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Das Horror-Hirn

Das Horror-Hirn

Titel: Das Horror-Hirn
Autoren: Jason Dark
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daran war noch eine gewisse Erinnerung vorhanden. Durch Reisen in die Vergangenheit und Begegnungen hatte ich zudem einiges an Wissen mitbekommen, und genau das würde mir nun von Wilson geraubt werden.
    Ich spürte einen bleibenden Druck im Kopf. Er ging sicherlich von den Kontakten aus, die man mir angelegt hatte, doch er konzentrierte sich nicht nur auf die eine Stelle, sondern breitete sich aus. Es lauerte jetzt überall und war trotzdem nicht allein nur als Druck zu verstehen, denn nach einiger Zeit schälte sich aus diesem Druck eine Stimme hervor.
    Sie sprach mit keiner normalen Lautstärke. Sie war mehr ein Flüstern. Kurze, zischende Laute, die sich für mich bösartig anhörten. Die Stimme bohrte, sie stellte Fragen – zumindest glaubte ich das –, aber ich war nicht in der Lage, irgendetwas zu verstehen. Mein Kopf fühlte sich an wie von einer Presse umklammert. So war ich noch nie aus dem Verkehr gezogen worden, und für meinen Freund Suko galt das Gleiche.
    Ich gab trotzdem nicht auf. Wichtig für mich war es, klar zu bleiben, und dafür kämpfte ich. Es war ein regelrechtes Aufbäumen. Das passierte nicht nur geistig, ich setzte auch meinen Körper ein und stemmte mich gegen die verdammten Bänder.
    Aber die andere Macht war stark. Sie merkte, dass ich nicht so wollte wie geplant. Ich hörte in meinem Kopf das hässlich klingende Lachen dieser Stimme, und ich wusste, dass dieser Professor mich verhöhnte.
    Ich hatte mich schon oft in gefährlichen Situationen befunden, aber es hatte immer wieder einen Ausweg gegeben. Hier nicht, denn es ging nicht gegen einen dämonischen Gegner, den ich durch die Aktivierung des Kreuzes hätte vernichten können. Wenn ich hier die Formel rief, brachte das überhaupt nichts. Deshalb versuchte ich es erst gar nicht und dachte über eine andere Möglichkeit nach.
    Gab es die?
    Nur keine Zweifel aufkommen lassen. Nur nicht sich selbst fertig machen. Kämpfen. Nicht der Verzweiflung anheim fallen. Ich musste mich so verhalten wie immer.
    Ich drehte den Kopf und wandte meinen Blick somit von der Decke ab. Es gab keinen Flecken an meinem Körper, der nicht schweißnass war. Der innere Kampf verlangte eine gewaltige Anstrengung von mir, und ich bäumte mich wieder auf. Die Augen und der Mund standen weit offen. Ich atmete, aber es war mehr ein Schnappen nach Luft, und ich merkte auch, dass sich mein Herzschlag beschleunigt hatte, obwohl dieses Organ von den Strömen nicht erreicht wurde.
    Das Licht fiel voll auf diesen verdammten sargähnlichen Gegenstand aus Glas mit den technischen Geräten am Boden. Es war deutlich zu erkennen, wo und wie der Kopf angeschlossen war, und ich stellte mir die Frage, ob er auch ohne diese Hilfsmittel existieren würde.
    Die Brücke zu mir war längst geschlagen worden. Das galt auch für Suko, den ich mit einem kurzen Blick bedachte. Auch er litt unter den Angriffen. Er quälte sich. Er stöhnte, er bewegte seinen Körper so gut wie möglich und schüttelte dabei den Kopf, doch er schaffte es nicht, die Kontakte durch diese Bewegungen zu lösen.
    Der Kopf lebte. Was sich unter dem weißen Kittel verbarg, war für mich ein Rätsel. Ein Körper sicherlich nicht, sondern eine Welt aus Technik.
    Wilson lebte und reagierte.
    Sein Gesicht blieb nicht glatt. Die Lippen zuckten, die Gläser der Brille blitzten, und dahinter bewegten sich die Augen.
    Er lächelte. Es war ein böses und zugleich ein triumphierendes Lächeln, denn Wilson befand sich auf der Siegerstraße. Ich hielt noch immer dagegen und sprach ihn deshalb an. Es blieb mehr beim Versuch. Ich war nicht mehr in der Lage, meine Gedanken in einzelne Wörter oder Sätze zu fassen, es drang schließlich nur ein Gestammel aus meinem Mund, das Wilson sicherlich amüsierte.
    Was zog das Horror-Hirn aus meinem Kopf? Verlor ich tatsächlich mein Wissen und die Erinnerung?
    Ich prüfte es. Ich konzentrierte mich auf das, was ich jeden Tag erlebte. Auf das Aufstehen, auf die Fahrt ins Büro, auf die Namen der Menschen, die mir immer wieder begegneten.
    Sir James, Glenda Perkins, die Conollys, auch Jane Collins und Lady Sarah.
    Ich kannte die Namen noch. Ich hätte sie sogar leise sprechen können, aber das Schreckliche und Schlimme trat zur gleichen Zeit ein. Ich wusste nicht mehr, in welchem Zusammenhang ich sie kannte oder erlebt hatte. Es waren für mich fremde Personen geworden. Die Erinnerungen an sie hatte man bereits aus meinem Kopf entfernt.
    Das allerdings war mir klar geworden, und das
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