Das Kommando
Vergnügungen hingab, in diesem Raum, der so überladen war wie nahezu alles, was ihn umgab. Zu viele Kissen, zu viele Perserteppiche, zu viele Seidenbespannungen an den Wänden und zu viele Chiffondrapierungen an der Decke. Man kam sich dort teils wie in einem Bordell, teils wie in einem Harem in der Wüste vor. Möglicherweise war genau diese Wirkung beabsichtigt.
Bevor sich David dem Prinzen nähern konnte, trat Zhong vor und ließ den Blick suchend von Kopf bis Fuß über ihn gleiten. David öffnete sein Jackett und drehte sich einmal um die eigene Achse, um zu zeigen, dass er unbewaffnet war. Es belustigte ihn ein wenig, dass ihn Zhong nicht mehr abtastete. Jetzt wäre es vergleichsweise leicht gewesen, im Bund der Boxershorts eine kleinkalibrige Pistole zu verstecken. In jüngster Zeit war David, der wusste, für welche Sache er kämpfte, dieser Gedanke ab und zu gekommen. Der Prinz, dessen Ziele ihm nicht klar waren, widerte ihn immer mehr an.
Anfangs schien er mit großer Leidenschaft Davids Überzeugung zu teilen, dass es für die arabischen Völker nichts Wichtigeres gebe als die Gründung eines Palästinenserstaats. David hatte gehört, wie Prinz Omar voller Leidenschaft von seiner Hingabe an die Sache der Palästinenser gesprochen hatte, und ihm jedes Wort geglaubt. Das war über zwei Jahre her, und seither hatte er viel erfahren. In erster Linie war ihm klar geworden, dass sich Prinz Omar für nichts interessierte als seine eigene Lust. Dazu gehörte mitunter, dass er zusah, wie andere Menschen litten. Die vorgetäuschte Liebe zur Sache Palästinas war der dünne Firnis über einem sadistischen Hass auf Israel. In Davids Streben nach einem freien Palästinenserstaat hatte dieser das Mittel zu einem Zweck gesehen… das Ende Israels.
Mit einer für ihn ungewöhnlichen Geste stand Prinz Omar auf und lächelte ihm überdies zu. Er streckte die Arme aus wie ein Vater, der seinen Lieblingssohn begrüßt. Bevor David wusste, wie ihm geschah, hatte er ihn an die Brust gezogen. Das war die andere Seite des Prinzen. Ob er gut oder schlecht gelaunt war, stets war seine Stimmung ansteckend, und er riss jeden mit. Jetzt war er unübersehbar in bester Gemütsverfassung, und unwillkürlich musste auch David lächeln.
»Komm her, du Sieger«, dröhnte der Prinz.
Obwohl er sich keineswegs wie ein Sieger vorkam, ließ David zu, dass er ihn an sich drückte.
»Das hast du großartig gemacht«, fuhr Prinz Omar fort und tätschelte ihm den Rücken. »Hast du die Bilder gesehen?«, fuhr er fort.
»Nein. Ich habe den ganzen Tag im Flugzeug gesessen und keine Ahnung, was passiert ist. Was hat es mit der Bombendrohung in der UNO auf sich?«
Der Prinz wischte die Frage mit einer Handbewegung beiseite. »Das ist eine bloße Verzögerungstaktik der Amerikaner und hat nichts weiter zu bedeuten. Komm, du musst dir das Video ansehen.« Er nötigte David, in einem Sessel Platz zu nehmen, der vor einem großen Fernseher mit Plasmabildschirm stand. »Setz dich…
setz dich – ich will es. Anschließend gehen wir ins Casino und holen uns in der Diskothek ein paar Frauen.«
Zögernd nahm David Platz und sah zu, wie Omar eine Fernbedienung zur Hand nahm. »Was geht in der UNO vor? Warum hat die Abstimmung nicht stattgefunden?«
»Wegen der Bombendrohung. Aber mach dir keine Sorgen. Sie findet gleich morgen früh statt, und bestimmt wird die Resolution angenommen.«
David sah Omar misstrauisch an. »Woher wollen Sie das wissen?«
»Ich habe gerade mit meinem Bruder gesprochen. Schon den ganzen Tag rede ich mit diesem Waschlappen. Ich glaube, er hat sogar geweint, als er erfahren hat, dass Abdul in die Luft gejagt worden ist.« Omar hörte einen Augenblick lang auf, mit der Fernbedienung herumzuspielen, und sah David fassungslos an. »Sollte man das für möglich halten? Ein erwachsener Mann weint wegen einer solchen Lappalie? Mein Bruder ist ein Dummkopf.«
Davids fester Überzeugung nach gab es irgendwo in einem umfangreichen medizinischen Nachschlagewerk einen Begriff, der Prinz Omars Persönlichkeit zutreffend beschrieb, aber um den zu finden, würde man sich eine Weile hinsetzen und nachsehen müssen. Ohne auf die herabsetzenden Äußerungen über Kronprinz Faisal einzugehen, beharrte er auf seiner Frage. »Woher wollen Sie wissen, dass die Resolution morgen angenommen wird?«
»Alle ständigen Mitglieder der Vereinten Nationen haben meinem Bruder zugesichert, dass sie für die Entschließung stimmen werden.«
»Auch
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