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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes
Autoren: Rexanne Becnel
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überraschten Ausdruck an, aber seine Antwort war ausweichend. »Ich wäre ihm ein guter Schwiegersohn und Orrick ein guter Herr gewesen, und ich hätte dich glücklich gemacht.«
    »Vielleicht, aber jetzt ist es zu spät.«
    William runzelte die Stirn und wandte sich zum Gehen, aber dann hielt er inne und sah ihr aufmer k sam ins Gesicht. »Vielleicht sollte ich dich warnen, dass ich Sir Corbett bei Ho fe gesehen habe. Es ist noch keine drei Wochen her. Er ist von seinem Kreuzzug zurückgekehrt. Er hat immer noch keine Frau.«
    Mit diesen Worten verließ er sie.
    Sie hörte, wie seine Schritte verhallten. Sie hörte das schwache Echo der Festgesellschaft im unteren Stockwerk. Aber sie schenkte diesen Dingen keine Beachtung. Statt des sen schien es ihr, als ob ihr das Gewicht einer düsteren Vorahnung auf der Brust lastete. Die Fäden ihrer Vergangenheit schienen sich zu einem Netz zusamme n zufügen, das sie um schlang und gefangen hielt.
    Dann eilte sie schnellen Fußes in ihre Kammer und zog die schwere, holzvertäfelte Tür hinter sich zu. Ihre Finger zitterten, als sie die Bänder löste, die ihr Überkleid zusammenhielten, und dann Schuhe und Strümpfe auszog. Sie lö ste ihre Rise und befreite das Haar aus seinem festen Knoten, dann schüttelte sie es, so dass ihre üppige Mähne frei den Rücken hinabfiel. Geistesabwesend begann sie, die Haare zu flechten, als sie ein plötzlicher Gedanke innehalten ließ.
    Sie ging zu einer Eichentruhe hinüber, die unter dem schmalen Fenster stand, und kniete davor nieder. In den Tie fen dieser Truhe befanden sich die Erinnerungen ihrer ge samten Kindheit: die Leine n gewänder, die sie für ihre Hochzeit genäht hatte, der Stoff, den sie für das Hochzeitsgewand ihres zukünftigen Gatten beiseite gelegt hatte, und die klei nen Gewänder, die sie für ihre Kinder zu nähen begonnen hatte. Eine Girlande aus Tausendschö n chen, getrocknet und verwelkt, eine Schulterbinde, die zwar zerrissen, aber ihr im mer noch zu heilig war, um weggeworfen zu werden, auch eine Sammlung von Steinen war in den Tiefen der Truhe vergraben. Doch nach all diesen Dingen hielt sie jetzt nicht Ausschau. In der hintersten Ecke der Truhe, eingewickelt in ein grob gewebtes Stück Barchent, das durch häufiges Waschen vergilbt und weich geworden war, fand sie das Paket, nach dem sie gesucht hatte.
    Lilliane setzte sich auf ihre Fersen und starrte das einsame Bündel lange Zeit an, bevor sie es öffnete. Als sie die beiden darin eingew i ckelten Gegenstände zutage beförderte, war sie fast enttäuscht, als sich ihr Glanz vor ihren Augen entfal tete. Es handelte sich um einen kunstvoll verzierten Kamm und einen silbernen Spiegel, beide mit gravierten Ranken und Lilien verziert. Auf dem Rücken jedes Gegensta n des war ein kunstvolles L eingraviert, das mit funkelnden Meri dianen besetzt war. Die lavendelfa r benen Edelsteine stammten, wie sie sich erinnerte, aus dem Stein, der die Grenze von Windermere Fold markierte.
    Sie fuhr mit dem Finger über das Muster, wie sie es in ih rer Jugend so oft getan hatte. Irgendwie hatte sie erwartet, dass sie mittlerweile abscheulich aussahen, so hässlich und schrecklich wie der schlimme Zustand, der zwischen den beiden Familien herrschte. Aber nein, die beiden Stücke wa ren so schön wie eh und je.
    Mit einem wütenden Fluch legte sie sie beiseite.
    Sie hatte keinen Grund, die Rückkehr Corbetts of Colchester zu fürchten, sagte sie sich. Er würde niemals die Tochter seines Feindes als Gemahlin wählen. Niemals.
    Mit diesem Gedanken beruhigte sie sich, als sie den Sil berspiegel und die Bürste nahm und sie g e schwind wieder in das grobe Tuch einwickelte. Dann warf sie das Päckchen in die tiefste Ecke der Truhe und stapelte andere Gegenstände darüber. Sie schlug den Deckel der Truhe zu und löschte schnell die Kerzen, dann sprang sie in ihr verhängtes Bett.
    Dann, als ob sie sichergehen wollte, zog sie sich die schwere Überdecke über den Kopf.
     

2

    Krachend fiel einem Diener das Tablett aus der Hand. Er zuckte zusammen, als sein Herr ihm eine schmerzhafte Ohr feige versetzte, aber er wusste offensichtlich, dass es nicht gut war, vor dem Zorn seines Herrn davonzulaufen. Jedem Die ner auf Colchester war bewusst, dass Sir Hughes Zorn sich um ein Zehnfaches steigern konnte, wenn sich ihm kein Ven til bot. Obwohl er vor Furcht zitterte, beugte der arme Mann nur den Kopf und versuchte sich so gut es ging mit den Schlägen abzufinden, die auf ihn hernieder
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