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Das Karrieremacherbuch

Das Karrieremacherbuch

Titel: Das Karrieremacherbuch
Autoren: Svenja Hofert
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dass junge Menschen sich selbst schwer einschätzen können. Eigentlich klar: Es fehlt der Vergleich. Hier hilft es, in den Lebensläufen von Menschen zu stöbern, die das machen, was Sie sich als Berufsziel vorstellen könnten. Das Internet und XING sind da sehr hilfreich. Noch mehr eine umfassendere Recherche: Je mehr unterschiedliche Menschen Sie zu Ihren Möglichkeiten befragen, desto runder wird das Bild, das Sie erhalten.

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KEIN PLAN IST DER BESTE PLAN
    Anfang 2009. Es ist Krise. Der Hörsaal der Uni Hamburg ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Alle wollen wissen, wie und wo sie jetzt Jobs finden. Ganz viele Fragen, ganz viel Angst vor dem, was diese schlimme Krise wohl mit den Berufschancen macht, die vor wenigen Monaten noch so glänzend schienen.
    Up an down
    Nach dem Vortrag spricht mich ein junger Mann an. Einen MBA hat er mit Schwerpunkt in Finance. »Können Sie mir etwas Zukunftssicheres empfehlen?«, fragt er. »Mein Plan war, Investmentbanker zu werden. Ich habe mich mit mathematischer Wahrscheinlichkeitsberechnung beschäftigt und auf dieses Ziel hingearbeitet. Jetzt läuft in dem Beruf ja nichts mehr. Was soll ich nur machen?«
    Stimmt wohl. Mit dem Investmentbanking der alten Schule ist es vielleicht nicht vorbei, aber schwieriger. Hoffentlich dieses Mal auf Dauer, denn nach der Krise im Anschluss an den Fall der New Economy waren Banker schon mal arbeitslos. Der Mensch hat ein Kurzzeitgedächtnis, sonst würde er sich erinnern, dass Investmentbanker ein traditioneller Up-and-down-Beruf ist – das vergisst man schnell, wenn’s up geht. Doch leider schalten viele auf der Jagd nach vermeintlichen Karriereaussichten und hohen Verdienstmöglichkeiten Gedanken an den Schweinezyklus aus.
    Am deutlichsten wird das, wenn Sie sich Spanien ansehen. Mein Schwager lebt seit 15 Jahren dort, und deswegen bekomme ich meine iberischen Nachrichten aus erster Hand.
    Spanien ist weniger vom Exporteinbruch betroffen als vielmehr von einer ähnlichen Privatverschuldung wie die USA. Die Immobilienpreise hatten sich in schwindelerregende Höhen gedreht, die Bürger sich weit über ihre Möglichkeiten verschuldet. Das Land erntet jetzt die Saat der unterbrochenen Schuldenspirale und hat mit einer Arbeitslosenquote von 17,4 Prozent die höchste in der Europäischen Union. Alle Sektoren sind betroffen, auch die Banken. Einige Banker erhalten mit 45 Jahren ein Pensionsangebot, damit sie den Platz frei machen für die Schar junger Akademiker, die vor der Tür mit den Füßen scharrt.
    Eine Akademikerschwemme überzieht das Land (wobei deutsche Bauingenieure immer noch gute Chancen haben, aber auch nur die). MBA-Studiengänge sind sehr beliebt. 30 Prozent der MBAs studierten in Spanien auf das Ziel Investmentbanker. Sie alle müssen wie mein MBA aus Hamburg nun ihr berufliches Ziel ändern, und die Business Schools haben ein heftiges Problem damit.
    In Deutschland studieren viele MBAs mit dem Karriereziel Industrie und weniger auf Investmentbanking. Doch auch bei uns müssen sich viele Akademiker aufgrund des veränderten Arbeitsmarktes neue und oft weniger ehrgeizige Ziele setzen.
    In diesen Zeiten sind Vollzeit-MBA-Studiengänge auf der ganzen Welt rappelvoll, weil viele lieber noch ein Studium anhängen, um auf bessere Zeiten zu warten. Dann strömen noch mehr gut ausgebildete Akademiker auf den Markt. Ich glaube nicht, dass dieser Markt sie auch nur annähernd so aufnehmen kann, wie sie es erwarten und wie die MBA-Anbieter es ihnen versprechen. Und ich finde das auch gar nicht schlimm. Zeitweise nicht gefragt sein hilft, auf andere Gedanken zu kommen – und berufliche Pläne noch mal zu überdenken.
    Im Hörsaal erwartet jemand meine Antwort
    »Was würden Sie tun, wenn Sie kein Geld verdienen müssten?«, frage ich. Er überlegt und sagt dann: »Keine Ahnung. Nach Italien zu meiner Freundin gehen wahrscheinlich. Meine Freundin ist Schauspielerin. Sie kann sich ihre Engagements noch nicht aussuchen.«
    »Warum gehen Sie nicht einfach runter?«, frage ich.
    »Es gibt dort keine Jobs für mich, und ich kann kein Italienisch«, erwidert er.
    »Italienisch können Sie lernen, und wahrscheinlich reicht sowieso Englisch. Wenn Sie mal nicht an Geld und Karriere denken: Was könnten Sie da unten machen?«
    Er denkt nach und lächelt nach einiger Zeit.
    »Ich könnte in einer Bar arbeiten, im Büro eines Hotels, in einer Bank, vielleicht in einem Reisebüro … Oder meine Freundin managen. Sie ist
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