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Das Labyrinth des Maal Dweb

Das Labyrinth des Maal Dweb

Titel: Das Labyrinth des Maal Dweb
Autoren: Clark Asthon Smith
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den Bericht meines früheren Lebens in einem verschollenen Zeitzyklus enthalten. Seit sieben Monaten bereits befinde ich mich im Besitz dieser Droge. Bislang jedoch hielt mich die Angst davon ab, sie auszuprobieren. Nun allerdings entnehme ich bestimmten Anzeichen, dass schon bald meine Wissbegier die Oberhand über die Furcht gewinnen wird.
    Seit frühester Kindheit haben mich Ahnungen dunkler, unerklärlicher Art verfolgt, die darauf hinzudeuten schienen, dass ich in vergangenen Zeiten schon einmal gelebt habe. Diese Ahnungen äußerten sich eher in Empfindungen als in Gedanken oder Vorstellungsbildern – sie ähnelten den Gespenstern toter Erinnerungen. Verborgen in einem Winkel meiner Seele lebte seit jeher eine Sehnsucht, ein gestaltloses, wehmütiges Verlangen nach einer namenlosen Schönheit, die längst unter dem Staub der Zeit begraben lag. Zugleich suchte mich ein ebenso gestaltloses Grauen heim, eine Vorahnung, als schwebte der Schatten eines längst vergangenen, doch immer noch drohenden Verhängnisses über mir.
    Derartige Empfindungen bestanden während meiner Jugend wie auch im Erwachsenenalter unvermindert fort. Dennoch fand ich nirgendwo auch nur den geringsten Hinweis auf ihre Herkunft. Meine Reisen in den mystischen Orient, meine okkultistischen Forschungen brachten mich lediglich zu der Überzeugung, dass diese vagen Ahnungen zu einer älteren Inkarnation meiner selbst gehören, die unter dem Schutt fernster, längst verschollener Zeitalter begraben liegt.
    Schon oft hatte ich im Lauf meiner Reisen durch die buddhistischen Länder von dem Rauschgift Souvara gehört, von dem man sagt, es verhelfe sogar dem Uneingeweihten zur Erinnerung an seine früheren Leben. Endlich, nach vielen fruchtlosen Bemühungen, gelang es mir, ein Quantum jenes Rauschgifts zu beschaffen. Auf welche Art ich das Rauschgift in meinen Besitz brachte, ist durchaus des Erzählens wert, aber hier nicht weiter von Belang. Bis zur Stunde habe ich – wohl aufgrund der bereits erwähnten Vorahnung – noch nicht gewagt, das Rauschgift zu erproben.
    9. März 1933. Heute Morgen habe ich das Souvara zum ersten Mal eingenommen. Der Anweisung entsprechend löste ich eine genügende Menge in einem Glas reinen, destillierten Wassers auf und trank es aus. Anschließend lehnte ich mich behaglich in meinem Sessel zurück und atmete möglichst langsam und regelmäßig. Ich hegte keinerlei Vorerwartung bezüglich der Empfindungen, die mir anzeigen mochten, dass die Wirkung des Rauschgifts einsetzte. Man sagt nämlich, dass diese Begleitempfindungen vom Temperament des Konsumenten abhängen und somit stark schwanken können. Also schickte ich mich an, das Kommende in aller Ruhe abzuwarten, nachdem ich den Zweck des Experimentes gedanklich klar umrissen hatte.
    Eine Zeit lang machte sich keinerlei Wandel in meinen Wahrnehmungen bemerkbar. Ich verspürte lediglich eine geringe Beschleunigung des Pulsschlags und erhöhte meine Atemgeschwindigkeit entsprechend. Doch dann, ganz allmählich, wurde ich mir einer Schärfung des Sehsinns bewusst. Die chinesischen Läufer, die den Fußboden bedeckten, die Rücken der dicht gereihten Bände in meinen Bücherschränken, ja selbst das Holz der Stühle, Tische und Regale – all dies begann in neuartigen, nie gesehenen Farben zu leuchten. Damit einhergehend setzte ein eigentümlicher Wandel aller Größen und Formen ein … jedweder Gegenstand schien sich auf eine bislang ungeahnte Weise auszudehnen. Anschließend wurde meine Umgebung halb durchscheinend, als bestünde sie aus Nebelgebilden. Ich stellte fest, dass ich durch den marmorierten Einband einer bebilderten Paradise Lost -Ausgabe, die vor mir auf dem Tisch lag, hindurchsehen und die von John Martin verfertigten Illustrationen anschauen konnte.
    All dies, ich wusste es, bedeutete lediglich eine Erweiterung des normalen Sehvermögens. Es stellte nur den Auftakt zu jener Wahrnehmung okkulter Gefilde dar, die ich mir vom Souvara erhoffte. Abermals konzentrierte ich meine Gedanken auf das Ziel des Experimentes. Ich bemerkte, dass die Nebelwände sich nunmehr völlig aufgelöst hatten, als habe jemand Vorhänge beiseitegezogen. Rings um mich, gleich Spiegelungen auf bewegtem Wasser, flimmerten und wogten verschwommene Szenarien, und ständig löste eines das andere ab. An mein Ohr drang ein undeutliches, aber unablässiges Tönen. Es wirkte melodischer als das Flüstern des Windes, des Wassers oder des Feuers und schien eine Eigenschaft des
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