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Das Höllenbild

Das Höllenbild

Titel: Das Höllenbild
Autoren: Jason Dark
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herausgetrennt haben.«
    Sie lächelte mich an und beruhigte mich mit Handbewegungen. »Es ist der Rest der großen Katastrophe, die nicht nur Atlantis verschlang. Die Erde war in Bewegung. Die Zeiten verschoben sich. Alles wurde anders. Es ging nicht von einem Moment auf den anderen, es dauerte eine recht lange Zeit. Große Beben erschütterten die Erde. Nichts blieb, wie es war. Die Länder veränderten sich. Inseln verschwanden im Meer, neue entstanden. Wo zuvor das Land geblüht hatte, entwickelte sich dickes Eis, das vieles unter sich begrub. Die Geschöpfe vergingen, andere schafften noch die Flucht, sie siedelten an entlegenen Plätzen der Erde an. Aber sie brachten die Botschaften mit. Sie berichteten von einem Land vor der Katastrophe, und die Menschen in anderen Ländern hörten ihnen zu. Die lernten von den Überlebenden. Die Götter waren plötzlich zwischen ihnen, so jedenfalls haben sie es gesagt. Aber nur die flohen, die auch über das Wissen verfügten, es waren nicht sehr viele. Die Riesen, die Götter, die Menschen, die sich als Götter fühlten…«
    »Auch du?«
    »Ja, auch ich.«
    »Und du hast überlebt.«
    Myrna nickte mir zu. »Das habe ich. Ich war eine Frau. Ich habe mich den Flüchtenden angeschlossen, denn mir ist es gelungen, hierherzukommen.«
    »Wobei der Untergang auch dich erreichte?«
    »Ja und nein.«
    »Du wolltest überleben?« fragte ich. »Du wolltest mit all dem Schrecken und den Veränderungen nichts zu tun haben. So ist es doch, nicht wahr?«
    Sie nickte mir zu. »So ist es gewesen. Ich ging mit den Riesen von Atlantis weg. Man wollte uns dort nicht, zudem ahnten wir die Katastrophe, und wir fanden ein anderes Land. Wir fanden auch Inseln, auf denen wir bleiben konnten, aber wir konnten nicht gegen die Natur ankämpfen. Sie war stärker als wir. Das große Eis im Norden schmolz. Die Beben kamen ebenfalls. Alles war fast wie in unserer Heimat, und so haben wir uns zu einem großen Kraftakt entschlossen, denn wir sind hineingegangen in das Gestein. Nicht alle, aber einige von uns. Die meisten liegen auf dem Boden des Meeres vergraben. Sie werden wohl nie entdeckt werden. Uns aber hat man gefunden, und man hat uns befreit. Wir existieren wieder, doch wir leben anders als sonst. Wir sind nur in einem Teil unserer Zeit und unserer Welt gefangen. In der, die du gesehen hast.«
    »In Avalon«, korrigierte ich sie. »Ich bin auf dieser Insel umhergelaufen. Ihr habt sie als Fluchtpunkt benutzt, nicht wahr?«
    »Ja, so ungefähr. Es war die Insel der Nebel. Sie verschwamm in den Zeiten. Avalon ist sehr geheimnisvoll. Sie treibt dahin. Sie ist da, aber sie ist trotzdem nicht da. Avalon ist ein verlorenes Land, das vielleicht deine Menschen noch besingen. Ich weiß es nicht. Uns ist nur die Flucht gelungen, wir haben den Tod überwinden können, denn wir befinden uns jetzt in einer anderen Zeit. Alles ist so neu geworden. Man hat uns erlöst, und wir…«
    »Moment mal«, unterbrach ich sie. »Wieso hat man euch erlöst? Es war doch kein Fluch, der euch gebannt hat.«
    »Nein, nicht direkt. Aber wir mußten der großen Katastrophe entkommen. Sie hätte uns überrollt. Da hat uns die Magie in das Gestein hineingebracht. Wir wurden Teil eines Gemäldes. Und nur so konnten wir überleben, denn wir verfügten über die Kenntnisse der alten Magie. Wie viele Jahre vergangen waren, wußten wir nicht. Auch das Tor nach Avalon war geschlossen. Aber nicht für immer. Dieses Bild war ein Teil der Nebelinsel. Wir wußten, daß sich die Sperre irgendwann lösen würde, irgendwann…« Ihre Stimme versickerte. »Und das ist auch geschehen, wie du weißt. Es hat sich gelöst, alles ist anders geworden, alles…«
    »Ja«, gab ich zu. »Es hat sich vieles verändert. Die großen Beben der Vergangenheit haben für mächtige Umwälzungen gesorgt. Man hat euch unter dem Meer in einer Höhle gefunden. Eine Frau fand euch. Eine Frau, die auf der Flucht war. Eine Mörderin, eine«, ich wollte Terroristin sagen, doch damit hätte Myrna sicherlich nichts anfangen können.
    »Diese Frau war auf der Flucht. Sie fand euch, denn unter ihren Füßen öffnete sich ein Eingang, und sie rutschte in die Welt hinein.«
    »Es war das Tor der Riesen«, erklärte die Frau.
    »Wie bitte?«
    »Auch sie wollten in die Unterwelt steigen. Sie hatten die Höhle gebaut, und sie haben die Steine dort aufgestellt, um das Tor immer zu finden. Zu meiner Zeit war es noch keine Insel, sondern ein großes Land, in dem wir uns
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