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Das Labyrinth des Maal Dweb

Das Labyrinth des Maal Dweb

Titel: Das Labyrinth des Maal Dweb
Autoren: Clark Asthon Smith
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knospenden Frühling heraus wurden alle Menschen in den welken Herbst zurückversetzt. Nach dem Zeitsprung erinnerten sie sich nur noch an Ereignisse, die sich vor der wiedererwachten Stunde ereignet hatten. Von den künftigen Ereignissen, die auf diese Stunde folgten, besaßen sie keinerlei Kenntnis mehr. Doch als sie sich anschließend wieder in die Gegenwart zurückversetzt fanden, da entsannen sie sich plötzlich fassungslos des Waltens einer widernatürlichen Zaubermacht. Und Angst und Verwirrung ergriffen von ihnen Besitz. Und niemand konnte erklären, wie der Vorfall zu deuten sei.
    Für kurze Zeit hatten die Toten wieder gelebt … hatten die abgefallenen Blätter sich wieder mit ihren Zweigen vermählt … waren die Gestirne wieder auf ihre alten Himmelspositionen gerückt … war die Blume wieder zum Samen, die Pflanze wieder zur Wurzel geschrumpft. Dann erst, nachdem ihre Zyklen auf ewig in Unordnung geraten waren, hatte die Zeit ihren unterbrochenen Lauf fortgesetzt.
    Und dennoch: Die Bahn keines einzigen Himmelskörpers … kein einziges Jahr … kein einziger Augenblick in der Zukunft, nichts würde jemals mehr exakt dem von der Natur gewollten Lauf entsprechen. Die Störung, die Abweichung, die ich verschuldet hatte, schien sich auf vielfachste Weise auszuwirken. Die Sonnen drohten von der Bahn abzukommen. Jeder Planet, jedes Atom musste seinen Bestimmungsort im Universum stets um ein weniges verfehlen.
    All dies hielt Atmox mir warnend vor Augen, nachdem er den Blutfluss meiner Wunde gestillt hatte. Denn auch er war ins Gestern gereist während jener wiedererweckten Stunde, auch er hatte ein früheres Ereignis von Neuem durchlebt. Für ihn war es eine Stunde, da er hinabstieg in die tiefsten Gewölbe seiner Behausung. Dort hatte er Aufstellung bezogen in einem magischen, von zahlreichen Pentagrammen gesicherten Kreis. Und inmitten unheiliger Räucherschwaden, fluchbeladene Zauberformeln hersagend, hatte Atmox einen Dämon beschworen.
    Von diesem bösen Geist, heraufgerufen aus Hestans tiefstem Schoß, hatte Atmox einen Blick in die Zukunft verlangt. Doch der Geist, so schwarz und unförmig wie die Dämpfe kochenden Pechs, verweigerte dem Hexer eine klar verständliche Antwort. Stattdessen warf er sich wütend und mit reißenden Klauen gegen die Schutzwände des magischen Kreises. Und der Dämon erwiderte nur dies: »Du hast mich beschworen auf deine Gefahr. Machtvoll sind die Bannsprüche, die du benutzt hast, und nicht minder stark ist dein Bannkreis zum Schutz gegen mich. Vor allem aber hindern Raum und Zeit mich daran, an dir meinen Zorn auszutoben. Doch vielleicht wirst du mich dereinst ein zweites Mal rufen. Und es könnte in dieser selben Stunde dieses selben Herbstes geschehen. Und durch diese Beschwörung werden die Gesetze der Zeit gebrochen und ein Riss wird sich auftun im Raum. Durch diesen Riss aber werde ich zu dir gelangen, wenngleich erst später und auf gewundenen Wegen, und werde doch noch Rache nehmen an dir.«
    Damit verstummte der Geist. Aber noch immer strich er ruhelos um den Bannkreis herum, und seine brennenden Augen blickten auf Atmox herab wie Aschefunken aus einer hohen rußgeschwärzten Räucherschale. Hin und wieder drückte er seine von Reißzähnen starrende Schnauze an der unsichtbaren Mauer des Schutzkreises platt. Erst durch zweimaliges Aufsagen der Exorzismus-Formel gelang es Atmox schließlich, den Geist zu vertreiben.
    Während er mir dies im Garten berichtete, zitterte Atmox, und seine Blicke durchforschten die kurzen Schatten, die das Licht der im Zenit stehenden Sonnen hervorrief. Zugleich schien er nach etwas zu lauschen … schien darauf zu horchen, ob etwas Böses sich durch den Boden unter seinen Füßen zu ihm heraufgrub.
    Vierter Tag des Mondes Occalat … Geschlagen mit Schrecken und Ängsten, welche weit über jene von Atmox hinausgingen, verkroch ich mich in meiner Villa inmitten der Stadt Kalood. Ich war noch immer geschwächt vom Verlust des Blutes, das ich Xexanoth geopfert hatte. Schwarze Schatten verfinsterten mein Gemüt. Gespenstern gleich sah ich meine Dienstboten um mich herum kommen und gehen. Kaum achtete ich auf die bleiche Furcht in ihren Blicken oder die furchtbaren Geschehnisse, von denen sie flüsterten … Wahnsinn und Chaos, so sagten sie mir, gingen um in Kalood. Der Gott Aforgomon zürnte. Jedermann glaubte, dass eine furchtbare Vergeltung drohe für die naturwidrige Unordnung, in welche man die Stunden der Zeit gestürzt
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