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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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die Aussicht, mit den Franzosen zu einer Einigung zu kommen, sehr verlockend erschien.

75
    David gab dem Fahrer ein Trinkgeld, lehnte aber dessen Angebot ab, seine Tasche an Bord zu tragen. Nachdenklich blieb er an der Mole stehen und sah zu der riesigen weißen Yacht hinüber. Er freute sich in keiner Weise darauf, den Prinzen wiederzusehen, und es kam ihm vor, als sauge jemand all seine Kraft und Energie aus. Er wollte unbedingt Informationen und hätte viel für eine Möglichkeit gegeben, sie zu bekommen, ohne die Königliche Hoheit um eine Audienz bitten zu müssen.
    Zögernd setzte er einen Fuß vor den anderen und ging auf die Yacht zu. Er hatte kaum die Hälfte des Weges zurückgelegt, als er Devon LeClair auf dem offenen Landungssteg stehen sah. Hoch oben auf der Kommandobrücke gingen Männer in weißen Uniformen hin und her. Von seinen früheren Besuchen her wusste er, dass nachts mehr Leben auf dem Schiff herrschte als tagsüber, da der Prinz dann Gäste an Bord hatte. Er feierte seine ausschweifenden Feste, nachdem er aus der Diskothek und dem Spielkasino zurückgekehrt war. Die Kasinos in Cannes öffneten erst abends um acht, und die Superreichen vom Schlage des Prinzen suchten sie selten vor Mitternacht auf.
    Insgeheim hoffte David, dass Omar nicht an Bord sei und LeClair ihm sagen könne, was vorgefallen war, aber er bezweifelte, dass er so großes Glück haben würde. Bestimmt wollte sich der Prinz in allen Einzelheiten von ihm berichten lassen, vor allem von der Autobombe in Washington. Sie war sein Einfall gewesen. Anfangs hatte David das Ansinnen abgelehnt. Zu vieles konnte misslingen, zu viele Unschuldige, die sich in der Nähe aufhielten, konnten verletzt werden. Der Prinz aber hatte nicht lockergelassen, ihm monatelang in den Ohren gelegen und ihm immer mehr Geld angeboten und schließlich sogar gedroht, sich aus der ganzen Sache zurückzuziehen und David seinem Schicksal zu überlassen. Er hatte darauf hingewiesen, dass sich der saudische Kronprinz durch die Ermordung des Botschafters auf die Seite der Palästinenser ziehen lasse. Auch hatte er erklärt, er fordere seinen Bruder seit Jahren auf, den Amerikanern die Stirn zu bieten, und er werde zum richtigen Zeitpunkt bereitstehen, dem Kronprinzen einzuflüstern, was er von ihnen verlangen sollte, wenn sie sich für den entsetzlichen internationalen Zwischenfall auf ihrem Boden entschuldigten.
    Alles drehte sich um die Amerikaner, alles hing von ihnen ab. Da sie in der UNO das Vetorecht besaßen, waren sie die Einzigen, die sich der Schaffung eines Palästinenserstaats in den Weg stellen konnten. Da internationaler Druck nicht genüge, hatte der Prinz erklärt, müsse man ihn durch wirtschaftlichen Druck verstärken, und das lasse sich am ehesten durch die Ermordung von Kronprinz Faisals Lieblingsvetter in Amerika erreichen. Es sei nicht damit getan, der Welt wieder einmal deutlich zu machen, dass Kriminelle an der Spitze Israels standen, denn das wisse sie bereits. Zwar werde sich die UNO bei einer Ermordung des Botschafters der Sache der Palästinenser anschließen, aber ob das ausreiche, um ein Veto durch die Vereinigten Staaten zu verhindern? Möglicherweise nicht.
    Der ganze Plan hatte David von Anfang an nicht zugesagt, denn er befürchtete einen Misserfolg. Omar aber hatte sich, wie bisher stets in seinem Leben, letzten Endes durchgesetzt.
    Während er jetzt auf den Landungssteg zuging, fragte sich David wieder, was fehlgeschlagen sein konnte. Sie hatten alles bedacht, trotzdem hatten die Amerikaner aus irgendeinem Grund die Abstimmung hinausgezögert.
    Er zwang sich, LeClair zuzulächeln. »Guten Abend.«
    »Sie sehen müde aus«, antwortete der Franzose kurz angebunden.
    »Und Sie blendend wie immer«, gab David mit vorgetäuschter Aufrichtigkeit zurück.
    LeClair warf ihm durch seine Brille einen finsteren Blick zu. »Der Prinz erwartet Sie in seinem privaten Salon.«
    David nickte und setzte den Fuß an Deck.
    »Lassen Sie Ihr Gepäck hier. Ich sorge dafür, dass es in eine Gästekabine gebracht wird. Vermutlich wollen Sie über Nacht bleiben.«
    »Ich denke, ja.« David setzte die Tasche ab und machte sich auf den Weg zu seinem Wohltäter.
    Als er den verschwenderisch eingerichteten privaten Salon des Prinzen betrat, war er angenehm überrascht, dass außer diesem lediglich Zhong anwesend war, sein Leibwächter, der ihm nie von der Seite wich. Gewöhnlich empfing er die Freudenmädchen, mit denen er sich seinen sexuellen

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