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Das Karrieremacherbuch

Das Karrieremacherbuch

Titel: Das Karrieremacherbuch
Autoren: Svenja Hofert
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langweilig oder viel zu fordernd oder unterfordernd ist und selten genau richtig.
    Hinter diesen Fragen steckt sehr viel Unsicherheit. Ich kann mich nicht erinnern, dass es in meiner Berufsanfangszeit so viel Unsicherheit gab. Wenn ich zurückdenke und mir die schwer gealterten ehemaligen Mitschüler bei Stayfriends, Abi-Jahrgang 1985, anschaue (jaja, lästert ruhig auch über mich), fällt mir niemand ein, der damals lange über seine berufliche Zukunft nachgedacht hätte. Man wurde einfach irgendetwas. Die Söhne der gehobenen Mittelschicht – damals gab es sie noch – wurden, was ihre Väter waren: Arzt oder Rechtsanwalt, nicht ahnend, dass Juristen mit weniger als sieben Punkten in den Staatsexamina heute entweder 25 000 Euro brutto in einer Stadtrandkanzlei verdienen oder Empfänger von aufstockendem Arbeitslosengeld II bzw. Hartz-IV-Grundsicherung sind. Ich erinnere mich erst recht an niemanden, der seine Laufbahn plante und sie in sauber getrennte Karriereschritte einzuteilen suchte. Karriereberatung an den Universitäten oder privat ist auch eine Erfindung der neueren Zeit. Damals gab’s so was nicht – was übrigens eine meiner Motivationen war, mich mit dem Thema zu beschäftigen. Ich finde es absolut richtig, sich mit seiner beruflichen Zukunft auseinanderzusetzen. Keine Frage.
    Heute top, morgen Flop?
    Doch diese Zukunft wackelt. Der Arbeitsmarkt verändert sich gerade radikal, und mit ihm alle Vorstellungen von dem, was Sie mal machen und werden und wohin Sie streben können. Ihnen wurden Chancen versprochen, an die Sie glaubten. Doch die gibt man Ihnen nicht. Sie haben den Schrei nach Akademisierung und Bildung gehört, aber Sie bekommen keinesfalls einen sicheren Return. Ihr »Wert« auf dem Arbeitsmarkt steht und fällt wie der Kurs von Aktien: heute top, morgen Flop. Was bleibt, ist ein unsicheres Gefühl.
    Bin ich mit meinem Lebenslauf top oder Flop? Es ist alles so unklar, niemand weiß, wie es wird, jeder sagt etwas anderes. Die Vorhersagen von Experten scheinen aus der Glaskugel wunderbarer Jobperspektiven zu entspringen, wenn sie Fachkräftemangel, den demografischen Wandel und die Chancen von Frauen im Top-Management voraussehen. Um Sie dann am nächsten Tag im Hexenkessel düsterer Prognosen schmoren zu lassen, die von Prekarisierung und Gehaltsverfall sprechen.
    Von der Hochschule zu Hartz IV?
    Alles super oder eine Katastrophe? Ganz offensichtlich hängt die Wahrnehmung der Zukunft eng damit zusammen, ob man noch studiert oder schon gemerkt hat, wie das Leben – mit Job oder ohne – nach dem Studium wirklich ist. Studenten scheinen eher Optimisten zu sein: Nach einer Studie von Ernst & Young vertrauten mitten in der Krise im Juni 2009 84 Prozent der Studenten auf eine hoffnungsvolle Zukunft. 2 Anders sieht das unter Berufserfahrenen aus, auch das übrigens krisenunabhängig. Schon Studenten, die jobben, unterscheiden sich auffällig von der nicht arbeitenden Studentenschaft und sehen ihre Berufschancen düster. 3 37 Prozent der Hochschulabsolventinnen und -absolventen hängten 2008 ein Praktikum an ihr Studium an, 11 Prozent sogar ein zweites – die Effekte der Wirtschaftskrise dürften diese Zahlen weiter nach oben treiben. Und so wundert es nicht, wenn die Kommentare zu positiven Nachrichten bei Online-Karriereseiten oft zynisch sind. »Was bringt der beste Abschluss, wenn demnächst 80 Prozent der Hochschulabsolventen Hartz IV beziehen?«, kommentiert etwa der Leser »Skeptiker« unter einem Welt -Artikel über angeblich stabile Einstiegsgehälter. 4
    Tatsache ist: Ein gefühlt hoher Anteil an Berufsneulingen bezieht Hartz IV. Ich kenne Beispiele von Mathematikern und Physikern, die sich dafür schämen, genauso wie von Geisteswissenschaftlern, Architekten, Bauingenieuren wie auch Illustratoren und Künstlern.
    Spätestens nach einigen Monaten auf dem freien Arbeitsmarkt merken die größten Optimisten, dass die unterschiedlichen Botschaften, die auf sie einströmen, ihre Ursache in der realen Welt haben. Es gibt eine Kluft: auf der einen Seite eine vielversprechende Konzernwelt, in der Einstiegsgehälter von 40 000 Euro normal sind, für Spezialisten auch 100 000 Euro. Und auf der anderen Seite monat liche 1 600 Euro brutto für einen Job, der Studium, Berufserfahrung und zwei Sprachen fließend voraussetzt – der aber auch nicht nur in Berlin-Mitte schwer zu bekommen ist, weil auch die Schlechtzahler hohe Ansprüche und genug Auswahl haben.
    Hilfe, wo ist da der der Benefit für
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