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Das Laecheln Deines Moerders

Das Laecheln Deines Moerders

Titel: Das Laecheln Deines Moerders
Autoren: Karen Rose
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Wunderkind?«
    Jenna senkte ihren Blick auf den Hefter. Ihre Miene war wieder ernst. »Ja. Nur, dass er nicht mehr derselbe Brad ist. Im letzten Test hatte er ein F. Und ich würde mir diesen hier am liebsten gar nicht ansehen.«
    »Jenna.« Lucas schüttelte den Kopf und wurde wieder zu dem in sich ruhenden, nachdenklichen Menschen, der für Lehrneulinge wie sie selbst ein so wunderbarer Mentor war.
    »Tu es einfach. Danach können wir darüber reden, was wir unternehmen sollen.«
    Jenna griff also entschlossen ein weiteres Mal nach ihrem Rotstift, schlug den Ordner auf und fand Brads Test ganz unten in dem dünnen Stapel. Ihr Mut sank, während sie eine Frage nach der anderen mit einem »x« markierte. Brad war ihr vielversprechendster Schüler gewesen; klug, redegewandt, ein sicherer Kandidat für das prestigeträchtige Stipendium, das eine Gruppe von Firmen aus Raleigh vergab. Er hatte diese einzigartige Gelegenheit im Grunde bereits verschenkt. Noch einen Test wie diesen, und er würde den Kurs nicht bestehen. Dann waren seine Chancen vertan, von den Colleges, die er sich ausgesucht hatte, angenommen zu werden. Wie war das bloß geschehen? Sie wusste es nicht. Wieder seufzte sie, als sie auf die erste Seite oben und unten ein »F« schrieb. Eine glatte Sechs. Sie schaute auf und sah, dass Lucas und Casey schweigend warteten.
    »Ich hätte nie gedacht, dass ich auf einer Arbeit von Brad Thatcher mal ein F sehen würde.« Sie legte den Stift auf den Tisch. »Was ist bloß los mit ihm?«
    Lucas nahm die Blätter und überflog den Test mit besorgter Miene. »Keine Ahnung, Jen. Manchmal haben die Kids Probleme mit der Freundin, manchmal Probleme zu Hause. Aber ich weiß, was du meinst. Ich hätte auch nie erwartet, dass Brad sich so ändern könnte.«
    »Glaubst du, dass es mit Drogen zusammenhängt?«, sprach Casey aus, was alle im Stillen fürchteten.
    »Es ist bekannt, dass es auch bei Jugendlichen aus so genanntem gutem Haus passieren kann«, sagte Jenna und schob Brads Test zurück in die Mappe. »Ich werde wohl oder übel seinen Vater anrufen müssen, aber ich bin wirklich nicht erpicht darauf. Der Grund dafür, wie Lucas ganz richtig festgestellt hat, ist die Reaktion von Rudy Lutz’ Vater, als ich ihm mitteilte, dass sein Sohn den letzten Test nicht bestanden hat und kein Football spielen darf, bis seine Noten sich gebessert haben.«
    Casey kam um den Tisch herum und hockte sich auf die Tischkante neben Jennas Stuhl. »Mr. Lutz hat es dir so richtig gegeben, was?«
    Bei dem Gedanken an das Telefonat zogen sich Jennas Eingeweide erneut zusammen. »Ich habe ganz neue Schimpfwörter gelernt«, sagte sie mit einem matten Grinsen. »Sehr inspirierend. Aber was Brad angeht, fühle ich mich furchtbar hilflos. Es kommt mir vor, als ob er sein Leben wegwirft. Wenn ich nur wüsste, was ich tun kann.«
    Casey verengte die Augen. Mit ihrer schmalen Hand griff sie nach Jennas Kinn. »Das werde ich dir sagen. Du rufst seine Eltern an, sagst ihnen, dass sie mit deiner Unterstützung rechnen können, und wartest erst einmal ab. Du bist nicht die Retterin der Welt, Jen. Der Junge ist keiner von deinen süßen verlassenen Welpen, die du davor bewahren kannst, eingeschläfert zu werden. Er ist ein Schüler im Abschlussjahr mit genügend Hirn, um eigene Entscheidungen zu treffen. Du kannst ihn nicht zu seinem Glück zwingen. Und das sind leider die harten Fakten. So ist das Leben, klar?«
    Schon in ihrer Collegezeit auf der Duke hatte Casey es sich zur Aufgabe gemacht, auf Jenna aufzupassen. Was nicht der Komik entbehrte, da Jenna Caseys kleine Gestalt um einiges überragte. Die beiden waren so unterschiedlich wie Tag und Nacht: Jenna war groß und dunkel, Casey klein und blond. Casey, ewiger Cheerleader und auf jeder Party anzutreffen, Jenna dagegen ruhig und distanziert. Selbst jetzt noch, da beide die Dreißig erreicht hatten, spielte Casey die Löwenmutter mit echter Hingabe. Jenna hatte es schon vor langer Zeit aufgegeben, sie davon abzubringen. »Jawoll, Ma’am. Du kannst mich jetzt loslassen.«
    Casey tat es, ohne jedoch den Blick von ihr zu wenden. »Sag mir, wie das Gespräch gelaufen ist.«
    Jenna suchte die Liste, auf der die Eltern und Erziehungsberechtigten der Schüler eingetragen waren. »Brad hat nur noch den Vater.«
    »Seine Mutter ist vor vier Jahren umgekommen«, erklärte Lucas. »Bei einem Autounfall.«
    Casey schürzte nachdenklich die Lippen. »Das allein würde ausreichen, um ein Kind aus der Bahn zu
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