben
und wegbringen. Sein Grinsen verlosch, als der Wind plötzlich drehte. Ausgerechnet heute musste es regnen.
    Er verschränkte die Arme vor der Brust, sodass die fünfundzwanzig Zentimeter lange Klinge unter seinem Arm hervorragte, und runzelte die Stirn. Er konnte jetzt sofort Schluss machen, aber dann brachte er sich selbst um die Vorfreude, die er bis ins Letzte auskosten wollte. Er hatte schon eine ganze Weile vorgehabt, sich dieses Püppchen hier zu schnappen, aber lange auf sie warten müssen. Sie hatte sich so geziert. »Ich weiß nicht«, hatte sie immer wieder geflüstert. Auch dieses Mal war sie ängstlich darauf bedacht gewesen, ihre Eltern nicht zu wecken, aber er hatte ihre Erregung hören können. Im Stillen hatte er sich über ihre keuschen Ausreden lustig gemacht. Wenn ihre Eltern wüssten, dass ihr kleiner Schatz in Wahrheit eine elende Schlampe war, die sich mitten in der Nacht mit Fremden traf. Und besonders klug war sie auch nicht. Eine Schlampe und eine dumme Kuh dazu.
    Er schloss die Augen und beschwor das Bild einer anderen herauf. Er konnte ihr Gesicht vor seinem inneren Auge sehen. So wunderschön, so … rein. Eines Tages würde er sie kriegen. Bald. Aber bis es so weit war …
    Er blickte auf die Gestalt zu seinen Füßen. Bis es so weit war, würde die da es eben tun.
    Es donnerte wieder. Er musste sich entscheiden. Entweder sich beeilen und Schluss machen oder sie in den Kofferraum packen und irgendwo zwischenlagern, bis sich das Wetter besserte. Er ging ein Risiko ein, wenn er im Regen hier draußen war. Auf aufgeweichtem Grund hinterließ man Fußabdrücke und Reifenspuren, und die Cops waren heutzutage gar nicht schlecht, wenn es darum ging, dieser Art von Spuren nachzugehen. Verdammte Techniker. Aber egal. Er war genauso klug. Nein – klüger.
    Himmel, selbst ein Schimpanse war klüger als ein Cop. Wenn er darauf gewartet hätte, dass sie Lorraine von alleine fanden, wäre nichts mehr von ihr übrig gewesen, über das man sie hätte identifizieren können.
    Aber er wollte, dass sie identifiziert wurde. Er wollte, dass alle Bescheid wussten. Und sich fürchteten.
    Fürchtet mich. Eure Töchter sind nicht einmal in ihren eigenen Betten sicher. Fürchtet mich.
    Er würde warten, beschloss er. Beim letzten Mal hatte er es überstürzt; es war zu schnell vorbei gewesen. Wie in einem Vergnügungspark: zwei Stunden Schlange stehen für eine Fahrt, die dreieinhalb Minuten dauerte. Nun – natürlich hatte es bei ihm länger als dreieinhalb Minuten gedauert, aber es war dennoch zu schnell vorbei gewesen. Doch durch das große Finale zu hetzen war sein einziger Fehler gewesen; alles andere hatte perfekt geklappt. Und er hatte nicht die kleinste Spur hinterlassen.
    Vorsichtig schob er das Messer in die Scheide zurück und verbarg es unter dem Fahrersitz des Autos. Als er zu der Stelle zurückging, wo sie lag und ihn noch immer mit weit aufgerissenen Augen anstarrte, öffnete er im Vorbeigehen den Kofferraumdeckel.
    »Komm, Herzchen«, sagte er, hob sie auf und warf sie sich über die Schulter. »Kurven wir ein bisschen durch die Gegend.« Er ließ sie in den Kofferraum fallen und tätschelte ihren nackten Po. Sie wimmerte, und er nickte zufrieden. »Keine Sorge, wir kommen morgen wieder. Amüsier dich in der Zwischenzeit ein bisschen. Du kannst zum Beispiel an mich denken.« Er strahlte sie an. »Du weißt doch, wer ich bin, hm?« Sie schüttelte heftig ihren kahl geschorenen Kopf, um zu leugnen, was so offensichtlich war, und er musste lachen. »Och, komm schon, Samantha. Du musst es wissen. Siehst du denn keine Nachrichten?« Er beugte
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