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Das Höllenbild

Das Höllenbild

Titel: Das Höllenbild
Autoren: Jason Dark
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in den Sinn. Ob sie sich darauf begrenzte?
    Ein ungewöhnliches Geräusch erregte plötzlich meine Aufmerksamkeit.
    Ich empfand es nicht unbedingt als bedrohend, aber es zerbrach die Stille und näherte sich mir von allen Seiten.
    Ich sah nichts. Keine dichten Orkanwolken am Himmel, trotzdem hörte ich das Heulen und Brausen.
    Gleichzeitig bewegte sich der Boden. Diesmal blieb es nicht bei den Vibrationen, ich spürte, wie er sich zusammenzog. Überhaupt – verkleinerte sich die Welt. Da war der Horizont kein Horizont mehr. Da gab es keinen festen Halt mehr. Auch der tote Riese und die ebenfalls tote Myrna gerieten in diesen Mahlstrom hinein. Die Zeit war aufgehoben worden. Es gab niemanden mehr, der diese Welt oder diesen Ausschnitt noch hütete. Möglicherweise waren die Dimensionen durch die inneren Kräfte des Riesen zusammengehalten worden. Das aber gab es nicht mehr.
    Alles bewegte sich.
    Auch ich.
    Der Sog erwischte mich. Er verwandelte meinen Körper in eine Spirale, und einen Moment später wurde ich von einer irrsinnigen Kraft zur Seite geschleudert und gleichzeitig in die Tiefe des Bodens gerissen.
    Weg – vorbei – aus?
    Ich wußte nichts mehr!
    ***
    Es gab zwei Personen, die als Zuschauer agierten, die alles mitbekamen, denen es gelungen war, einen Blick in die andere Welt zu werfen, die mit erleben mußten, wie sich diese auflöste und dabei auf nichts und niemanden Rucksicht nahm.
    Arlene und auch Suko achteten einzig und allein nur auf das Gemälde, das in sich zusammenbrach.
    Sie hörten plötzlich das häßliche Geräusch aus dem Bild. Es war entstanden, weil das Gefüge der Steine riß. Das Knirschen klang wie eine finstere Totenmusik, und Suko war drauf und dran, auf das Bild zuzulaufen, um irgend etwas zu tun. Er hatte Johns Kampf erlebt. Er hatte auch seinen Sieg mitbekommen und wollte nicht akzeptieren, daß sich dieser letztendlich noch in eine Niederlage umwandelte.
    Das Bild bewegte sich in seinem Innern. Alles stand auf dem Kopf.
    Gewaltige Kräfte durchtosten es, und das Knirschen des Gesteins wurde immer lauter.
    Und dann war er da.
    Wie ein schwacher Schatten tauchte die Gestalt des Geisterjägers auf.
    Suko wollte nach vorn springen und die Arme ausstrecken. Er wollte John Sinclair aus seinem Gefängnis hervorzerren, aber es war nicht mehr nötig. Das zusammenbrechende Bild, die aufgehobenen Dimensionen wollten diesen fremden Menschen nicht.
    Sie schleuderten es von sich, der Mensch paßte nicht mehr, und Suko breitete die Arme aus, um den Freund auffangen zu können…
    ***
    Ich federte irgendwo hinein, riß die Augen auf, sah plötzlich das Gesicht meines Freundes dicht vor mir, aber ich kam nicht dazu, irgendwelche Fragen zu stellen, weil Suko mich zurückzerrte.
    Er tat es nicht aus Spaß, denn in meinem Rücken hörte ich die polternden und sehr lauten Geräusche. Ich dachte daran, daß dort eine Felswand stand, aber das Stück Vergangenheit wollte nicht mehr in der Zukunft bestehenbleiben. Es krachte zusammen.
    Das Tor war geschlossen.
    Trümmer fielen nach vorn.
    Sie wuchteten auf den Boden, sie sprangen durch den Raum.
    Der Staub bildete wolkenartige Gebilde, in denen sich schwach die Umrisse einer Frauengestalt abhoben.
    »Arlene!« brüllte Suko, der die Gestalt auch gesehen hatte. »Sind Sie verrückt?«
    Die Terroristin hörte nicht. Sie lief tiefer in die Wolke hinein und den stürzenden Trümmern entgegen.
    Suko ließ mich los. Er wollte hin und die Frau herausholen. »Bleib«, sagte ich keuchend und hielt ihn fest. »Du wirst ihr nicht mehr helfen können.«
    Suko nickte. »Ja, du hast recht.«
    Wir gingen später zu ihr und mußten über Trümmer klettern, denn das Höllenbild gab es nicht mehr.
    Es hatte Arlene unter sich begraben. Wir sahen noch ihre Hand zwischen zwei Steinen klemmen, und wir sahen auch die rote Lache, die sich unter den Steinen und in den Lücken ausbreitete.
    Die Wucht der Massen hatte auch den Menschen zerstört. Arlene Shannon würde ihr verbrecherisches Leben nicht mehr weiterführen können. Für sie war es vielleicht besser so.
    Suko sagte: »Ich denke, du hast einiges zu berichten.«
    »Darauf kannst du dich verlassen.«
    »Und?«
    »Später, Suko, alles nur später…«
    Dafür hatte mein Freund vollstes Verständnis.
    ENDE
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