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Das Karrieremacherbuch

Das Karrieremacherbuch

Titel: Das Karrieremacherbuch
Autoren: Svenja Hofert
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tun Sie, was Ihnen Spaß macht. Jedenfalls in sportlicher Hinsicht und in Sachen Ehrenamt. Zwangssport und Pflicht-Ehrenamt sind als Karriere-Sicherheitstraining gänzlich ungeeignet.
Der »Traumjob« als Planungsinstrument
    Eine Gruppe von Bewerbern ist auf die Karriere, eine andere auf den Traumjob fixiert. Diese Gruppe geht nicht zum Karriereberater, sondern zum Coach. Oder sie macht Tests. Oder sie kauft ein Buch. Zur Berufsfindung gibt es ein Meer von Büchern. Für diese Bücher interessieren sich meist jene geschätzten 40 Prozent eines Jahrgangs, deren Vorstellung von Karriere nicht oder nicht ausschließlich an die Eigenschaften »gutes Gehalt« und »stetiges Höherklettern« in der Hierarchie ausgerichtet ist. Diese Traumjobsucher haben schon sehr früh den Eindruck gewonnen, irgendeine seltsame Berufskraft müsse in ihnen schlummern. Sie denken, jeder hätte einen natürlichen, sozusagen göttlich eingeimpften Berufswunsch. Deshalb wundern sie sich oft, dass es bei ihnen selbst nicht so ist – und mutmaßen, nicht okay zu sein, weil sich dieser Berufswunsch ja irgendwo in den Untiefen der Seele verstecken muss.
    Suche in der Frühzeit
    Also stochern sie gemeinsam mit einem Coach, manchmal auch unterstützt durch die per Studiengebühr finanzierten Career Center der Hochschulen, in der eigenen Frühzeit vor dem zwölften Lebensjahr herum (Feuerwehrmann?). Traumjobsucher analysieren Stärken, machen Tests wie Explorix (wonach ich Rektorin hätte werden müssen – so weit zu Treffsicherheit und Arbeitsmarktrelevanz) und besuchen Seminare, die die Grundannahme des göttlich vorgegebenen Berufswunsches – meist Schriftsteller, Journalist, Coach (!) oder Popstar – prägen oder weiter verfestigen. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich halte Tests für sehr sinnvoll. Ich finde es indes gefährlich, diese als mehr anzusehen als ein kleines Indiz und bestenfalls als einen Puzzlestein. Wie fatal eine Testgläubigkeit sein kann, wurde mir richtig bewusst, als mir in der Beratung eine Juristin gegenübersaß, die sich nach der Empfehlung des Geva-Tests 10 durch sechs harte Studienjahre gequält hatte, aber Jura und die sich aus dem Fach ergebenden beruflichen Perspektiven wie die Pest hasste. Das war ihr schon früh bewusst geworden, aber sie hatte den ursprünglichen Plan aus Angst vor den Konsequenzen für den Lebenslauf nicht aufgeben wollen.
    Nur noch Popstars
    Erschreckend sind Vereinfachungen durch solche Tests und in Ratgebern. Natürlich ist es wichtig, sich an dem zu orientieren, was eine Person kann. Nur: Junge Menschen wissen das oft noch gar nicht. Schließlich geht es nicht nur ums Wollen, Wünschen und Können, sondern um überlebens- und entwicklungsfähige Karrierekonzepte für den Arbeitsmarkt. Doch die Betrachtungsweise der derzeitigen Berufsorientierung ist überwiegend sinnorientiert. Es soll darum gehen, einen Sinn im Job zu finden, sich selbst zu verwirklichen. Man vergisst, dass Selbstverwirklichung im Prekariat relativ schwerfällt.
    Und manche Berufsorientierung führt geradewegs dorthin. Es steckt eine bestimmte Geisteshaltung dahinter, die sich auch bei Richard Nelson »Dick« Bolles, dem Urvater der Berufsfindung nach der Work-Life-Planning-Methode, widerspiegelt. Sie lautet so wie komischerweise auch ein Buchtitel: Finde den Job, der dich glücklich macht. 11 Nicht wenige Jobcoachs legen ihrer Argumentation eine geradezu spirituelle Sichtweise der Welt zugrunde. Den Beruf erheben diese Coachs zum absolut sinngebenden Element im Leben – welche Folgen das hat, sehen wir unter anderem in Kapitel 2. Die Autorin und Berufsfindungsexpertin Angelika Gulder schreibt in ihrem Buch gar Sätze wie »In meinen Augen sind wir Teil eines großen Ganzen und haben die Aufgabe, unseren ganz eigenen und nur für uns bestimmten Platz in diesem Ganzen einzunehmen (…)«. Sie definiert Berufung unter anderem theologisch und zitiert das Internetportal wissen.de , das »Berufung« mit »der Ruf Gottes an einen Menschen, der einen Auftrag zur Verkündigung oder zur Erfüllung bestimmter Aufgaben einschließt« definiert. 12
    Der Leser könnte den Eindruck gewinnen, der Berufswahl wohne eine Art göttlicher Kraft inne, zumal wenn er zum Beispiel liest, dass Frau Gulder im Prinzip schon mit zwölf Jahren wusste, dass sie Seminare veranstalten wollte. 13
    Aha. Wieso aber interessiert sich Gott dann erst seit Martin Luther überhaupt für das Thema Arbeit, wenn es in uns angelegt ist? Vor Luther fanden
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