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SPIEGEL E-Book: Deutschland, Deine Reichen: Wer sind sie - und warum so viele? (German Edition)

SPIEGEL E-Book: Deutschland, Deine Reichen: Wer sind sie - und warum so viele? (German Edition)

Titel: SPIEGEL E-Book: Deutschland, Deine Reichen: Wer sind sie - und warum so viele? (German Edition)
Autoren: Thomas Tuma
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Liebe Leserinnen und Leser,
    über Armut weiß man nicht nur in Deutschland sehr gut Bescheid. Kommissionen, Studien, Lehrstühle, ja komplette Forschungszweige widmen sich der Erforschung des Prekariats, gelegentlich sogar der Frage, wie man ihm entfliehen kann. Es ist geradezu eine Armutsindustrie entstanden, die das Elend sorgfältig verwaltet, dem sie zugleich ihre Existenzberechtigung verdankt. Gewerkschaften, Sozialdienste, Wohlfahrtsverbände kümmern sich rührend.
    Über Reichtum und Reiche weiß man dagegen vergleichsweise wenig. Wie wird man überhaupt reich? Wie leben Reiche in Zeiten von wieder anschwellender Kapitalismuskritik, Occupy und Staatsschuldenkrise, die das Bashing von Wohlhabenden erstaunlich gesellschaftsfähig gemacht haben? Was denken diese Reichen? Wer sind die überhaupt?
    Es waren solche Fragen, die ich mir mit einem Team von SPIEGEL-Kollegen stellte. Und obwohl wir als Wirtschaftsredakteure oft mit Unternehmern, Top-Managern, Vermögensverwaltern, Finanzprofis und auch Erben zu tun haben, merkten wir doch schnell, wie wenig Antworten wir selbst parat hatten.
    Zwar reden wir oft mit Vertretern der finanziellen Oberschicht – nur übers Geld reden wir nicht. Vermögen und die Fragen, wie man sie anhäuft, verwaltet, vermehrt oder bisweilen auch verbrennt, sind ein ziemliches Tabuthema, und das, obwohl die Ökonomisierung aller Schichten und Lebenswelten doch angeblich schon so weit fortgeschritten ist, dass sich ihr selbst gemeinnützige Vereine oder Kirchen nicht mehr entziehen können.
    Über Geld spricht man nicht. Auch wenn man’s nicht hat.
    Dabei gibt es rein statistisch hier zu Lande so viele Wohlhabende wie nie zuvor. Nach letzten Zählungen verfügen allein 17   000 Menschen in Deutschland über ein Jahreseinkommen von über einer Million Euro pro Jahr. Noch nie waren die Reichsten derart reich. Die Kollegen vom manager magazin zählen in ihrer jedes Jahr neu aufgelegten Liste der Superreichen einige Dutzend Vermögensmilliardäre. Eigentlich doch eine gute Nachricht, oder?
    Geld an sich ist ja nichts Amoralisches, es taugt immer noch als Indiz für Erfolg, Glück, den Lohn für unternehmerisches Risiko, die Schaffung neuer Jobs, all so was. Zur sich weiter fortsetzenden Entwicklung gehört aber auch: Noch nie öffnete sich global gesehen die Kluft zwischen unten und oben derart breit.
    Das Phänomen ist in manchen Schwellenländern wie Brasilien oder Russland zwar weitaus dramatischer ausgeprägt –und zugleich gefährlicher, denn dort kann sich Reichtum zur Durchsetzung der eigenen Ziele und Interessen dann gleich noch die Politik oder Medien kaufen. Aber auch in Deutschland, dem Land der sozialen Marktwirtschaft, der Mitbestimmung und des Postulats „Wohlstand für alle“ des einstigen Wirtschafts(wunder)ministers Ludwig Erhard fallen die Lebenswelten von Ober- und Unterschicht immer weiter auseinander. Wie kommt das? Und wie ließe sich das ändern?
    Statistiken helfen dabei kaum, weil selbst mit Zahlen in der Regel vor allem Stimmung gemacht werden soll. Zwei parallel veröffentlichte Untersuchungen zeigen das anschaulich: So kommt das arbeitnehmernahe Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in einer Studie zu dem Ergebnis, dass die hiesige Mittelschicht gefährlich erodiert. Die eher konservative Konrad-Adenauer-Stiftung behauptet in einer eigenen Analyse das genaue Gegenteil: Die Mitte ist stabil.
    Wer hat recht? Beide, weil es immer darauf ankommt, wie man diese Mitte definiert, aber auch darauf, welchen Untersuchungszeitraum man zugrunde legt, und und und…
    Klar ist: Arbeit lohnt sich immer weniger. Verglichen mit Vermögen wird sie weitaus höher besteuert. Wer dagegen Geld für sich arbeiten lassen kann, hat ausgesorgt. Denn dieses Geld kann in Zeiten globalisierter Märkte immer den Weg des geringsten Widerstandes (und Steuersatzes) einschlagen –und den der größten Renditen.
    Deutschland galt einst als Land der Dichter und Denker (womit auch die Ingenieure und Erfinder gemeint sind). Dann war man viele, viele Jahre lang Export-Weltmeister. Heute ist die Bundesrepublik ein Land der Erben geworden. Viele verwalten nur noch geschenkte Schätze – und selbst das kann schiefgehen.
    Die einen zerbrechen an dem Druck ihrer Ahnen, die anderen verzocken das Geld. Wieder andere opfern sich auf, weil sie sich ihrer Verantwortung bewusst sind. Es sind jedenfalls nicht unbedingt die glücklichsten Schicksale. Aber auch wenn sich das Mitleid von uns
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