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Das Jahr des Hasen

Titel: Das Jahr des Hasen
Autoren: Arto Paasilinna
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sich.
    Der Taxichauffeur sagte: »Rufen Sie einfach an, ich bringe dann das Gras.«
    5. KAPITEL
    Die Verhaftung
    Mitte Juli hatte es Vatanen an die Landstraße nach Nurmes verschlagen. Es regnete, er fror.
    Er war gerade aus dem Linienbus Kuopio-Nurmes ge­ stiegen. Und hier stand er nun auf der Straße, wurde naß, nur wegen eines spontanen Einfalls. Bis ins Kirch­ dorf Nilsiä waren es noch viele Kilometer.
    Der Hinterlauf des Hasen war geheilt, außerdem war das Tier mächtig gewachsen und paßte kaum noch in den Korb.
    Hinter der Kurve stand immerhin ein Haus, eine an­ derthalbgeschossige, recht stattliche Behausung. Vata­ nen beschloß, dort um ein Nachtquartier zu bitten. Im Vorgarten arbeitete eine Frau im Regenmantel, ihre Hände waren schwarz von Erde. Sie war alt, und Vata­ nen sah im Geiste seine eigene Frau. Irgend etwas an dieser Frau erinnerte an sie.
    »‘n Tag.«
    Die Frau richtete sich aus ihrer gebückten Haltung auf, musterte den Ankömmling und danach den nassen Hasen, der vor Vatanen hersprang.
    »Mein Name ist Vatanen, ich bin gerade aus Kuopio gekommen und aus Versehen hier ausgestiegen, eigent­ lich wollte ich ins Kirchdorf Nilsiä. Es regnet ja ein bißchen, und wie schaut es sonst so aus?«
    Die Frau sah auf den Hasen.
    »Was ist denn das da?«
    »Das ist bloß ein Hase. Er stammt aus Heinola, ich habe ihn als Reisebegleitung mitgenommen. Wir sind zusammen auf Wanderschaft.«
    »Aus welchem Grund sind Sie unterwegs?« fragte die Frau mißtrauisch.
    »Es gibt keinen eigentlichen Grund, ich ziehe bloß mit dem Hasen ein bißchen durch die Gegend, zum Zeitver­ treib… Wie gesagt, ich bin aus dem Bus gestiegen, und ich werde langsam müde. Könnte ich wohl bei Ihnen übernachten?«
    »Ich frage Aarno.«
    Die Frau ging ins Haus. Der Hase knabberte vor Hun­ ger an den Gartenpflanzen. Vatanen verbot es ihm, nahm ihn schließlich auf den Arm.
    Auf der Treppe erschien ein kleiner Mann in mittleren Jahren mit beginnender Glatze. Er sagte zu Vatanen: »Gehen Sie! Wir nehmen niemanden auf. Verschwinden Sie auf der Stelle.«
    Vatanen wurde allmählich böse. Er bat den Mann, wenigstens ein Taxi für ihn zu rufen.
    Der wiederholte seine Aufforderung, er schien Angst zu haben. Vatanen trat auf die Treppe, um die Sache zu erklären, aber der Mann verschwand im Haus und schlug ihm die Tür vor der Nase zu. Merkwürdige Leute, dachte Vatanen.
    »Ruf schon an, das ist doch ein Irrer«, hörte er durch das Fenster die Stimme der Frau. Also rufen sie doch wenigstens ein Taxi, dachte Vatanen.
    »Ja, hier bei Laurila, kommen Sie sofort, er steht vor der Tür, versucht einzudringen, er ist verrückt. Er hat einen Hasen bei sich.«
    Das Telefongespräch war beendet. Vatanen drückte die Klinke der Haustür, sie war verschlossen. Es regnete immer noch. Der Mann rief wütend von drinnen, Vata­ nen solle ja nicht die Tür einschlagen. »Ich habe eine Waffe«, schrie er.
    Vatanen setzte sich in die Gartenschaukel, denn die hatte ein Dach. Die Frau rief aus dem Fenster: »Kommen Sie ja nicht rein!«
    Nach einiger Zeit fuhr ein schwarzes Polizeiauto auf den Hof. Zwei uniformierte Beamte stiegen aus. Sie schritten auf Vatanen zu. Auf der Treppe des Hauses erschien das Ehepaar, zeigte auf Vatanen und sagte: »Nehmen Sie ihn mit, das ist er.«
    »Also«, sagten die Polizisten, »was wollten Sie denn hier?«
    »Ich habe darum gebeten, mir ein Taxi zu rufen, aber man hat Sie gerufen.«
    »Und einen Hasen haben Sie auch?« Vatanen öffnete den Korb, in dem der Hase soeben vor
    dem Regen Schutz gesucht hatte. Das Tier lugte furcht­ sam heraus, wirkte ein wenig schuldbewußt. Die Polizi­ sten blickten einander an, nickten. Der eine sagte: »Also los, geben Sie schon den Korb her.«
    6. KAPITEL
    Der Kommissar
    Die Polizisten saßen mit dem Hasen vorn, Vatanen allein im Fond. Das erste Stück fuhren sie schweigend, aber kurz vor dem Kirchdorf sagte der Polizist, der den Korb hielt: »Darf man mal gucken?«
    »Klar, aber heben Sie ihn nicht an den Ohren hoch.« Der Polizist öffnete den Korb und betrachtete den Ha-
    sen, der seinen Kopf herausstreckte. Auch der Polizist am Lenkrad spähte in den Korb. Er drosselte das Tem­ po, um besser zu sehen.
    »Ein diesjähriger«, sagte er. »Vielleicht ein Wurf vom Spätwinter.«
    »Kaum. Vor ein paar Wochen war er noch ganz winzig. Ist wahrscheinlich im Mai geboren.«
    »Ist ein Männchen«, sagte der andere Polizist. Sie erreichten das Kirchdorf und parkten vor der
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