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Das Labyrinth des Maal Dweb

Das Labyrinth des Maal Dweb

Titel: Das Labyrinth des Maal Dweb
Autoren: Clark Asthon Smith
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gemeißelter Sitz, und diesen Sitz nahm ihr Herr in starrer, gestraffter Haltung ein. Sein schweres Brokatgewand war verschwunden. Stattdessen verbargen gleißende Spiralen reinen weißen Feuers seinen Körper, den sie in Form aneinandergeschmiedeter Ketten vom Hals bis zu den Füßen umschlangen. Das grelle Leuchten dieser Ketten war der Frau unerträglich. Zusammengekrümmt wich sie zurück und schlug die Hände vor die Augen. Erst als sie eine Verdunklung ihrer Umgebung bemerkte, wagte sie, wieder hinzusehen. Das unheimliche Glosen erstarb und das Zimmer nahm wieder sein altvertrautes Aussehen an. Und wie zuvor saß Milwarp in einer Haltung am Arbeitstisch, als ob er gerade schrieb.
    Aufgewühlt und entsetzt, wie sie war, fand die Frau doch den Mut, zu ihrem Herrn hinzutreten. Ein grässlicher Gestank nach versengtem Fleisch quoll unter seinen Kleidern hervor. Diese allerdings wirkten völlig unversehrt und zeigten keine sichtbaren Brandspuren. Milwarp selbst war tot. Seine Finger umkrallten den Füllhalter, und aus seinen starren Gesichtszügen stierten die Augen gläsern hervor wie im Todeskrampf. Sein Hals und seine Handgelenke wurden rundum von furchtbaren, tief eingefressenen Brandwunden entstellt. Bei der Leichenschau kam heraus, dass diese Brandmale, deren Form an mächtige Kettenglieder gemahnte, sich fortsetzten und als gewundene Spur versengten Fleisches ebenso um Milwarps Arme, um seinen Rumpf und um seine Beine verliefen. Fraglos hatten diese Verbrennungen zum Ableben geführt: Milwarps nackter Leib war, so schien es jedenfalls, mit bis zur Weißglut erhitzten Eisenketten umwickelt worden.
    Der Augenzeugenbericht der Haushälterin stieß auf nur wenig Glauben. Dennoch sah sich niemand in der Lage, eine stichhaltige Erklärung für das bizarre Rätsel abzugeben, welches Milwarps Ableben aufgab. Seinerzeit rief es viele fruchtlose Erörterungen hervor. Aber wie bereits angedeutet, lenkten die Menschen ihre Aufmerksamkeit bald auf andere Themen. Die Bemühungen, das Rätsel zu ergründen, erlahmten rasch. Chemiker bemühten sich, die Zusammensetzung einer Droge zu ergründen, welcher Milwarp verfallen war – ein eigenartiges graues Pulver, durchsetzt mit kleinen perlenähnlichen Körnern. Doch ihre Tests wiesen lediglich die Beimischung eines Alkaloids nach, dessen Herkunft und Eigenschaften der westlichen Wissenschaft unbekannt sind.
    Mit jedem weiteren Tag, der verging, verlor sich die ganze Angelegenheit mehr aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit. Auch begannen jene, die mit Milwarp bekannt gewesen waren, eine Vergesslichkeit in Bezug auf den Mann zu offenbaren, die kaum weniger unerklärlich schien als sein bizarrer Tod. Die Haushälterin, die anfangs unbeirrbar zu ihrer Aussage gestanden hatte, teilte nach einer Weile die allgemeinen Zweifel an ihrem Erlebnis. Je häufiger sie ihren Bericht wiederholte, desto vager und verworrener fiel die Geschichte aus. Mehr und mehr Einzelheiten der widernatürlichen Vorgänge, deren von Grauen geschüttelte Zeugin sie gewesen war, schienen aus ihrem Gedächtnis zu entschwinden.
    Das Büchlein, in dem Milwarp anscheinend zum Zeitpunkt seines Todes geschrieben hatte, ging zusammen mit seinen übrigen Unterlagen in meine Obhut über. Es erwies sich als Tagebuch, dessen letzter Eintrag unvermittelt abbrach. Nachdem ich es gelesen hatte, fertigte ich mit eigener Hand in aller Eile eine Abschrift an. Denn aus unerfindlicher Ursache beginnt die Tinte von Milwarps Zeilen zu verblassen. Einige Stellen sind schon jetzt kaum noch zu entziffern.
    Dem Leser werden einige Textlücken auffallen. Sie verdanken sich Abschnitten, die in einem Alphabet abgefasst sind, das weder ich noch irgendein mir persönlich bekannter Fachmann zu entschlüsseln vermögen. Diese Abschnitte scheinen einen wesentlichen Bestandteil des gesamten Berichtes auszumachen, und sie häufen sich zum Schluss hin – ganz so, als hätte der Verfasser sich zunehmend einer Sprache bedient, an die er sich aus einem früheren Leben erinnerte. Derselben geistigen Rückwendung muss man auch die eigentümlichen Datierungen zuschreiben, die den Übertritt Milwarps, der allerdings weiterhin auf Englisch berichtet, von unserer heute gebräuchlichen zu einer vorweltlichen Zeitrechnung zu belegen scheinen.
    Nachstehend gebe ich das Tagebuch vollständig wieder. Es beginnt mit einer undatierten Anmerkung:
    Dieses Buch wird, falls man mich über die Eigenschaften des Rauschgifts Souvara zutreffend unterrichtet hat,
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