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Das Jahr des Hasen

Titel: Das Jahr des Hasen
Autoren: Arto Paasilinna
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er stelle den drei Personen, die gleich kämen, sein Zimmer zur Verfügung. Und schon war er draußen auf der Straße.
    Auf Umwegen näherte er sich der Bank und spähte von weitem, ob seine Frau noch ihren Posten hielt. Da war sie, das Biest. Vatanen zog sich hinter die Hausecke zurück.
    Der Chefredakteur und der Fotograf hatten inzwi­ schen die Kneipe verlassen. Sie gingen in die Bank und kamen bald in Begleitung von Vatanens Frau wieder heraus. Alle drei machten sich auf den Weg zum Hotel. Vatanen hörte seine Frau sagen: »Ich hab euch ja ge­ sagt, so einfach schnappen wir den nicht.«
    Als die drei außer Sichtweite waren, betrat Vatanen ruhig die Bank, ging zum Schalter und zeigte seinen Personalausweis. Der Beamte las darin den Namen.
    »Ihre Frau hat Sie gesucht. Gerade eben ist sie gegan­ gen.«
    »Ich weiß. Ich treffe sie nachher.«
    Vatanen erhielt seine siebentausend Mark, abzüglich sechs Mark Gebühren für die Eilüberweisung. Vatanen quittierte und steckte das Geld ein, es war ein ganz schöner Batzen. Währenddessen hockte der Hase auf der Glasplatte des Schaltertisches. Die weiblichen Bankangestellten hatten ihre Arbeit unterbrochen und sich versammelt, um das niedliche Tier zu bewundern, alle wollten es streicheln.
    »Vorsicht mit dem Hinterlauf«, mahnte Vatanen gut­ mütig.
    »Ach, wie goldig«, sagten die Frauen. In der Bank herrschte plötzlich eine Atmosphäre, daß einem warm ums Herz wurde.
    Nur mit Mühe gelang es Vatanen, die Bank zu verlas­ sen. Dann eilte er zum Taxistand auf dem Markt, stieg in ein großes schwarzes Auto und sagte zum Fahrer: »Nach Mikkeli, schnell!«
    In Vatanens Hotelzimmer wurde heftig debattiert. Ur­ sache war der Zettel, den man auf dem Tisch gefunden hatte. Darauf stand: »Laßt mich gefälligst in Frieden. Vatanen.«
    4. KAPITEL
    Pflanzen
    Sonniges Mikkeli, grenzenlose Freiheit. Vatanen saß auf einer Bank im Zentralpark, der Hase suchte den Rasen nach Eßbarem ab. Vom Busbahnhof näherten sich vier grellbunt gekleidete Zigeunerinnen, sie blieben stehen, sahen sich den Hasen an und zogen Vatanen in ein Gespräch. Die Frauen waren in fröhlicher Stimmung und wollten den Hasen kaufen.
    Sie erklärten Vatanen, wo das Büro des Wildschutz­ amtes Süd-Savo lag.
    Eine der Frauen wollte ihm unbedingt wahrsagen: »Ein großer Umsturz«, sagte sie und erklärte, Vatanen habe unter starkem Druck gestanden und einen wichti­ gen Entschluß gefaßt. Die Lebenslinie seiner Hand zeige eine wildbewegte Zukunft, er habe viele Reisen in Aus­ sicht, Sorgen werde er keine haben. Als Vatanen der Frau Geld geben wollte, nahm sie es nicht.
    »Aber Söhnchen, was soll man im Sommer mit Geld!« An der Tür zum Wildschutzamt hing ein Zettel mit der
    Nachricht, der Wildhüter U. Kärkkäinen sei zu Hause anzutreffen. Vatanen nahm ein Taxi und fuhr zu der angegebenen Adresse. Auf dem Hof bellte ein großer Hund. Als er den Hasen witterte, begann er fürchterlich zu heulen. Vatanen wagte sich nicht näher heran.
    Ein großer junger Mann kam aus dem Haus, um den Hund zu beruhigen. Vatanen trat ein. Der Wildhüter bot seinem Gast einen Stuhl an und fragte, wie er ihm behilflich sein könne.
    »Was frißt so ein Tier?« fragte Vatanen, hob den Hasen aus dem Korb und setzte ihn zwischen sich und den Wildhüter auf den Tisch. »Der Tierarzt in Heinola hat mir Salat empfohlen, aber der ist so schwer zu beschaf­ fen. Gras scheint er nicht zu mögen.«
    Kärkkäinen betrachtete den Junghasen mit sachkun­ digem Interesse.
    »Ein Männchen, kaum einen Monat alt. Wollen Sie ihn aufziehen? So etwas ist laut Gesetz streng verboten.«
    »Er wäre ohne mich gestorben, sein Hinterlauf war gebrochen.«
    »Ja, ich sehe. Aber die Sache muß legalisiert werden. Ich schreibe Ihnen eine offizielle Genehmigung aus, den Hasen als zahmes Tier halten zu dürfen.«
    Er schrieb mit der Maschine ein paar Zeilen auf ein Blatt Papier, drückte einen Stempel darauf und setzte seinen Namen unten in die Ecke. Der Inhalt lautete:
    Bescheinigung.
    Hiermit bescheinige ich, daß der Inhaber dieses Schreibens die amtliche Genehmigung besitzt, einen wilden Waldhasen zu halten und aufzuziehen. Der Inhaber des Schreibens hat das Tier in seine Obhut genommen, als es am linken Hinterlauf verletzt war und somit hätte verenden können.
    Mikkeli, U. Kärkkäinen
    Wildschutzamt Süd-Savo
    »Geben Sie ihm jungen Klee zu fressen, den kriegt man jetzt fast überall. Und trinken darf er nur klares Wasser, mit Milch braucht man
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