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Das Höllenbild

Das Höllenbild

Titel: Das Höllenbild
Autoren: Jason Dark
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magische Zone hineingeraten. Das Bild hat dich aufgenommen, und es hat dich auch konserviert.«
    Das letzte Wort gefiel Arlene nicht. Sie lachte Suko scharf an und sprühte sogar Speichel in sein Gesicht. »Was soll das heißen konserviert? Bin ich eine Mumie?«
    »Nein, das nicht.«
    »Was soll also dieser Mist?« Wieder hatte sie geschrieen, aber nur, um ihre Unsicherheit zu verbergen.
    »Soll ich dir einen Spiegel reichen?«
    Diese Frage begriff sie nicht. Damit hatte sie nicht gerechnet, und sie wiederholte das Wort flüsternd, bevor sie fragte: »Warum das denn? Willst du, daß ich mich selbst ansehe?«
    »Es wäre nicht schlecht.«
    »Ich kenne mich, Bulle. Ich kenne mich verdammt genau. Ich brauche ihn nicht.«
    Suko blieb ruhig. »Die Dinge liegen ganz einfach. Du hast dich zehn Jahre in dem Gemälde als Person aufgehalten. Eine fremde Magie hat dich geholt. Es ist alles gut, es ist alles okay. Aber jetzt hat dich das Bild freigegeben, und der alte Zauber oder die alte Magie ist dahin. Du bist wieder ein Mensch. Auch wenn es dir nicht so vorkommt, aber du, Arlene, bist zehn Jahre älter geworden, und das sieht man dir an.« Die Shannon war sprachlos. Sie wußte nicht, wie sie sich verteidigen sollte.
    Sie senkte den Blick und hörte Sukos Worte wie Hammerschläge. »Zehn Jahre älter, Arlene, zehn lange Jahre. Der Prozeß der Konservierung ist dahin, denn in den letzten Stunden oder auch nur Minuten bist du um zehn Jahre gealtert. Ich hole dir gern einen Spiegel, wenn du es sehen willst. Das ist kein Problem. Ich – ich…«
    »Nein«, sagte sie.
    »Doch, es stimmt.«
    »Neinnnn!« Diesmal sprach sie das Wort nicht aus, sondern röhrte es tief aus der Kehle. »Nein, verdammt noch mal. So kannst du mit mir nicht umgehen. Das lasse ich mir nicht bieten. Du willst mich verunsichern und fertigmachen.«
    »Wie du meinst«, sagte Suko. Bevor die Frau protestieren konnte, hatte er sie schon gefaßt. Er zerrte sie zur Seite, dann drehte er die Widerstrebende herum, hielt sie weiterhin fest und drückte ihr die andere Hand in den Rücken, so daß sie praktisch gezwungen war, dorthin zu gehen, wo er es wollte.
    Beide steuerten auf ein Fenster zu. Während die Frau keuchte, sich aber nicht wehren konnte und auch nicht ihre Beine für irgendwelche gefährliche Tritte einsetzte, blieb Suko gelassen und ließ sich von seinem Weg nicht abbringen.
    Das Fenster rückte näher. Eine dunklere Scheibe, die man beim besten Willen nicht als Spiegel bezeichnen konnte. Trotzdem konnte man sich darin erkennen. Und das hatte Suko mit der Terroristin vor.
    Bevor sie gegen die innere Fensterbank stieß, zerrte er sie zurück und blieb mit ihr stehen, die Hand noch immer um ihren Arm gelegt, damit sie nicht verschwinden konnte. Er zwang sie durch einen zweiten Griff in den Nacken, gegen die Scheibe zu schauen. »Da, sieh hin!« zischelte er in das Ohr der Frau. »Schau dich an, Arlene Shannon. Siehst du dein Gesicht in der Scheibe?«
    »Ja, verdammt!«
    »Und wie sieht es aus?«
    »Gut.«
    »So gut wie noch vor zehn Jahren?«
    Diese Frage war für Arlene wie Folter. Sie knurrte aus tiefster Kehle. Sie schnappte nach Luft, sie spürte längst, daß dieser Bulle die Wahrheit sagte, aber sie wollte es sich selbst nicht eingestehen. Ja, es war ihr Gesicht, aber es waren nicht die Züge, die sie in Erinnerung hatte.
    Damals, als man sie gejagt hatte, da war sie Anfang Dreißig gewesen.
    Heute aber…
    Suko hörte sie stöhnen, und irgendwo tat ihm dieses Geräusch auch gut.
    Diese Frau war eine verfluchte Mörderin. Sie hatte keine Skrupel gehabt, einem wehrlosen Menschen eine Kugel in den Kopf zu schießen. Suko hatte den Toten gesehen, den Mord nicht miterlebt, aber er wollte jetzt, daß sie einen Schock bekam.
    »Zehn Jahre!« flüsterte er. »Die zehn Jahre sind trotz allem nicht an dir vorübergegangen, Arlene. Man hat dich in dem Bild konserviert, aber jetzt hast du es verlassen, verstehst du? Die normale Zeit hat dich wieder, eine Zeit mit all ihren Vor- und Nachteilen. Und in deinem Gesicht zeichnet sich einiges davon ab. Du wirst es sehen können, wenn du genau hinschaust, denn ich sehe es auch.«
    Arlene Shannon wußte nicht, was sie noch dagegen tun konnte. Sie stöhnte, sie wand sich im Griff des Mannes, der aber hielt sie eisern fest.
    »Deine Haut ist gealtert, aber es ist nicht schön, sich plötzlich, praktisch von einem Augenblick auf den anderen älter zu sehen. Da gibst du mir doch recht – oder?«
    »Hör auf!« röhrte
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