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Das Labyrinth des Maal Dweb

Das Labyrinth des Maal Dweb

Titel: Das Labyrinth des Maal Dweb
Autoren: Clark Asthon Smith
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hatte.
    Heute Nachmittag überbrachten meine Diener mir die Nachricht von Atmox’ Tod. Mit gedämpften Stimmen berichteten sie, wie Atmox’ Novizen aus der Kammer, in der er allein inmitten seiner Hexenbücher und magischen Geräte hockte, ein Getöse vernommen hatten, als sei ein Sturm losgebrochen. Menschliche Schreie waren kurz inmitten des Tosens erklungen, begleitet von Klirren, als würden Weihrauchgefäße und Räucherbecken durch die Kammer geschleudert, und von Poltern und Krachen, als würden Tische und Bücher durcheinandergeworfen. Blut sickerte unter der geschlossenen Tür der Kammer hervor. Und noch während die scharlachroten Rinnsale vorankrochen, gerannen sie zu furchterweckenden Zeichen, welche einen unaussprechlichen Namen ergaben.
    Dann hatte der Lärm sich gelegt. Doch hatten es die Novizen lange Zeit nicht gewagt, die Tür zu der Kammer zu öffnen. Als sie endlich die Schwelle überschritten, fanden sie Boden und Wände rot gefärbt von Blut vor. Das Mobiliar war zerschmettert, und überall verstreut lagen Fetzen von Atmox’ Gewand, vermengt mit herausgerissenen Seiten seiner Zauberbücher und mit den Fleischbrocken und zermalmten Überresten seines eigenen Leibs. Atmox’ Hirn aber hatte als ein grässlicher Brei an der hohen Zimmerdecke geklebt.
    Sowie ich diese Geschichte vernahm, wusste ich, dass der von Atmox gefürchtete Dämon aus der Tiefe sein Opfer schließlich gefunden und seine Rachgier gestillt hatte. Auf unerfindliche Weise war er durch jenen Riss zu dem Hexer gelangt – durch jenen Riss, der im Ordnungsgefüge von Raum und Zeit klaffte, weil eine einzige Stunde durch Nekromantenkunst wiederholt worden war. Und wegen dieses naturwidrigen Risses hatten alle Macht und alles Wissen des Hexers ihn nicht vor dem Dämon zu schützen vermocht …
    Fünfter Tag des Mondes Occalat. Atmox, dessen bin ich gewiss, hat mich nicht verraten. Denn hätte er meine Freveltat offenbart, wäre dies zugleich das Eingeständnis seiner eigenen Mitschuld gewesen. Und doch habe ich heute Abend Besuch von den Priestern erhalten … Noch ehe die westlichste Sonne unterging, standen sie auf meiner Schwelle: schweigend, grimmig, die Blicke abgewandt wie von einer abscheulichen Verderbtheit. Mir, ihrem Mitpriester, geboten sie mit angewiderten Gebärden, ihnen zu folgen.
    So eskortierten sie mich fort von meinem Haus und durch die Straßen von Kalood, in Richtung der versinkenden Sonnen. Die Straßen waren menschenleer, als ob niemand dem Frevler begegnen oder ihn auch nur erblicken mochte … Wir gingen die Prachtstraße hinab, die von Säulen in der Gestalt riesiger Sonnenuhrzeiger gesäumt ist, und ich wurde vor die Pforten von Aforgomons Tempel gebracht: jene grässlich klaffenden Portale, deren gewölbte Öffnung dem hungrigen Maul eines Ungeheuers nachempfunden ist …
    Sechster Tag des Mondes Occalat. Man hatte mich in eines der Kellerverliese des Tempels geworfen. Dort war es dunkel, übel riechend und still wie im Grab – bis auf das Tröpfeln von Wasser ganz in der Nähe, dessen Monotonie mich in den Wahnsinn zu treiben drohte. In diesem Loch schmachtete ich, ohne zu merken, ob es noch Nacht war oder draußen der Tag schon begann. Licht sah ich nur, wenn meine Kerkermeister kamen und die Eisentür aufsperrten, um mich vor das Tribunal zu geleiten …
    So befanden denn die Priester mich für schuldig, und in einem furchtbaren Chor verkündeten sie das Urteil, als werde es mit einer einzigen donnernden Stimme gesprochen. Hernach rief der betagte Hohepriester Helpenor laut vernehmlich Aforgomon an. Er erbot sich, dem Gott als Sprachrohr zu dienen. Und er bat den Gott, durch ihn, sein williges Werkzeug, jene Strafe zu verkünden, die allein einer solch ruchlosen Untat gerecht werde, wie ich sie laut dem Schuldspruch meiner Mitbrüder verübt hatte.
    Kaum waren diese Worte gesprochen, da schien der Gott auch schon in Helpenor hineinzufahren, denn die Gestalt des Hohepriesters schwoll gewaltig an unter ihren Gewändern. Und die Worte, die aus seinem Mund hervorbrachen, tönten wie himmlisches Gewittergrollen:
    »Oh Calaspa! Mit deiner verruchten Totenbeschwörung hast du alle zukünftigen Stunden und Äonen ins Chaos gestürzt. Obendrein hast du damit dein eigenes Schicksal besiegelt. Gekettet seist du auf ewig an jene Stunde, welche, durch deinen Frevel aus der zeitlichen Ordnung gerissen, widerrechtlich zum zweiten Mal ablief. Gemäß unseren geheiligten Bräuchen sollst du den Tod der Feuerketten
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