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Das Höllenbild

Das Höllenbild

Titel: Das Höllenbild
Autoren: Jason Dark
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ab. Mit beiden Füßen landete sie im tiefen, kalten und nassen Sand, der nicht über den Rand ihrer halbhohen Stiefel reichte.
    Arlene trug ihre Kampfkleidung. Grüner Drillich. Der Stoff hielt ewig. Nur fehlte ihr bei dieser Witterung eine Pelzjacke, denn der Winter war mehr als kalt.
    Arlene stand auf dem Strand und erkundete die Umgebung. Sie wollte ja wissen, wo sie sich befand. Daß sie auf einer Insel stand, war klar, aber wie sah es auf der Insel aus? Über die Größe und die Beschaffenheit des Bodens mußte sie Bescheid wissen, eventuell auch über Verstecke.
    Solange die vom Sonderkommando sie nicht gefunden hatten, konnte sie sich noch umschauen, und sie würde ein Versteck finden, das stand fest.
    Kleine Mulden gab es immer. Höhlen auch. Das war nur das zweite Problem, das erste drehte sich um das Wasser. Meerwasser trinken konnte sie nicht, und sie dachte daran, daß in ihrem Rucksack noch etwas Notproviant steckte.
    Wenn sie sich heftiger bewegte, hörte sie, wie die Blechdosen gegen das Eisen der Handgranaten schlugen. Zwei davon hatte sie eingesteckt.
    Eigentlich sah es nicht so schlecht aus. Trotz der Nebelsuppe hatte sie rasch herausgefunden, welchen Weg sie nehmen mußte, um den Mittelteil der Insel zu erreichen.
    Auf dieser Seite stellten sich ihr keine hohen Wände oder Klippen entgegen. Das Gelände stieg relativ flach an und endete dort, wo sich Felsen in einer ungewöhnlichen Formation erhoben, die im Laufe der Zeit entstanden waren.
    Sie sahen aus wie halbe Zähne, allerdings dicke Brocken. Oder wie die abgebrochenen Finger einer Hand, die jemand in den Sand und Lehm hineingedrückt hatte.
    Das war ihr Ziel. Dort mußte sie sich nach einem Versteck umschauen.
    In den letzten Wochen war das Schicksal gegen sie gewesen. Nun hatte sie das Gefühl, daß es sich änderte. Es kam zu einer Drehung, der tödliche Wind würde ihr nicht mehr ins Gesicht blasen, sondern ihr Schwung und Elan verleihen.
    Mit dieser Voraussetzung lief sie ihrem neuen Ziel entgegen. Leichtfüßig huschte sie den flachen Hügel hoch. Regelmäßig schaute sie sich um, denn der Respekt vor den Verfolgern war groß. Sie traute ihnen alles zu.
    Arlene stapfte durch den schwach gefrorenen Sand und atmete mit offenem Mund. Trotz der Kälte schwitzte sie unter der Drillichjacke. Die Nervosität hatte sie abgelegt. Wenn sie sich von ihr einfangen ließ, hatte sie den falschen Job.
    Dann blieb sie vor den hohen Steinen stehen. Arlene betrachtete die ungewöhnlichen Gebilde aus der Nähe. Sie wußte auch nicht, weshalb ihr ein Schauer über den Rücken rann, aber diese Steine erinnerten sie an die Monolithen von Stonehenge. Sie waren ähnlich geformt.
    Zu den Menschen, die im Aberglauben steckten und der Mystik zugetan waren, zählte Arlene Shannon nicht gerade. Aber sie war eine Irin, und sie kannte auch die Geschichten ihrer Heimat, die man sich von verwunschenen Orten und Plätzen erzählte. Da spielten oft genug Steine eine Rolle, magische Steine, in denen die Kraft von Jahrhunderten steckte.
    Die Terroristin befand sich weiter von den Felsen entfernt, als es ausgesehen hatte. Drei Schritte mußte sie gehen, um den ersten berühren zu können.
    Ihre Bewegung hatte etwas Abwartendes an sich. Als würde sie sich nicht so recht trauen, dann aber griff sie zu und fuhr mit ihrer Handfläche über die Oberfläche hinweg.
    Eiskalt hätte sie sein müssen.
    Sie war es nicht!
    Arlene war verunsichert. Die Augenbrauen zogen sich zusammen. Auf der Stirn hatte sich eine senkrechte Falte gebildet. Zugleich mit ihr erschien auch ein Wellenmuster, und sie wollte Gewißheit haben, deshalb fühlte sie noch einmal nach.
    Keine Täuschung, der Stein fühlte sich tatsächlich warm an. Auf seiner Oberfläche befand sich ebensowenig Eis wie in den Spalten. Er war einfach anders.
    Sie schüttelte den Kopf. Kälte rieselte ihren Nacken hinab, aber zugleich schwitzte sie. Etwas störte sie gewaltig. Es war nicht mehr der Nebel, sondern die ungewöhnliche Aura oder das kaum zu beschreibende Fluidum, das zwischen diesen Steinen herrschte, als befände man sich hier in einer anderen Zeit.
    Arlene Shannon überlegte. Sie wollte sich nicht verrückt machen lassen, aber sie gab auch zu, keinen klaren Gedanken fassen zu können. Etwas irritierte sie, und als sie einige Schritte nach vorn lief und den unmittelbaren Bereich der Steine verließ, da hörte das seltsame Gefühl auf. Da spürte sie wieder die Kälte, die der leichte Wind noch verstärkte.
    Sie
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