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Das katholische Abenteuer - eine Provokation

Das katholische Abenteuer - eine Provokation

Titel: Das katholische Abenteuer - eine Provokation
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt
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hätt’ ich vierundzwanzig Beine«, sagt Mephisto zu Faust.
    Kapital und die Anhäufung von Kapital – marxistisch: Akkumulation – bestimmen seither den Takt, nach dem unsere Gesellschaft tanzt, mit einer eisigen Pause im vorigen Jahrhundert, als die Gleichheitsideologen den ausgeträumten Marx als Praktiker ernst nahmen und dem Menschen den Egoismus aus der Seele herauszuoperieren versuchten. Es blieb ein erfolgloses Experiment am lebenden Organismus mit jeder Menge Leichen.
    Wir haben uns also einzurichten mit der Habgier. Und deshalb müssen wir uns jetzt hinter den Maschendrahtzaun des Butner-Gefängnisses in North Carolina begeben, wo ein weißhaariger Gentleman Boule und Schach spielt und von den Mithäftlingen respektvoll »Pate« genannt und um Autogramme gebeten wird. Es handelt sich um Bernie Madoff, der das wohl größte Schneeballsystem der Finanzgeschichte ins Rollen gebracht hat. Und hier ging es um Summen, die Madoffs Mithäftlinge nicht einmal denken können. Der Mann hat seine Gläubiger um geschätzte 65 Milliarden Dollar erleichtert. Sein Geheimnis: Er konnte sich auf die Habgier verlassen. Nicht seine eigene, sondern die seiner Kunden.
    Tatsächlich hat Madoff, der als Rettungsschwimmer in Queens seine ersten Dollars verdiente, seine Jugendliebe heiratete, später als Börsenhändler erfolgreich war, nicht besonders
protzig gelebt. Gut, da waren das Penthouse an der East 64th Street in New York, ein Neun-Millionen-Dollar-Haus mit sieben Badezimmern in Palm Beach, ein Embraer-Regional-Jet 145, ein Haus in Frankreich, die 17-Meter-Yacht und ein bisschen Schmuck, ein paar antike Armbanduhren. Jeder dahergelaufene russische Milliardär bringt mehr auf die Waage, und er zeigt es.
    Madoff hingegen habe eher bescheiden gewirkt, versichern die Geprellten, die Schlange standen, um sich von ihm vertreten zu lassen. Darunter waren die Sekretärin, die geerbt hatte, genauso wie Hollywood-Star John Malkovich; der Ruheständler, der von einem sorgenfreien Alter mit ein bisschen Luxus träumte, genauso wie Steven Spielberg und der untadelige Elie Wiesel mit seiner Stiftung. Es ging um Menschen, die Gutes taten, aber auch um Broker, die ihre Portfolios glänzen lassen wollten. Es ging um Verwalter von riesigen Pensionskassen. Allen lag das gleiche Motiv zugrunde: Sie wollten mehr.
    Wie sehr die Habgier die Systeme an den Rand des Abgrunds gebracht hat, hat besonders die letzte große Finanzkrise gezeigt. Die Welt erstrahlte im Zeichen universeller Habgier. Habgier bei den Börsenzockern der Lehman-Bank. Habgier bei den Bankern von Morgan Stanley und anderen Big Playern auf der Jagd nach gigantischen Bonuszahlungen. Habgier bei Kleinanlegern, die sich auf Spekulationen einließen und sich ruinierten. Habgier auch in der Politik. Mit welchem Treibstoff sollte Silvio Berlusconi sich sonst sein Medienimperium zusammengezimmert haben?
    Da er katholisch ist, sollte er sich dieses Pauluswort aus dem Epheserbrief zu Herzen nehmen: »Denn das sollt ihr wissen: Kein unzüchtiger, schamloser oder habgieriger Mensch – das heißt kein Götzendiener – erhält ein Erbteil im Reich Christi und Gottes.« Soweit erkennbar ist, liegt unser italienischer Mediendarling, was den Weg ins Himmelreich angeht, in allen drei Bereichen schwer hinter der Gnade zurück – avanti, Signor Presidente!
    Luxuria: Wollust und Genusssucht
    Bevor wir auf Silvio Berlusconis Kandidatinnen zum Europaparlament zu sprechen kommen, also auf die Todsünde Wollust, ein Blick auf die Gesamtlage. Man kann mit Fug und Recht behaupten: Die Wollust hat sich totgesiegt. Sie hat alle Geheimnisse verloren. Sie hat Staatsmänner zu Deppen gemacht, Karrieren ruiniert, Ehen in Trümmerhaufen verwandelt. Sie hat sogar, man sollte es nicht fassen, Kirchenmänner verführt. Kurz: Sie hat die letzten Masken der Lust abgelegt.
    Wer die peinlichen Hearings zur Lewinsky-Affäre im amerikanischen Kongress verfolgt hat, sagte sich irgendwann: Hätte dieser rotgesichtige Naturbursche Clinton, der mächtigste Mann der westlichen Welt, nicht wenigstens einmal den Reißverschluss oben lassen können? Besonders in diesem Falle, der doch so durchsichtig war und konsumiert wurde wie ein Hamburger?
    Die Wollust ist Fast Food geworden. Sie ist jederzeit greifbar. Über einen Mausklick rülpsen die Porno-Seiten jede ihrer Spielarten auf den Bildschirm. Das Top-Video der Internetseite Youporn wurde mehr als 35 Millionen Mal geklickt. Die Fantasie ist optisch totgeschlagen. Unter
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