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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes
Autoren: Rexanne Becnel
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Normandie verliebt. Möglicherweise versorgt er dich mit einer reichen normanni schen Braut.«
    Corbett bemerkte unweigerlich den befriedigten Gesichts ausdruck seines Bruders, und ein unerklä r liches Leid befiel ihn. Es war offensichtlich, wie erpicht Hughe darauf war, dass er Colchester wieder verließ. Corbett konnte sich jedoch nicht vorstellen, wieso.
    Sie trennten sich keineswegs herzlich voneinander, ob wohl Hughe ein liebenswürdiges Gesicht aufsetzte. Drei Ta ge lang hatten Corbett und seine Ritter den Trost des Heims gesucht, das sie vor vier Jahren verlassen hatten, um sich Ed wards Kreuzzug anzuschließen. Aber sie waren außerordentlich kühl begrüßt worden, und jetzt, da sie abreisten, herrschte im Schloss unterschwellige aber eindeutige Erleic h terung.
    Bevor Corbett jedoch aufbrach, stattete er dem Familien grab einen Besuch ab. In der Kapelle war es kühl und dunkel, und es roch modrig. Eine weitere Veränderung seit den Tagen, da seine Mutter dafür gesorgt hatte, dass auch der hinterste Winkel des Schlosses sauber und gut durchlüftet war, grübelte Corbett. Aber jetzt war seine Mutter tot. Sie hatte den Tod ihres Gatten nicht lange überlebt. Nur er und Hughe waren übriggeblieben, und zwischen ihnen lag eine Spannung, die, wie er befürchtete, ihren Ursprung nicht aus schließlich in der Entfremdung durch seine jahrelange Ab wesenheit hatte.
    Corbett seufzte und rieb die gezackte Narbe auf seiner Stirn. Was immer er bei seiner Rückkehr nach Colchester er wartet hatte, das hier war es ganz bestimmt nicht gewesen. Er konnte jederzeit nach London zurückkehren und dort die Ankunft des Königs abwarten. Er war sicher, dass Hughe ge nau das von ihm erwartete. Aber das deckte sich nicht mit seinen Plänen. Er würde statt dessen seine Männer in die Felder von Colchester führen und dort ein vorübergehendes Lager errichten lassen. Vor Einbruch des Winters würde er eine dauerha f tere Lösung finden müssen, aber gegenwärtig blieb ihm keine andere Wahl. Hughe fühlte sich sichtlich un wohl, solange er auf Colchester weilte, und gleichermaßen missfiel ihm augenscheinlich, dass König Edward noch immer nicht nach England zurückgekehrt war.
    Mit einem weiteren Seufzer wandte er sich zum Gehen. Schon vor langer Zeit war er des Kriegselends, des Leidens und Abschlachtens überdrüssig geworden. Aber zumindest wusste man im Krieg, was man zu tun hatte und wer der Feind war. Hier im hohen Norden Englands hatte er ledig lich ein unbestimmtes Ziel vor Augen, und seine Feinde kannte er nicht. Und doch, er war der Vasall des Prinzen des neuen Königs. Er würde tun, was sein Lehnsherr von ihm verlangte, und er würde seine Sache gut machen.
    Als seine Truppen Colchester kurze Zeit später verließen, war von dem fröhlichen Treiben, das solche Umzüge für ge wöhnlich begleitete, nichts zu spüren. Es erklangen keine Hörner, und außer Corbetts eigenen Standarten flatterten keine Flaggen im Wind. Sie ritten nach Norden, und als sie einen gehörigen Abstand zum Schloss hergestellt hatten, schloss sich einer der Ritter ihm an der Spitze der doppelten Kolonne an.
    »Gott sei gepriesen, dass wir diesen Ort wieder verlassen«, murmelte der stämmige Riese. »Dieses Schloss ist wie ein Friedhof. Was hat diesen Ort dermaßen verändert?«
    »Hughe«, antwortete Corbett kurz angebunden und warf seinem Stellvertreter einen Blick zu. »Mein Bruder war schon immer ein merkwürdiger Mensch, Dünn. Daran wirst du dich sicher noch erinnern. Er hatte schon als Kind seine Launen. Aber das hier…« Er zuckte die Achseln. »Meine Rück kehr hat ihn vollkommen aus der Bahn geworfen.«
    Dünn schnaubte. »Seine Ritter – wenn man ihnen die Ehre zuteil werden lassen will, sie als solche zu bezeichnen – sind alle fett und faul geworden. Es wäre uns ein Leichtes…«
    Corbett lächelte düster. »Wenn es doch so einfach wäre. Aber dies ist nicht unsere Aufgabe.«
    »Unsere Aufgabe besteht darin, die Gegner König Ed wards in Nordengland zu bezwingen…«
    »Unsere Aufgabe besteht darin, verräterische Komplotte ausfindig zu machen. Das hat nichts mit Hughe zu tun.«
    »Zumindest nicht auf den ersten Blick«, stimmte Dünn düster ein. »Er war nicht glücklich, dich zu sehen, beim Blu te Gottes, Mann! Wenn du es nicht bist, vor dem er sich fürchtet, wer ist es dann?«
    Dies war eine Frage, über die Corbett noch lange nachgrü beln sollte. Während der grausigen Jahre, in denen er an Edwards Seite gekämpft hatte,
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