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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes
Autoren: Rexanne Becnel
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blitzen konnten.
    Und jedem war bekannt, dass sie das gleiche Tempera ment wie ihr Vater hatte. Was sonst konnte ein Mädchen fast zwei Jahre von ihrer Heimat fernhalten?
    Lilliane war sich der forschenden Blicke bewusst, die ihr bei ihrem Eintreten am Arm ihres Vaters zugeworfen wur den. Sie wusste um den Klatsch, der ihrem Zerwürfnis ge folgt war. Aber heute Abend empfand sie keinerlei Entfrem dung. Es war einfach nur schön, zu Hause und in seiner Gesellschaft zu sein.
    Sie warf Tullia und Santon ein warmherziges Lächeln zu, als sie die Stufen zum Tisch am Kopfende des Saals er klomm. Aber als ihr Blick auf Odelia und Aldis fiel, war sie erschüttert, wie viel Zorn im Gesicht ihrer Schwester zu le sen war. Sir Aldis schien ebenfalls nicht besonders erfreut über ihr Erscheinen zu sein. Mit einem Seufzer fügte sie sich, als ihr Vater sie aufforderte, sich neben ihn zu setzen. Als er ihre Hand drückte, warf sie ihm einen liebevollen Blick zu und nahm sich vor, Odelias schlechter Laune keine Auf merksamkeit zu sche n ken.
    Als die Gäste Platz genommen hatten, ließ Lilliane den Blick über die Versammlung wandern. Und erst jetzt sah sie William. Er starrte sie direkt an, während er neben einer Frau stand, der er soeben einen Platz angeboten hatte. Ihre Augen trafen sich, und ihre Blicke hielten einander fest, bis seine Aufmerksamkeit von der Frau in Anspruch geno m men wurde. Langsam nahm er neben ihr auf einer breiten Bank Platz, nicht ohne einen letzten, intensiven Blick in Lillianes Richtung geworfen zu haben.
    Etwas an diesem Blick störte sie, und Lilliane wandte sich dem Diener zu, der ihr Wein eingoss. Dankbar für die Ablen kung nippte sie an dem köstlichen Wein und warf William erneut einen verstohlenen Blick zu.
    Sie bemerkte, dass er so attraktiv wie immer war, groß und elegant gekleidet; sein Haar fiel ihm in lohfarbenen Locken auf die Schultern. Er trug eine gemusterte Tunika in Rot und Gold. Die Frau an seiner Seite war in den gleichen Farben gekleidet, und Lilliane wurde sogleich klar, dass es sich um Williams Gemahlin handeln musste. Sie war eine kleine, hüb sche Frau, deren Haar fast genauso hell wie Tullias war. Es überraschte Lilliane keineswegs, dass William eine gute Par tie gemacht hatte. Sie hatte von Lady Verone gehört und wusste, dass sie ein herrliches Schloss und viele Leibeigene mit in die Ehe gebracht hatte. Dass sie auch noch schön war, schien nur Rechtens zu sein, denn einen besser aussehenden Mann wie William of Dearne konnte eine Frau so leicht nicht finden.
    In diesem Augenblick sah er erneut zu ihr herüber, und sie senkte sofort den Blick. Zwei lange Jahre hatte sie die Er innerung an ihn am Leben erhalten. Ihr war bewusst, dass sie niemals heiraten würde, aber sie brauchte zumindest ein paar romantische Träume, an denen sie sich in ihrem jungen und allzu abgeschi e denen Leben festhalten konnte. Doch nun, da er ihr so offensichtlich seine Aufmerksamkeit zuwandte, wurde ihr unbehaglich zumute.
    »Der junge William scheint von deiner Anwese n heit aus gesprochen beeindruckt zu sein«, flüsterte ihr Vater ihr ins Ohr. »Die Frau an seiner Seite ist seine Gemahlin. Sie ist gu ter Hoffnung«, fügte er hinzu, wobei er jedes Wort betonte.
    »Du bist ungerecht«, gab Lilliane kurz zurück, eine schwache Röte überzog ihre Wangen. »Glaubst du etwa, dass ich weniger Ehrgefühl besitze als du? Glaubst du etwa, ich würde mit einem verheirateten Mann herumtändeln?« Sie warf ihm einen zornigen Blick zu, bevor sie ihren Kelch er neut an die Lippen setzte.
    Lord Barton lehnte sich in seinem geschnitzten Stuhl zu rück und sah ihr prüfend in die wütenden Augen. »Nein, meine Tochter«, antwortete er sanft. »Ich weiß, dass du we der deine Familie noch dich selbst auf solch schändliche Weise entehren würdest. Aber was William angeht…« Er zuckte die Achseln. »Am Hof habe ich häufig von seinen Es kapaden gehört. Du hast mit diesen Dingen lange Zeit nichts zu tun gehabt.« Er streckte die Hand aus und berührte sanft ihre Wange. »Und du bist in der Zeit deiner Abwesenheit von Orrick sogar noch schöner geworden.«
    Als Lilliane seinen liebevollen Blick bemerkte, verrauchte ihre Wut völlig. Sie hatte keine Schwi e rigkeiten, seinem Zorn oder seinem Missfallen gegenüberzutreten. Aber seine sanfte Zuneigung war ihr Verderben. Rasch ergriff sie seine Hand und lächelte kläglich. »Dein Augenlicht muss schlech ter geworden sein. Ich sehe mittlerweile ganz aus wie eine
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