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Das Herz des Mörders (17) - Imitation in Death (Death 17)

Titel: Das Herz des Mörders (17) - Imitation in Death (Death 17)
Autoren: J. D. Robb
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habe dafür keine Worte. Ich glaube, dass es dafür keine Worte gibt. Schlecht und böse reichen nicht. Aber ich kann es mir nicht leisten, philosophisch zu werden, Moris. Das würde ihr nicht helfen. Ich muss wissen, ob er wusste, was er tat, oder ob er einfach drauflosgeschnippelt hat.«
    Er atmete zu schnell. Um sich zu beruhigen, riss Moris sich die Brille und die Schutzhaube herunter, marschierte Richtung Waschtisch und schrubbte dort das Versiegelungsspray und Blut von seinen Händen ab.
    »Er wusste, was er tat. Die Schnitte waren sehr präzise. Er hat nicht gezögert und keine unnötigen Bewegungen gemacht.« Er nahm zwei Flaschen Wasser aus dem Kühlschrank, warf Eve eine zu und hob die andere an seinen Mund. »Unser Killer kann eindeutig innerhalb der Linien malen.«
    »Wie bitte?«

    »Es ist einfach immer wieder faszinierend, was Ihnen in Ihrer Kindheit offenbar alles entgangen ist. Ich muss mich einen Moment setzen.« Er warf sich auf einen Stuhl und fuhr sich mit dem Handballen erst über die Brauen und dann über die Stirn. »Diese Sache geht mir wirklich an die Nieren. Man weiß nie, wann das passiert. Bei allem, was hier täglich durchgeht, hat mich ausgerechnet diese einundvierzigjährige Frau mit den bemalten Zehennägeln und dem entzündeten linken Fußballen eiskalt erwischt.«
    Sie hatte keine Ahnung, wie sie mit ihm umgehen sollte, wenn er in dieser Stimmung war. Also folgte sie ihrem Instinkt, zog sich einen Stuhl heran und nahm neben ihm Platz. Während sie einen Schluck von ihrem Wasser trank, bemerkte sie, dass der Rekorder noch nicht ausgeschaltet war. Aber die Entscheidung, ob er ihre Unterhaltung später vielleicht löschen wollte, lag allein bei ihm.
    »Sie brauchen Urlaub, Moris.«
    »Das brauchen Sie mir nicht zu sagen.« Er lachte leise auf. »Eigentlich hätte ich morgen fliegen sollen. Zwei Wochen Aruba. Meer, Sonne, nackte Frauen - die Sorte, die noch atmet - und jede Menge Alkohol, den man aus Kokosnüssen trinkt.«
    »Fliegen Sie.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe die Reise schon verschoben. Erst will ich diese Sache hier zu Ende bringen.« Jetzt blickte er sie an. »Manchmal gibt es Dinge, die man selbst zu Ende bringen muss. Als ich sie vorhin sah, als ich sah, was dieser Kerl mit ihr gemacht hat, war mir sofort klar, dass aus dem faulen Strandleben in nächster Zeit nichts wird.«

    »Ich könnte Ihnen sagen, dass Sie hier gute Leute haben. Leute, die sich gut um diese Frau und auch um alle anderen kümmern würden, die Ihr Laden in den nächsten beiden Wochen reinbekommt.«
    Während sie von ihrem Wasser nippte, blickte sie auf Jacie Wootons Hülle, die nackt auf einem Rolltisch in dem kalten Zimmer lag. »Ich könnte Ihnen sagen, dass ich den Hurensohn, der ihr das angetan hat, finden und dafür sorgen werde, dass er für diese Tat bezahlt. All das könnte ich Ihnen sagen und es wäre sogar wahr. Aber ich an Ihrer Stelle bliebe ebenfalls vorläufig hier.«
    Genau wie sie lehnte er den Kopf gegen die Wand, streckte die Beine aus und starrte auf den kaum einen Meter vor ihm aufgebahrten ausgeschlachteten Leib.
    Nach einem Augenblick des Schweigens fragte Moris leise: »Was zum Teufel ist bloß mit uns los, Dallas?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    Er schloss kurz die Augen, bis er allmählich die Balance wiederfand. »Wir sind eben nekrophil.« Als sie verächtlich schnaubte, verzog er, ohne deshalb die Augen wieder aufzuschlagen, den Mund zu einem Grinsen. »Aber nicht auf eine kranke, fick-die-Leiche Art. Was haben Sie bloß für eine schmutzige Fantasie? Trotz allem, was diese Toten vielleicht zu Lebzeiten gewesen sind, lieben wir sie, weil jemand sie betrogen und missbraucht hat. Sie sind die ultimativen Underdogs.«
    »Jetzt werden wir anscheinend doch noch philosophisch.«
    »Sieht so aus.« Dann tat er etwas, was er nur sehr selten tat. Er berührte sie. Tätschelte ihr lediglich kurz den Rücken, was jedoch, wie Eve erkannte, eine beinahe intime Geste war. Ein freundschaftlicher Kontakt zwischen
Kameraden, deutlich persönlicher als alles, was je zwischen dem Opfer und ihren Klienten stattgefunden hatte, dachte sie.
    »Von den Babys bis hin zu den tatterigen Greisen«, fuhr Moris schließlich fort, »kommen sie alle hierher zu uns. Egal, wer sie zu ihren Lebzeiten geliebt hat, sind wir ihre intimsten Gefährten nach dem Tod. Manchmal dringt diese Intimität in unsere Seelen ein und bringt sie vorübergehend aus dem Gleichgewicht. Tja, nun.«
    »Sie scheint in ihrem
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