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Das Kleine Buch Der Wahren Liebe

Das Kleine Buch Der Wahren Liebe

Titel: Das Kleine Buch Der Wahren Liebe
Autoren: Anselm Gruen
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und nicht für uns selbst. Barmherzig ist, wer ein Herz hat für die Unglücklichen und Armen. Aber bevor er ein Herz für die Unglücklichen und Armen haben kann, muss er ein Herz für das Arme und Unglückliche in sich selber haben.

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    Innere Harmonie braucht den liebevollen Blick auf das Feindliche in uns und außerhalb von uns. Und es braucht den Weg der Kontemplation, durch die wir in den inneren Raum der Ruhe und der Liebe in uns vordringen. Es ist letztlich die Liebe, die streitende Menschen miteinander versöhnt und die den inneren Zwiespalt in uns überwindet.

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    Wir brauchen Menschen, die uns Geborgenheit schenken. Und wir brauchen Gottes heilende und liebende Nähe, in der wir uns geborgen wissen. Doch wenn wir nur und ausschließlich von anderen Menschen oder von Gott diese bergende Nähe ersehnen, werden wir sie nie erfahren. Wir müssen etwas ganz Elementares lernen: Uns selbst nahe zu sein, es bei uns selbst auszuhalten, liebevoll mit uns umzugehen, damit wir auch die Nähe und Geborgenheit genießen können, die wir von anderen Menschen und von Gott erleben. Die Sehnsucht nach Geborgenheit darf uns nicht in die Passivität führen. Vielmehr soll sie uns in Bewegung bringen, damit wir uns selbst nahe kommen und uns für die Menschen öffnen, die schon in unserer Nähe sind. Wenn wir ihnen nahe kommen, werden wir auch ihre Nähe erfahren. Wenn wir uns nur allein gelassen fühlen und im im Schmollwinkel unserer Einsamkeit sitzen bleiben, wird allerdings nie jemand in unsere Nähe gelangen.

|46| Nur wenn ich mit mir in Berührung bin, kann ich mit anderen Menschen in Berührung kommen. Ich habe dann keine Angst mehr, dass der andere in mir etwas entdecken könnte, was ich vor mir verborgen habe. Wenn ich selber eingetreten in das Haus meines Leibes und meiner Seele wird es mir auch möglich, den anderen in mein Haus eintreten zu lassen. Ich kann ihm alles zeigen, was in mir ist, weil ich es mir selbst erlaubt habe, dass mein Lebenshaus so aussieht. Die Beziehung zu mir selbst nimmt mir die Angst vor der Nähe des anderen. Weil ich mir nahe geworden bin, vermag ich auch die Nähe des anderen nicht nur zuzulassen, sondern sie sogar zu genießen. Weil ich mir Freund bin, kann ich auch mit einem anderen Freund sein.

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    Wer kein Selbstvertrauen hat, ist auch dem anderen gegenüber misstrauisch. Wer in die Partnerschaft seine Mutterwunde mitbringt, der erwartet vom Partner oder von der Partnerin, dass sie sich ständig um ihn kümmert. Ein Mensch mit einer solchen Geschichte bekommt nie genug Zuwendung. Wer seine Vaterwunde mit sich trägt, der hat in sich ein tiefes Misstrauen. Er wird, wenn dieses Misstrauen geweckt ist, jedes Wort, das der andere ganz ehrlich meint, als Angriff gegen sich auslegen, und jeden Blick sofort als Ablehnung deuten. In so einem verwundeten Klima ist es nicht einfach, Vertrauen aufzubauen. Bevor das Vertrauen zum anderen wachsen kann, muss ich mich erst meinen eigenen Wunden stellen. Aber manchmal kann das Vertrauen des Partners auch meine Wunden heilen. Freilich nur dann, wenn ich meine Wunden nicht überspringe.

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    Schau in das Licht einer Kerze hinein und lass dieses Licht in alle Abgründe deiner Seele eindringen, in die verschlossenen Bereiche, in denen viel Verdrängtes und Unterdrücktes verborgen liegt, in die Dunkelheit der Trauer, in deine Angst, in deine Zweifel, in deine Unsicherheit, in deine Leere. Stelle dir vor, dass alles in dir von diesem warmen zärtlichen Licht einer Kerze erleuchtet wird. Im Licht dringt Gottes Liebe in Dich ein. Sie verurteilt Dich nicht. Sie vermittelt dir: Alles in dir darf sein. Aber alles kann auch verwandelt werden durch das Licht und durch die Liebe. Lass das Licht einfach in Dich eindringen. Vielleicht spürst du dann auch, wie es dir warm ums Herz wird, wie Liebe in Dich einströmt und dir vermittelt: Alles ist gut.
    Vielleicht kommen auch Sehnsüchte hoch, oder Bedürfnisse oder nicht gelebte Seiten an dir. Das kann manchmal schmerzlich sein. Doch es ist gut, wenn das Licht der Kerze Dich in Berührung bringt mit deiner Sehnsucht. Es zeigt dir, dass dein Leben nicht so eng und so leer ist, wie du es manchmal erfährst. In dir ist Sein Licht. Es will alles in dir erleuchten, heilen, mit Liebe und Hoffnung erfüllen.

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    Wir brauchen uns die Liebe nicht zu verdienen. Sie ist in uns. Der jüdische Philosoph Friedrich Weinreb drückt es so aus: „Von innen, vom Verborgenen her ist der Mensch schon gut und geliebt, aber
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