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Das Labyrinth des Maal Dweb

Das Labyrinth des Maal Dweb

Titel: Das Labyrinth des Maal Dweb
Autoren: Clark Asthon Smith
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erleiden. Doch wähne nicht, dass dieser Tod mehr ist als bloß ein Symbol für deine wahre Bestrafung. So vernehme denn dein Urteil:
    Nach deinem Feuerkettentod sollst du weitere Leben auf Hestan durchlaufen und anschließend auch die Epochen jener Welt durchwandern, die in Raum und Zeit auf Hestan folgen wird. Doch während all dieser Inkarnationen wird das Chaos, das du heraufbeschworen hast, dein ständiger Begleiter sein, und dies Chaos wird zunehmen wie ein immer breiter klaffender Riss. Und immerfort, während all deiner künftigen Inkarnationen, wird diese Kluft deine Wiedervereinigung mit der Seele von Belthoris verhindern … und immerdar, wenngleich nur um eine einzige Stunde, sollst du die Liebe verfehlen, derer du andernfalls oftmals wieder teilhaftig geworden wärest.
    Zuletzt aber, wenn die Kluft zum unüberbrückbaren Abgrund geworden ist, soll deine Seele nicht länger mehr die aufeinanderfolgenden Lebenszyklen durchlaufen. Zuletzt sei dir bestimmt, dich deines uralten Frevels in gnadenloser Deutlichkeit zu entsinnen. Und in der Erinnerung daran sollst du getilgt werden aus dem Lauf der Zeit. Auf der fleischlichen Hülle jener letzten Inkarnation wird das Mal der Feuerketten erscheinen, als abschließendes Zeichen deiner Bestrafung. Doch jene, die dich kannten, werden dich bald schon vergessen haben, und du wirst auf ewig in jenen Zyklen gefangen bleiben, die aufgrund deines Frevels dann dir ganz alleine gehören.«
    29. März . Ich schreibe dieses Datum in unsäglicher Verzweiflung nieder. Immer wieder rede ich mir ein, dass es einen Mann namens John Milwarp gibt, der im 20. Jahrhundert auf dem Planeten Erde lebt. Schon zwei Tage hindurch habe ich das Rauschgift Souvara nicht mehr benutzt. Und dennoch zog es mich zweimal in jenes Kellerverlies unter dem Tempel Aforgomons zurück, in dem der Priester Calaspa die Vollstreckung seines Urteils erwartet. Zweimal fand ich mich in jener stickigen Finsternis wieder und hörte ganz in der Nähe das träge Tropfen, als zähle eine Wasseruhr die schwarze Lebensdauer der Verdammten ab.
    Sogar nun, da ich am Arbeitstisch in meiner Bibliothek sitze und dies niederschreibe, ist es, als brächte eine uralte Mitternacht das Licht der Lampe zum Stocken. Die Bücherschränke verwandeln sich in Mauern aus feuchtem, nachtschwarzem Stein. Schon gibt es keinen Tisch mehr … und niemanden mehr, der daran schreibt … und ich atme aufs Neue die widerliche, kaltfeuchte Luft eines Kerkers, der sich fern jedes Sonnenstrahls in einer vergessenen Welt befindet.
    Achtzehnter Tag des Mondes Occalat . Heute wird man mich zum letzten Mal aus meinem Kerker holen. Helpenor selbst kam in Begleitung dreier Schergen, unter deren Bewachung er mich zum innersten Heiligtum des Gottes geleitete. Hinab stiegen wir, bis tief unterhalb des äußeren Tempelbezirks, und durchquerten weitläufige Krypten, von denen der gemeine Gläubige nichts ahnt. Kein einziges Wort drang über die Lippen meiner Bewacher, nicht eines Blickes würdigten sie mich. Für sie, so schien es, war ich bereits verbannt aus der Zeit und eingegangen ins Reich des Vergessens.
    Mein letzter Gang fand sein Ende an jenem steil abstürzenden Schlund, worin dem allgemeinen Glauben zufolge der Geist des Aforgomon haust. Rings um den Abgrund glommen fahle, weit auseinanderstehende Lichter gleich Sternen am Rand des unendlichen Alls. Aber es war, als ob der tiefschwarze Schlund jeden Lichtstrahl spurlos verschluckte. Hier nun packten die Scharfrichter mich und zwangen mich auf einen aus Stein gemeißelten Sitz, der über die furchtbare Kante des Abgrunds hinaushing. Eine schwere Kette aus schwarzem, rostfreiem Eisen, die im gewachsenen Fels verankert war, wurde wieder und wieder um mich geschlungen, bis sie meinen nackten Leib und meine Glieder vom Kopf bis zu den Füßen umschloss.
    Zu dieser Todesart hatte man bereits andere wegen Ketzerei oder Gottlosigkeit verurteilt … aber noch nie für einen solchen Frevel, wie ich ihn zu verantworten hatte. Nachdem man das Opfer mit der Kette umschlungen hatte, überließ man es sich selbst, auf dass es in sich gehe und über seine Schuld nachsinne – und eventuell sogar die göttliche Gegenwart des Aforgomon in der Finsternis spüre. Schließlich, nach Ablauf der Gnadenfrist, erglomm ein Licht in der Tiefe des Abgrunds, in den das Opfer aufgrund seiner Fesselung hineinstarren musste. Heller und heller erstrahlte das Licht, bis ein sonderbarer Flammenblitz heraufzuckte und in die
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