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Das Laecheln Deines Moerders

Das Laecheln Deines Moerders

Titel: Das Laecheln Deines Moerders
Autoren: Karen Rose
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nicht vergessen. Noch ein Punkt, der für ihn sprach.
    »Tut mir Leid, Steven«, sagte eine gepresste Stimme hinter ihm. Steven drehte sich zu Agent Harry Grimes um, der noch immer heftig atmete. Sein Gesicht war blass, doch die grünliche Färbung war verschwunden, seit er seinen Magen um das kürzlich eingenommene Frühstück erleichtert hatte. Harry war neu beim SBI und noch in der Ausbildung. Er war Steven zugewiesen worden und entwickelte sich sehr vielversprechend. Das einzige Problem war sein empfindlicher Magen. Aber Steven konnte es ihm nicht verdenken. Auch er hätte sich wahrscheinlich übergeben müssen, wenn er sich die Zeit genommen hätte zu frühstücken. »Schon gut, Harry. So was kommt vor.«
    »Haben wir etwas gefunden?«
    »Noch nicht.« Steven hockte sich mit einem Stift in der behandschuhten Hand neben die Leiche. »Nackt, keine Papiere oder Kleider in der Nähe. Es ist gerade noch genug von ihr da, um sie als weibliche Person zu identifizieren.«
    »Weibliche, jugendliche Person«, fügte Kent hinzu. Stevens Kopf fuhr hoch.
    »Was?«
    »Weibliche, jugendliche Person, würde ich vermuten.« Kent deutete auf die Bauchregion der Leiche. »Gepiercter Nabel.« Harry schluckte hörbar. »Woher wissen Sie das?«
    Kents Mund verzog sich. »Wenn Sie ein bisschen näher rangehen, können Sie’s sehen.«
    »Nein, danke«, gab Harry mit erstickter Stimme zurück. »Okay, ein weiblicher Teenager«, sagte Steven und verlagerte sein Gewicht auf die Fußballen, »sie liegt schon mindestens eine Woche hier. Wir müssen die Vermisstenanzeigen durchgehen.« Behutsam rollte er den toten Körper auf den Bauch, und sein Herz setzte einen Schlag aus. Gleichzeitig stieß Harry einen leisen Fluch aus.
    »Was ist?« Kent schaute fragend von Steven zu Harry und wieder zu Steven. »Was denn?«
    Steven deutete mit dem Kugelschreiber auf das, was von der linken Gesäßhälfte des Mädchens noch übrig war. »Sie hatte eine Tätowierung.«
    Kent beugte sich vor und richtete sich dann blinzelnd wieder auf. »Sieht nach einem Peace-Zeichen aus.«
    Steven schaute zu Harry auf, dessen Miene von bitterer Gewissheit zeugte. »Lorraine Rush«, sagte Steven, und Harry nickte.
    »Wer war Lorraine Rush?«, fragte Kent.
    »Lorraine ist vor ungefähr zwei Wochen als vermisst gemeldet worden«, erklärte Harry. »Als ihre Eltern sie morgens zur Schule wecken wollten, war ihr Bett zwar benutzt, aber leer.«
    »Keinerlei Anzeichen für das gewaltsame Eindringen einer fremden Person ins Haus.« Steven musterte den Leichnam erneut. »Die logischste Erklärung war, dass sie von zu Hause ausgerissen war. Ihre Eltern behaupteten allerdings steif und fest, dass sie so etwas niemals getan hätte. Sie waren der Meinung, dass man sie entführt hat.«
    »Eltern behaupten immer, dass ihre Kinder niemals abhauen würden«, sagte Harry. »Wir können aber noch nicht sicher sagen, dass sie es nicht doch getan hat. Kann doch sein, dass sie irgendeinem bösen Buben begegnet ist.«
    Steven sah vor seinem inneren Auge das Bild einer lächelnden Lorraine Rush, wie er es auf dem Foto im Wohnzimmer der Eltern gesehen hatte. »Sie war sechzehn. Ein Jahr jünger als mein ältester Sohn.« Steven erlaubte sich einen kurzen Moment an Brad zu denken, der sich im letzten Monat so radikal verändert hatte, schüttelte die Sorge aber vorübergehend wieder ab. Er würde sich mit Brad und den Problemen, die sie beide miteinander hatten, auseinander setzen müssen, aber nicht jetzt. Zuerst musste er sich Zeit für Lorraine Rush nehmen. So viel sie brauchte.
    »Eine Schande«, murmelte Kent.
    Steven erhob sich und starrte hinab auf das, was von der ehemals hübschen, lebendigen jungen Frau übrig geblieben war. Heißer Zorn auf diese Bestie, die brutal andere Leben raubte, stieg in ihm auf, doch er drängte ihn zurück. »Wir müssen die Eltern benachrichtigen.« Auf diese Aufgabe freute er sich nicht.
    Eigentlich hätte es ihm nach all den Jahren leichter fallen müssen, Angehörigen die schreckliche Nachricht zu überbringen.
    Eigentlich.
    Tat es aber nicht.

Donnerstag, 29. September, 8.55 Uhr
    H allo, Steven. Alles okay?«
    Steven blickte auf. Sein Chef, Special Agent in Charge Lennie Farrell, betrachtete ihn mit besorgter Miene, und Steven hätte am liebsten gestöhnt. Wenn Lennie Farrell wissen wollte, ob alles okay war, dann bedeutete das, dass er mit Steven ein längeres Gespräch beginnen wollte. Und das würde ziemlich sicher irgendwann auf »den Vorfall«
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