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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes
Autoren: Rexanne Becnel
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gen, um einem jungen Mädchen die schwere Arbeit zu erleichtern.
    Aber sie hatten überlebt, und das würden sie immer, dachte sie mit grimmigem Stolz. Wie schlimm es Colchester auch treiben mochte, Orrick würde immer durchkommen. Und trotz des Geredes ihres Vaters hatte sie keinen Grund, die Rückkehr Corbetts of Colchester zu fürchten. Wenn der gute Gort im Himmel Gerechtigkeit walten ließ, dann hatte Er sicher dafür gesorgt, dass ein heidnisches Schwert das schwarze Herz des Ritters geradewegs durc h bohrte!
    Von ihren Erinnerungen aufgewühlt erhob sich Lilliane, um sich zurückzuziehen. Sie sagte ihrem Vater gute Nacht, gab dem Kä m merer ein paar kurze Anweisungen und warf noch einen Blick in die Küchen, bevor sie die Treppe hinauf ging. Aus der großen Halle drangen fröhliche Rufe und Ge sang zu ihr empor, und sie begann sogar, die vertraute Melodie mitzusummen. Gerade als sie eine schm a lere Treppe, die zu ihren Gemächern führte, erklimmen wollte, trat ihr aus dem Schatten ein Mann in den Weg.
    »Endlich bist du gekommen.«
    Als sie ein erstauntes Keuchen von sich gab, trat Sir Wil liam in das Lampenlicht und streckte eine Hand aus, um sie zu stützen. »Ich konnte meinen Augen kaum trauen, als ich dich sah.«
    Seine Stimme war leise, kaum mehr als ein Flü s tern, und als sie nicht reagierte, zog er sie sanft an sich heran und in die dunkleren Gefilde des Treppenhauses. Aber als seine Hände ihre Oberarme ergriffen, erholte sich Lilliane von ihrem Schreck. »Du solltest mir nicht nachstellen«, ermahnte sie ihn sanft. Dann entzog sie sich ihm. »Das ist für keinen von uns gut, und ganz bestimmt erweist du damit deiner Frau einen schlechten Dienst.«
    Einen Augenblick lang glitten seine Augen über ihre Ge stalt hinweg, und Lilliane spürte, wie ihr Herz schneller schlug. »Es ist nur, dass du schöner bist denn je, Lilliane. Selbst meine Erinnerungen verblassen dagegen«, sprach er inbrünstig und legte seine Hand ernst auf die samtgekleidete Brust.
    »Bitte, William, das darfst du nicht sagen.«
    »Darf ich denn nicht die Wahrheit aussprechen, wenn ich sie sehe?« hielt er dagegen und machte einen Schritt auf sie zu. »Darf ich denn nicht sagen, dass deine Augen sind wie die Felder, bernstei n farben und in ständiger Bewegung? Darf ich nicht sagen, dass dein Haar dem Herbstlaub gleicht, dass es rot und braun und golden schi m mert? Darf ich nicht…«
    »Nein!« erwiderte sie scharf, hatte sie doch das Gefühl, dass sich ein Messer in ihr Herz bohrte. »Solche Dinge darfst du zu mir nicht sagen, weder jetzt noch später. Es hat uns damals schon nirgends hingeführt, und jetzt bist du verhei ratet.«
    Er schien plötzlich wieder zu Verstand zu kommen, denn sein Gesicht wurde härter und sein Lächeln verblasste. »Ja, ich habe eine Frau. Aber du hast keinen Ehemann. Versucht dein Vater immer noch, einen für dich zu finden? Oder wirst du im Kloster bleiben?«
    Lilliane schüttelte langsam den Kopf. Die En t scheidung fiel ihr plötzlich leicht. »Nein, ich werde hier bleiben. Ob er mich verheiraten wird, kann ich nicht sagen. Aber für den Augenblick werde ich bleiben.«
    Lange Zeit starrte William sie nur an, und sie befürchtete, dass er alle Vorsicht in den Wind schlagen und sie in die Ar me nehmen würde. Ein kleiner Teil ihres Herzens hätte diese Anmaßung willkommen geheißen: Es war schon so lange her, dass sie sich schön und begehrenswert gefühlt hatte. Aber es gab auch eine andere Seite in ihr, die seine zärtlichen Absichten vollkommen abstoßend fand. Er hatte eine Frau. Es war seine moralische Pflicht, ihr treu zu sein und nie mand anderem. Oh, sie wusste, dass viele verheiratete Män ner mit anderen Frauen herumtändelten. Aber sie würde sich niemals herablassen, in eine solche Abscheulichkeit einzuwi l ligen.
    Ihre Ablehnung stand ihr wohl auf der Stirn g e schrieben, denn William schien plötzlich verärgert zu sein. »Du hast kein Mitspr a cherecht in der Frage, wen er dir auswählt, das weißt du. Er wird dich benutzen und seine Entscheidung nur zum Besten von Orrick treffen.«
    »Kannst du guten Gewissens behaupten, dass du mit dei ner erstgeborenen Tochter anders verfahren würdest?« ver teidigte Lilliane ihren Vater in herausforderndem Ton. »Kannst du behaupten, dass du dieses Kind, das im Augen blick unter dem Herzen deiner Frau heranwächst, nicht be nutzen wirst, um das zu erlangen, was du auf andere Weise nicht bekommen kannst?«
    Sein Gesicht nahm einen
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