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Das Höllenbild

Das Höllenbild

Titel: Das Höllenbild
Autoren: Jason Dark
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guter Mensch bist, ein wirklich guter, denn du hast eine Aura wie nur wenige Menschen. Das alles wird ihn nicht stören, das zu tun, was er will.«
    Durch unser Gespräch waren Myrna und ich etwas abgelenkt worden und hatten deshalb auf den Riesen nicht achten können. Sein Gesicht war plötzlich verschwunden, er selbst aber nicht.
    Mit der Ruhe war es dahin. Bevor Myrna noch etwas sagen konnte, brach über unseren Köpfen etwas auf. Die Frau sprang zur Seite, ich blieb stehen und schaute in die Höhe. Am liebsten hätte ich die Augen geschlossen, aber das war ich nicht gewohnt. Und so schaute ich zu, wie der Riese mit einem Griff seiner Hand das geflochtene Dach gepackt hielt. Sein Arm zuckte in die Höhe, dann zerrte er noch einmal nach, und plötzlich hatte er das Dach abgerissen.
    Auch einen Teil der Wände riß er hervor, mitsamt dem Flechtwerk. Es standen plötzlich nur mehr Teile der Hütte, und die mächtige Hand hatte freie Bahn.
    Der Riese griff zu. Die Hand entsprach den Proportionen seines Körpers.
    Sie war nicht so riesig, verständlich, er war auch nicht ausgewachsen, aber sie war groß genug, um Myrna packen zu können.
    Sie legte sich auf ihren Kopf. Sie rutschte am Gesicht der Frau entlang, um den Hals umfassen zu können.
    Ich handelte weniger vom Verstand geleitet, als vom Gefühl. Ich wollte die Frau retten, aber die zweite Hand erschien und suchte mich. Bevor ich Myrna noch erreichen konnte, pendelte sie in meine Nähe, und aus dieser Pendelbewegung wurde ein Schlag, der mich voll getroffen hätte, wäre es mir nicht gelungen, mich im letzten Augenblick zu ducken. Sie wischte dicht an mir vorbei wie ein schwerer Holzklotz. Ich warf mich aus der Bewegung heraus zu Boden, rollte mich ab und zog die Beretta.
    Eine Silberkugel gegen einen Riesen?
    Noch schoß ich nicht, denn ich mußte mit ansehen, wie Myrna vor meinen Augen in die Höhe gezogen wurde. Er hob die Frau an. Sie war nur ein strampelndes Bündel in seinem Griff. Das Dach hinderte sie nicht mehr, er zerrte sie hindurch und schwenkte sie dann herum, so daß sie außerhalb meines Sichtkreises geriet.
    Ich hörte keinen Schrei. Vernahm kein heftiges Atmen. Es war einfach grauenhaft.
    Dieser Augenblick dauerte für mich nur wenige Sekunden. Ich konnte es in der zerstörten Hütte einfach nicht mehr aushalten, lief hinaus und mußte mich nur nach rechts drehen, um den Riesen zusammen mit seiner Beute zu sehen.
    Was er tat, war grauenhaft und trieb mir die Tränen in die Augen…
    ***
    Er hielt die Hüterin, seine Beschützerin, gepackt. Und nicht mehr nur mit einer Hand, jetzt hatte er auch die zweite zu Hilfe genommen. Sie umklammerte den Körper der Person wie eine mächtige Fessel. Die Frau konnte sich einfach nicht befreien. Sie steckte fest. Sie war die perfekte Beute für den Riesen.
    Ich wollte sie anschreien, ihn ebenfalls, aber meine Kehle saß zu. Die Beretta hatte ich gezogen. Die Mündung zeigte schräg nach oben. Ich suchte ein Ziel. Gleich der erste Schuß sollte ihn töten.
    Der Schrei war schlimm. Nicht mal besonders laut, eher sacht und verwehend. Er erreichte meine Ohren wie eine letzte Botschaft, und ich wußte nicht, wie dieser Riese seine Hüterin getötet hatte.
    Aber sie war tot.
    Er ließ sie einfach fallen. Nicht weit entfernt schlug sie auf. Ihr Körper hatte nicht mehr die normale Form. Der Riese hatte sie wahrscheinlich schon getötet.
    Als er sich wieder aufrichtete, da sah ich sein Gesicht. Himmel, wie hatte es sich verändert. Da war nichts Göttergleiches oder Jugendliches mehr zu sehen. Es hatte sich in eine böse Fratze verwandelt, und aus der Kehle drang ein sehr tiefer Laut. Er klang wie das Echo aus einer Hölle.
    Er stampfte auf der Stelle. Mir kam er eher vor wie ein Roboter, bei dem die Elektronik nicht mehr stimmte, denn er wußte nicht so recht, wohin er sich wenden sollte.
    Ich war zur Seite gegangen und hatte mich hinter die Reste der Hütte gestellt. Wie friedlich hatte das Gemälde einst auf mich gewirkt. Nun war es zu einem Höllenbild degeneriert, in dem das Böse seine Heimat gefunden hatte. Der Riese bewegte sich. Ich hörte ihn stampfen. Der Boden in meiner Nähe vibrierte.
    Daß er mit einem Bein ausgeholt hatte, war mir verborgen geblieben, doch ich bekam die Folgen mit. Der Tritt hatte die Hütte erwischt. Von der Seite und zugleich von oben.
    Es war ihr Ende.
    Sie krachte zusammen. Die Weiden senkten sich, als sollten sie in den Boden gestampft werden. An verschiedenen Stellen peitschten
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