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Das katholische Abenteuer - eine Provokation

Das katholische Abenteuer - eine Provokation

Titel: Das katholische Abenteuer - eine Provokation
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt
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Sexualität verstehen Jugendliche heute Analverkehr. Ein Dreizehnjähriger fragte seine Mutter: »Mama, was ist eigentlich Faustficken?« Wollust ist im wahrsten Wortsinn ein abgefucktes und kaltes Geschäft geworden, ohne jedes Interesse an echter Lust oder Ekstase oder gar Liebe. Was sie interessiert, ist Geld. Rund hundert Milliarden Dollar setzt die Porno-Industrie um.
    Im besten Falle trübt Wollust das Urteilsvermögen und gibt alternden Cavalieri wie unserem Silvio »Papi« Berlusconi noch einmal das Gefühl, durchaus im Rennen zu sein. Sein TV-Imperium hat er auf die »Velina« genannten Showgirls gegründet, die langbeinig und stets lächelnd durch die populären Quiz-und Sportshows führen. Nun gedachte er auch seine Politik mit dieser Mischung zu durchsetzen – er schickte drei Veline als Kandidatinnen für das Europaparlament ins Rennen. Das
Vorhaben wurde gestoppt, nach energischen Protesten seiner Frau. Als dann Fotos von einer enthemmten Party aus Berlusconis »Villa Certosa« in der Presse zirkulierten – neben Tschechiens ehemaligem Regierungschef waren jede Menge Nymphen geladen –, reichte sie die Scheidung ein.
    Mittlerweile hat Berlusconi ernsthafte Probleme, denn in dem Harem, aus dem er sich bediente, sollen auch minderjährige Gespielinnen gewesen sein. In den Protokollen der abgehörten Telefonate äußern sich die üppig beschenkten Freundinnen zudem äußerst verächtlich über den alten Galan. Der Lack des Latin Lover ist ab. Dass er bei manchen immer noch Sympathien verzeichnen kann, zeigt, dass die Wollust und das mit ihr verbundene Spektakel den Schwachsinn durchaus befördern können, was die katholische Pädagogik schon immer predigte und was auf keinem Beichtzettel fehlte: Die Unkeuschheit, insbesondere die Onanie, führe, so hieß es, zu zerebraler Zersetzung und Rückenmarksschwund.
    Dabei kann die so unendlich trivialisierte Todsünde Wollust eine überaus spannende Geschichte aufweisen. Ihr Dämon (Asmodäus) wurde als ernstzunehmender Gegner aufgefasst. Der heilige Antonius im dritten Jahrhundert wurde ständig von ihm versucht, obwohl weit und breit nichts war, das ihm hätte Nahrung geben können. Nur Sand und Gebete und Askese eines heiligen Mannes, der zum Gründer des christlichen Mönchtums werden sollte. Antonius’ Wort hatte Gewicht. Er soll mit Konstantin dem Großen korrespondiert haben. Dennoch hatte er zu kämpfen mit der Wollust. Er war ein Weiser, der wusste: »Wer in der Wüste sitzt und Herzensruhe pflegt, ist drei Kämpfen entrissen: dem Hören, dem Sehen, dem Reden. Er hat nur noch einen Kampf zu führen: den gegen die Unreinheit!«
    In der Versuchung des heiligen Antonius hat Gustave Flaubert diesem Dämon und seinen Versuchungen glühend Worte verliehen, hat Ketten aus bunten Traumbildern gereiht, schillernde Verführungsdichtung in orientalischer und antiker Pracht, das Ganze ein früher religiöser Acid-Trip unter heißer Wüstensonne.

    Wollust ist ein gefährlicher Gegner, denn sie kommt überfallartig auf Sünder und Heilige gleichermaßen hernieder. Wahrscheinlich ist das »Begehre nicht…« das einzige Gebot, das auch die tugendreichsten Menschen zu Versagern werden lässt. Nicht morden, nicht stehlen, das geht in Ordnung. Aber nicht begehren?
    Schon der Blick ist die Tat, da sind sich die Evangelisten mit dem Islam einig, doch auch für die Juden ist die krankhafte Wollust (»yetzer hara«) eine Verführung durch das »Böse«, das jedem Menschen innewohnt. Nicht begehren? Selbst Buddha, der Erleuchtete, hat jahrelang darum gerungen. Womit der Dämon des Begehrens nicht rechnen konnte, ist, dass ihm, in der Gegenwart, der metaphysische Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Wo soll er noch wüten, wenn alle bereits im Swingerclub abhängen und sich dort zu Tode gähnen?
    Schon bevor die Hysterisierung um die Sexualität begann, zunächst mit Freud, dann den Ritualen der 68er gegen die sogenannte repressive Sexualmoral, mahnte Schopenhauer zur Gelassenheit: »Wozu der Lärm? Wozu das Drängen, Toben, die Angst und die Not? Es handelt sich ja bloß darum, dass jeder Hans seine Grete finde.« Kann man die Wollust endgültiger und cooler zur Hölle schicken?
    Ira: Zorn und Rachsucht
    Wir werden in der Beschäftigung mit der Todsünde Zorn nicht umhinkommen, den alttestamentarischen Gott selbst ins Gebet zu nehmen. Der Morgen, an dem die neue Ära des Zorns anbrach, hätte nicht ruhiger beginnen können für den Mann, den der Höchste für eine
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