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Das Juwel der Elben

Das Juwel der Elben

Titel: Das Juwel der Elben
Autoren: Alfred Bekker
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gingen zusammen mit den Riesen an Bord. Die Bretter des Landungsstegs ächzten unter dem Gewicht so vieler Zylopier, und so waren die beiden Elbenkinder heilfroh, als sie schließlich wieder festen Boden unter den Füßen spüren.
    „Und nun?“, fragte Sarwen. „Hast du dir schon mal überlegt, wie es jetzt weitergehen soll?“
    „Auf jeden Fall ist Rarax hier. Spürst du ihn auch so deutlich?“
    Sie nickte. „Ja, er kann wirklich nicht weit weg sein.“
    „Wenn sich wirklich der Knochenherrscher persönlich für ihn interessiert, müssen wir ihn wahrscheinlich im Palast suchen.“
    „Aber da wird man uns sicher nicht so einfach hineinspazieren lassen!“
    „Abwarten. Wir haben ja schließlich unsere Magie, mit der wir uns notfalls helfen können. Und solange Dunkelheit herrscht, macht das vielleicht auch einiges leichter!“
    Doch Daron und Sarwen sahen sich erst einmal etwas um. In Skara schien auch in der Nacht das Leben weiterzugehen. In den Werkstätten und Schmieden wurde gehämmert, und selbst auf dem Markt boten zu dieser Zeit vor allem Blaulinge noch ihre Waren feil. Überall hingen Laternen, deren heller Schein in manchen Straßen den Eindruck erweckten, es wäre heller Tag.
    Aber es war kein gewöhnliches Licht, das in diesen Laternen brannte, sondern blaue Flammen, die durch Magie erzeugt wurden. Nach dem Palast des Knochenherrschers wagten sie sich nicht zu erkundigen. Und nach Rarax und dem Juwel fragten sie nur sehr vorsichtig bei einigen der Blauling-Händler nach.
    „Ja, so ein Juwel und ein gefesseltes Tier wurden hier tatsächlich angeboten. Aber die gibt es nicht mehr zu kaufen“, erklärte ihnen ein Händler, der dadurch auffiel, dass er helles, fast weißes Haar hatte. Ansonsten waren alle anderen Blaulinge, denen sie bisher begegnet waren, schwarzhaarig. Der Händler beugte sich über den Tisch. „Beides ist jetzt dort oben!“, raunte er, und dabei betonte er die Wörter dort oben auf eine ganz eigenartige Weise.
    „Du meinst die Burg?“, fragte das Elbenmädchen nach.
    „Ich habe schon genug gesagt“, brummte der Händler. „So ist das eben: Manch wenigen ist es vergönnt, alles zu bekommen, wonach ihnen der Sinn gerade steht.“ Der Blauling zwinkerte den beiden Elbenkindern zu.
    „Ich nehme an, dass dies auf uns drei leider nicht zutrifft.“
    Daron und Sarwen drangen schließlich bis zur Burg des Herrschers von Skara vor, wo der Knochenherrscher offenbar residierte. Auch sie war hell erleuchtet. An den Mauern brannten Fackeln, an denen blaue Flammen loderten. Hinter den Brustwehren patrouillierten Wächter, in der Mehrheit echsenartige Whanur – soweit sich das überhaupt sagen ließ, denn sie trugen zumeist Helme mit geschlossenem Visier.
    Das Burgtor stand offen. Nur ein Fallgitter war herabgelassen, und an den Seiten standen zwei Whanur mit langen Hellebarden Wache. Über die Burgmauern hinweg ragte der Palas, das große Hauptgebäude. Daron beeinflusste eine Möwe, die vom See her über die Stadt flog, und für einen Moment schaffte er es, mithilfe seiner magischen Fähigkeiten durch die Augen des Vogels zu sehen, sodass er einen besseren Überblick bekam.
    Möwen waren leicht beeinflussbar. Früher hatten sich Daron und Sarwen einen Spaß daraus gemacht, die Möwen der Küste bei Elbenhaven mit den Tauben von König Keandirs Burg um die Wette fliegen zu lassen. Aber als die Einwohner von Elbenhaven sich beim König beschwerten, dass ganze Schwärme von Möwen und Tauben sich gegenseitig über den Häusern um die Wette jagten und dabei ihren Dreck auf die elbisch-reinen Straßen fallen ließen, war Schluss damit gewesen. Und inzwischen waren sie aus diesem Alter auch heraus.
    Trotzdem musste Sarwen grinsen, als sie die Möwe beobachtete und begriff, dass Daron geistige Kontrolle auf sie ausübte.
    „Vielleicht sollten wir das zur Feier unserer Rückkehr nach Elbenhaven mal wiederholen“ , meinte der Elbenjunge in Gedanken.
    „Ach komm, wir sind über hundert. Da tut man so etwas nicht mehr.“
    Durch die Augen der Möwe erkannte Daron, dass das Hauptgebäude der Burg wie ein sechseckiger Turm aussah. Im Gegensatz zu allen anderen Gebäuden sowohl in der Burg als auch in der sie umgebenden Stadt war dieser Sechseckturm nicht beleuchtet. Außerdem schien er keinerlei Fenster zu geben, durch die Licht hätte dringen können. Wie ein großer dunkler Schatten stand er da, und selbst der Fackelschein, das von den anderen Gebäuden und den Mauern herüberdrang, schien
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