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Das Jahr des Hasen

Titel: Das Jahr des Hasen
Autoren: Arto Paasilinna
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Poli­
    zeistation. Der Hasenkorb wurde geschlossen, Vatanen hineingeführt.
    Der Wachhabende saß mit geöffnetem Uniformhemd schläfrig im Büro. Er freute sich sichtlich, daß er Gesell­ schaft bekam.
    Sie boten Vatanen einen Stuhl an. Er holte Zigaretten aus der Tasche, hielt die Schachtel den Polizisten hin. Nach einem Blickwechsel nahmen sie sich jeder eine Zigarette. Das Telefon klingelte, der Wachhabende nahm ab.
    »Polizei Nilsiä, Heikkinen. Aha. Ist klar, wird morgen abgeholt. Hier ist alles ruhig, erst ein Fall heute abend.« Er schaute auf Vatanen, als wollte er abschätzen, von welcher Art Fall dieser sein mochte. »Wir wurden ange­ rufen, von Laurila, der Mann wollte angeblich gewaltsam bei ihm eindringen. Sieht sehr ordentlich aus, ist gerade gebracht worden. Auf Wiederhören.«
    Er legte auf.
    »Die Sozialarbeiterin. Hänninen muß morgen in die Anstalt gebracht werden, von allein will er nicht.«
    Der Wachhabende musterte Vatanen prüfend. Er ord­ nete die Papiere auf dem Schreibtisch und bemühte sich um einen amtlicheren Ton: »Kommen wir zur Sache. Darf ich mal Ihre Papiere sehen?«
    Vatanen überreichte ihm seine Brieftasche. Der Wachhabende zog die Ausweise und einen Packen Geld­ scheine heraus. Auch die beiden anderen Polizisten wollten den Inhalt der Brieftasche sehen. Der Wachha­ bende studierte die Papiere und begann dann, laut das Geld zu zählen. Das dauerte eine ganze Weile, die mono­ tone Stimme des Mannes hallte durch den Raum. Es klang wie das Auszählen der Stimmen bei den Präsiden­ tenwahlen.
    »Ziemlich viel«, sagte er. »Fünftausendachthundert­ fünfzig Mark.«
    Lange Zeit herrschte Schweigen.
    »Ich habe mein Boot verkauft«, erklärte Vatanen schließlich.
    »Die Quittung haben Sie nicht zufällig dabei?« Nein, die besitze er nicht mehr, mußte Vatanen
    zugeben.
    »Ich könnte mir nicht leisten, einen solchen Haufen Scheine mit mir rumzutragen«, sagte einer der beiden Polizisten.
    »Ich auch nicht«, sagte der andere finster. »Sind Sie der Vatanen, der für die Zeitung schreibt?«
    fragte der Wachhabende.
    Vatanen nickte.
    »Und was führt Sie in diese Gegend? Haben Sie den Hasen bei sich, weil Sie einen Artikel schreiben wollen?«
    Vatanen erklärte, daß er nicht dienstlich unterwegs sei. Er fragte, wo er übernachten könne, denn langsam werde er müde.
    »Wir haben hier die Strafanzeige von Doktor Laurila, er ist der Gemeindearzt von Nilsiä. Laurila hat verlangt, daß wir Sie festnehmen. Mehr weiß ich auch nicht.«
    Vatanen sagte, seines Wissens könne kein Laurila einfach so über die Festnahme anderer Leute bestim­ men.
    »Wir müssen prüfen, woher Sie das viele Geld in der Tasche haben und so. Und was dieser Hase zu bedeuten hat. Der Doktor behauptet, Sie wollten gewaltsam bei ihm eindringen, hätten ihm gedroht und ihn gezwungen, ein Taxi zu rufen. Und Sie hätten auch noch ein Nacht­ quartier verlangt. Es liegt genug gegen Sie vor, um Sie nicht einfach laufenzulassen, was nicht heißen soll, daß es sich hier um eine große Sache handelt. Sie brauchen mir bloß zu sagen, weshalb Sie hier unterwegs sind.«
    Vatanen erzählte, er sei von zu Hause und von seiner Arbeit fortgelaufen, im Grunde befinde er sich auf der Flucht und habe noch gar nicht bedacht, was er anfan­ gen solle. Er wolle sich einfach nur im Land umsehen.
    »Ich werd mal bei den Jungs in Kuopio anfragen«, ent­ schied der Wachhabende und wählte eine Nummer, »‘n Abend, hier ist Heikkinen aus Nilsiä, wir haben da einen recht seltsamen Mann… Er hat einen zahmen Hasen bei sich, ist Journalist, wurde telefonisch bei uns wegen Hausfriedensbruch angezeigt, wollte gewaltsam zwecks Übernachtung in ein Haus eindringen… Ja, und er hat sechstausend Mark im Portemonnaie. Verrückt wirkt er trotzdem nicht, deswegen ruf ich nicht an, aber was soll man mit ihm machen? Er will weg… Kann ich ihm na­ türlich ausschreiben… Tja, er sagt, er hat kein direktes Ziel, will sich bloß mit dem Hasen ein bißchen um­ schauen. Betrunken ist er nicht, sehr ordentlich. Aha. Bloß, daß es nachher keine Scherereien gibt… Ach so, müssen wir wohl machen… Schönen Dank auch. Hier regnet es, schon den ganzen Tag, tschüß.«
    »Die Jungs in Kuopio sagen, wir sollen Sie über Nacht in Gewahrsam nehmen, wo Sie doch obdachlos sind und soviel Geld haben, und dann ist da noch die Anzeige. Wären Sie mit dieser Regelung einverstanden?«
    »Könnten Sie nicht den Kommissar anrufen? Die in Kuopio haben doch
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