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Das Herz des Mörders (17) - Imitation in Death (Death 17)

Titel: Das Herz des Mörders (17) - Imitation in Death (Death 17)
Autoren: J. D. Robb
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sie nur eine kleine Hure, weiter nichts.«
    Als ihre Stimme zu brechen drohte, räusperte sie sich und atmete langsam durch die Nase ein. »Es gibt noch immer jede Menge Leute, die so denken, das wissen Sie, und das weiß ich. Diese Frauen werden geschlagen, erniedrigt, misshandelt und missbraucht. Ein paar von ihnen geben deshalb auf, andere reißen sich zusammen, ein paar machen Karriere und führen ein beinahe königliches Leben. Und ein paar von ihnen gehen dabei drauf. Es ist ein gefährlicher Beruf. Polizisten, Rettungssanitäter, Sozialarbeiter und Prostituierte haben alle einen gefährlichen Beruf, bei dem die Sterblichkeitsrate deutlich über dem Durchschnitt liegt.
    Sie wollte ihr altes Leben wiederhaben«, stellte Tressa abschließend fest. »Und das hat sie umgebracht.«

2
    Auf dem Rückweg zum Revier fuhren sie an der Pathologie vorbei. Hier hatte das Opfer, wie Eve dachte, noch eine letzte Möglichkeit, ihnen etwas zu verraten. Ohne echte Freunde, namentlich bekannte Feinde, Kollegen und Verwandte bot Jacie Wooton das Bild einer einsamen Frau, für die der mit ihrer Arbeit verbundene Körperkontakt die einzige Form der Annäherung an andere gewesen war. Eine Frau, die ihren Leib als ihren größten Vorzug angesehen und ihn deshalb dafür verwendet hatte, ein luxuriöses Leben zu erreichen, was offenbar allzeit ihr Traum gewesen war.
    Vielleicht verriet ihr Leib ja irgendetwas über ihren Mörder.
    Auf halbem Weg den Korridor hinunter blieb Eve plötzlich stehen. »Setzen Sie sich irgendwo in eine Ecke«, wies sie ihre Assistentin an, »rufen Sie im Labor an und machen dort ein bisschen Druck. Betteln Sie, jammern, drohen, was auch immer. Ich muss einfach möglichst noch heute wissen, was er für ein Briefpapier verwendet hat.«
    »Ich komme schon damit zurecht, wenn ich mit Ihnen reingehe. Ich falle ganz bestimmt nicht noch mal um.«
    Aber sie war jetzt schon kreidebleich, bemerkte Eve. Jetzt schon stieg erneut das Bild der Gasse, des verspritzten Bluts, der heraushängenden Eingeweide vor ihrem inneren Augen auf. Sie fiele ganz bestimmt nicht um, da
war sich Eve ganz sicher, doch der Preis für diese Tapferkeit wäre eindeutig zu hoch.
    »Ich habe nicht gesagt, dass Sie es nicht packen; ich habe lediglich gesagt, dass ich wissen muss, woher der Killer diesen Briefbogen bezogen hat. Wenn er schon etwas für uns zurückgelassen hat, ist es ja wohl ganz normal, wenn wir die Spur verfolgen. Also suchen Sie sich was zum Sitzen und führen den Auftrag aus.«
    Ohne Peabody die Chance zum Widerspruch zu geben, marschierte Eve entschlossen weiter den Korridor hinab und durch die breite Flügeltür in den Raum, in dem die Tote lag.
    Sie hatte erwartet, dass der Chefpathologe Moris sich der Sache annehmen würde, und wurde nicht enttäuscht. Wie so häufig arbeitete er auch jetzt allein.
    Unter seinem durchsichtigen Schutzanzug trug er eine blaue Tunika und Leggins, die langen Haare hatte er zu einem schimmernden Pferdeschwanz gebunden und, um den Leichnam zu schützen, unter einer Plastikhaube versteckt. Um den Hals trug er eine Art silbernes Medaillon mit einem leuchtend roten Stein. Seine Hände waren blutig und sein attraktives, exotisches Gesicht wirkte so kalt und reglos, als wäre es aus Stein.
    Er hörte bei der Arbeit oft Musik, heute allerdings herrschte abgesehen vom leisen Summen der Geräte und dem unheimlichen Surren des Laserskalpells vollkommene Stille in dem kühlen Raum.
    »Hin und wieder«, meinte er, den Kopf immer noch über die tote Frau gesenkt, »sehe ich hier drinnen etwas, was über das Normalmaß weit hinausgeht. Was einfach nicht mehr menschlich ist. Und wir beide wissen, Dallas, dass der Mensch seinen eigenen Artgenossen gegenüber
in Bezug auf Grausamkeiten wirklich findig ist. Aber ab und zu kommt mir hier etwas unter, das geht sogar noch einen Schritt über das Grässliche hinaus.«
    »Die Halswunde hat sie doch sicher umgebracht.«
    »Das ist ein kleiner Trost.« Als er sie endlich ansah, lag in seinen Augen weder das gewohnte Lächeln noch auch nur ein Funke der Faszination, mit der er für gewöhnlich bei der Arbeit war. »Das Übrige, was er ihr angetan hat, hat sie nicht mehr gespürt. Sie war eindeutig tot, bevor der Kerl sie ausgeschlachtet hat.«
    »Er hat sie ausgeschlachtet?«
    »Wollen Sie es etwa anders nennen?« Er warf das Skalpell auf ein Tablett und wies mit einer blutverschmierten Hand auf den verstümmelten Leib. »Wie zum Teufel wollen Sie das nennen?«
    »Ich
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