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SPIEGEL E-Book: Deutschland, Deine Reichen: Wer sind sie - und warum so viele? (German Edition)

SPIEGEL E-Book: Deutschland, Deine Reichen: Wer sind sie - und warum so viele? (German Edition)

Titel: SPIEGEL E-Book: Deutschland, Deine Reichen: Wer sind sie - und warum so viele? (German Edition)
Autoren: Thomas Tuma
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Erben, die das Geld entweder verbrennen oder zu mehren versuchen – von der Kunstsammlerin Julia Stoschek (Autozulieferer Brose) über Susanne Klatten (BMW) bis Friede Springer.
    Nicht mal ein Vermögensverwalter wie Christian Freiherr von Bechtolsheim, der in den gediegenen Büros seines Family Office Focam in München und Frankfurt am Main für ein paar Dutzend deutscher Erben Milliarden verwaltet, kann dieses Geld noch erspüren. Zwar traut er sich zu, einen maßgeschneiderten Anzug von Stangenware unterscheiden zu können. "Aber Reiche erkennen? Keine Chance."
    Das fängt schon in seiner eigenen Familie an. Vetter Andreas, der vor der Ewigkeit von 30 Jahren die Firma Sun Microsystems mitgegründet hat, wuchs auf einem Bauernhof am Ammersee auf. Dank Sun und weiterer kluger Beteiligungen wie an Google gilt er heute als mehrfacher Milliardär. Es gibt viele ähnlich verrückte Geschichten.
    Wer weiß schon, dass der Internet-Milliardär Ralph Dommermuth aus Montabaur den vier Vorstandskollegen seiner United Internet AG mal je einen Ferrari geschenkt hat, seinem Sohn aber nur 5000 Euro als Unterstützung fürs erste Auto gönnte, damit der nicht überschnappt? Oder wie der Hamburger Werber Jean-Remy von Matt auf seinen Sozialneid-Slogan "Mein Haus, mein Auto, mein Boot" kam?
    Er hatte die Szene bei einem Klassentreffen erlebt. Damals demütigten ihn, den kleinen Werbetexter, seine bereits arrivierten Schulfreunde. Jahre später machte Matt aus der Begebenheit einen Werbespot für die Sparkassen, weil er sich über die Protzerei so geärgert hatte.
    Die Reichen der Republik können viele solcher Geschichten erzählen. Sie tun es aber selten, weil sie sich schnell missverstanden fühlen. Weil sie spüren, dass das Klima rauer geworden ist im Land. Weil spätestens seit der Occupy-Bewegung nicht nur die Finanzmärkte, sondern auch die Ideen der Marktwirtschaft als solche zur Disposition gestellt werden, selbst in den USA, wo Reichtum bislang als beruhigendes Indiz dafür galt, dass Leistung sich lohnt und jeder es schaffen kann.
    "Bisher hat der amerikanische Traum wenig Raum für Sozialneid gelassen. Neuerdings ist dort aber eine klare Auseinandersetzung zwischen Arm und Reich in Gang gekommen", beobachtet Hilmar Kopper, ehemaliger Chef der Deutschen Bank. Alan Greenspan, einst Kopf der US-Notenbank und sozialistischer Umtriebe eher unverdächtig, warnt schon vor einer durch zu viel Ungleichheit provozierten "nationalen Krise".
    Wachsende Differenzen zwischen Oben und Unten können soziale Spannungen provozieren. Spannungen können die Wirtschaftskraft eines Landes schwächen und das Vertrauen in die Politik untergraben. Es muss ja nicht gleich eine Revolution daraus werden, wenngleich die Krawalle in England oder in den Pariser Vorstädten zeigten, wo und wie sehr es brodelt.
    Auch in Deutschland wächst diese Kluft, aber wirklich extrem öffnet sie sich in den USA. Etwa jedes vierte Kind ist dort auf Lebensmittelmarken vom Staat angewiesen. Knapp 13 Millionen Menschen sind ohne Job. Dass die Arbeitslosenzahlen zuletzt leicht sanken, dürfte auch damit zu tun haben, dass viele sich bei den Ämtern gar nicht mehr melden.
    Derweil haben Amerikas Superreiche derart kraftvoll zugelegt, dass der Harvard-Ökonom Richard Freeman von einem "neuen ökonomischen Feudalismus" spricht. Vor 20 Jahren war man an der Wall Street mit einem Einkommen von zwei, drei Millionen Dollar ein Held. Heute verdienen manche Hedgefonds-Manager dort 200, 300 Millionen Dollar pro Jahr. Und wenn Mark Zuckerberg demnächst Facebook an die Börse bringt, dürfte das Aktienpaket des 27-Jährigen bis zu 28 Milliarden Dollar wert sein.
    Weil solche Summen niemandem mehr zu vermitteln sind, schottet sich die neue Elite nicht nur im eigenen Land ab, sondern sucht Gleichgesinnte allenfalls noch auf den ökonomischen Gipfeln anderer Länder. Man trifft sich zum Skifahren in Aspen oder zum Weltretten in Davos. Einem Milliardär in den Hamptons ist einer in Guangdong oder Moskau bisweilen näher als sein eigenes Personal zu Hause.
    "Die kulturellen Bindungen zwischen Superreichen und dem Rest der Welt fransen auf beiden Seiten aus", glaubt die US-Autorin Chrystia Freeland. In einem Artikel für das Magazin "Atlantic" warnte sie vor einer "neuen Plutokratie". Die Folge: Über alle Sprach-, Glaubens- und Bildungsgrenzen hinweg formieren sich schwerreiche globale Nomaden zu einer neuen Art letztlich unangreifbarer, weil virtueller Nation, denn auch in
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