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Das Keltenkreuz

Das Keltenkreuz

Titel: Das Keltenkreuz
Autoren: Jason Dark
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so annimmt. Es ist wie ein Opfer, denn ich habe mich ihm selbst hingegeben. Es ist alles so wunderbar gekommen. Er kann nicht anders.
    Er weiß es. Er muß es tun und mich endgültig zu sich holen…
    Sein Kopf sank nach vorn. Er war ziemlich down, aber er wollte nicht aufgeben, nicht in dieser Nacht, in der ihn der Wind wie ein Tier umtoste.
    Er räusperte sich. Wieder suchte er nach Worten, und da spürte er den anderen. In den Augen fing es an. Ein starkes Brennen. Eine Flamme, deren Hitze ihn aufschreien ließ. Plötzlich zuckte er in die Höhe, er sprang nach vorn, um sofort stehenzubleiben, den Kopf wieder in den Nacken zu drücken, weil er sehen wollte, wie sich das Kreuz in seinem Zentrum verändert hatte.
    ***
    Ja, es war so. Er war da!
    Der Götze hatte ihn erhört, und Martin begrüßte ihn mit einem wilden, fast schon tierischen Schrei.
    Ob das Kreuz dort oben schwarz geworden war, konnte er nicht genau sagen. Jedenfalls hatte es sich verdunkelt, und der Steinkreis war an der Oberfläche zu einem schimmernden Spiegel geworden. Er hatte auch den Schnittpunkt der beiden Balken mit einbezogen. Ein Spiegel, wie es ihn nicht geben konnte, wie er einmalig auf der Welt war. Er zog den Blick des Abts magisch an.
    Der Mönch schaute nur dorthin, nicht woanders. Er wollte sich selbst sehen. Er würde dann erkennen, daß ihn die andere Seite als Diener akzeptierte.
    Noch blieb das Brennen in seinen Augen. Er kümmerte sich nicht darum.
    Die Fläche dort oben war wichtiger. Alles andere zählte nicht.
    Noch war sie nur dunkel. Noch war sie glatt. Ein schwarzer Spiegel ohne Licht.
    Aber darin bewegte sich etwas. Plötzlich schien der Hintergrund nach vorn gedrückt zu werden. Etwas aus unauslotbaren Tiefen näherte sich immer mehr, und der Abt starrte mit offenem Mund hin.
    Es war kaum zu fassen.
    Ein Bild.
    Augen, ein Gesicht, eine Nase, ein Mund, der leicht offenstand. Plötzlich umwirbelten grelle Blitze das Kreuz an seiner höchsten Stelle, ohne in den Boden zu fahren.
    Sie blieben, sie erhellten die Umgebung, und der Abt spürte das Fremde, das Alte und Unheimliche. Hier war jemand erschienen, den sonst niemand sah. Der Götze Lug hatte sich seinem Diener gezeigt, und zwar in der Gestalt eines Menschen.
    Oder sollte das Gesicht einem Tier gehören?
    So genau wußte der Abt es nicht. Aber es war böse, es hätte zu einem Tier gepaßt, und in seinen Augen schimmerten plötzlich die weißen Kreuze auf.
    Sie waren auf den Kopf gestellt. Das Zeichen des Sieges. Lug hatte gewonnen.
    Er schaute mich an! Der Abt schaffte es kaum, seine Gedanken unter Kontrolle zu halten. Er schaute mich an. Er will mich. Er hat mich akzeptiert. Er hat mir seine Augen gegeben.
    Ich bin wie er. Er hält zu mir.
    Ein finsterer Jubelsturm durchtoste den Mann. Er schaute zu diesem Kreuz hoch wie ein Sklave zu seinem Herr, der auf die entsprechenden Befehle wartet.
    Alles würde er tun, alles…
    Und er ging weiter.
    Nein, nicht von allein, denn plötzlich spürte er den gewaltigen Sog, der ihn gepackt hielt. Das war nicht der normale Wind, diese Kraft hatte einen anderen Geburtsort und war durch keine Grenzen zu stoppen. Sie hatte sich dem Menschen geöffnet, der zitternd über den Boden glitt, die Beine Schritt für Schritt vorbewegte und plötzlich merkte, daß er den festen Boden unter sich verlor…
    ***
    Das Wetter hatte sich verschlechtert. Wir mußten uns gegen einen steifen und harten Wind anstemmen, der aus Nordwesten wehte, als wollte er alles von der Insel wegfegen, was nicht niet- und nagelfest war.
    Zum Glück regnete es noch nicht.
    Vivian und ich kämpften uns durch. Der Weg bis zum Kreuz war nicht weit, aber die Finsternis der Nacht machte uns einen Strich durch die Rechnung. Wir konnten es nicht sofort sehen, und auch nicht den verräterischen Abt.
    Als Vivian neben mir aufschrie, wußte ich, daß sie doch etwas entdeckt hatte. Ihren rechten Arm hielt sie vorgestreckt, die Hand zitterte, als wäre sie unter den Einfluß des Sturms geraten, aber ich wußte schon, was sie meinte.
    Dort stand das Kreuz!
    Ein mächtiges Gebilde aus Stein.
    Ich ging schneller, und auch die Frau beschleunigte ihre Schritte. Ihr Gesicht sah ebenso verbissen aus wie das meine. Wir konzentrierten uns einzig und allein auf ein Ziel, aber wir hatten den Abt noch nicht gesehen. Er schien von der Dunkelheit des Erdbodens verschluckt worden zu sein.
    Näher und näher kamen wir.
    Der Wind wollte nicht verschwinden. Er peitschte gegen unsere
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