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Das Herz des Mörders (17) - Imitation in Death (Death 17)

Titel: Das Herz des Mörders (17) - Imitation in Death (Death 17)
Autoren: J. D. Robb
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besorgen mir die Liste der Käufer von diesem Papier.«
     
    Auf der Wache wurde sie von den Kollegen mit Fragen, Gerüchten, Spekulationen über den Wooton-Mord bestürmt. Wenn schon die Cops über einen Fall in Aufregung gerieten, wäre die Öffentlichkeit völlig außer sich.
    Sie flüchtete in ihr Büro, bestellte sich als Erstes einen Becher Kaffee und hörte dann die Nachrichten ab, die an diesem Morgen für sie eingegangen waren.
    Bei zwanzig hörte sie mit dem Zählen der Anrufe von Journalisten auf. Allein Nadine Furst vom Channel 75 hatte bisher sechsmal ihr Glück versucht.
    Den Kaffeebecher in der Hand, nahm Eve an ihrem Schreibtisch Platz und trommelte mit ihren Fingern auf das verkratzte Holz. Früher oder später müsste sie sich den Reportern stellen.
    Lieber später, möglichst irgendwann nach der Jahrtausendwende, dachte sie. Um eine Stellungnahme käme sie wahrscheinlich nicht herum. Doch sie würde nur ein paar knappe, offizielle Sätze sagen, irgendwelche markigen Sprüche oder gar Einzelinterviews gäbe es auf keinen Fall.
    Genau das wünschte er sich nämlich. Er wollte, dass sie zu den Medien ging, ausführlich über ihn sprach und er dadurch, dass man im Fernsehen und auch in der Presse über ihn berichtete, ein möglichst großes Maß an Aufmerksamkeit geschenkt bekam.

    Das wünschten sich viele, überlegte sie. Das wünschten sich sogar die meisten. Er aber wollte die Sensation des Herbstes sein. Er wollte, dass es hieß:
    NEUER JACK THE RIPPER
SCHLACHTET IN NEW YORK
    In Fettdruck auf den ersten Seiten. Ja, das entspräche seinem Stil.
    Jack the Ripper, überlegte sie, schaltete ihren Computer ein und machte sich ein paar Notizen.
    Vorgänger der modernen Serienkiller.
    Wurde nie erwischt, wurde nie eindeutig identifiziert.
    Seit beinahe zweihundert Jahren zentrale Figur unzähliger Studien, Geschichten, Theorien.
    Gegenstand der Faszination und Abscheu.
    Durch den damaligen Medienrummel wurde nicht nur Panik, sondern gleichzeitig dauerhaftes Interesse an dem Kerl geschürt.
    Nachahmungstäter geht davon aus, dass er ebenfalls unentdeckt bleiben wird. Will Angst verbreiten und Faszination auslösen, indem er sich mit uns misst. Hat sich sicher eingehend mit dem Original-Ripper befasst. Hat wahrscheinlich offiziell oder nebenher Medizin studiert, damit er das Verbrechen überhaupt begehen konnte. Klassisch elegantes Briefpapier, vielleicht Symbol für Reichtum oder Geschmack.
    Im ursprünglichen Ripper-Fall hatten einige der Hauptverdächtigen der Oberschicht oder gar dem Adel angehört. Hatten über dem Gesetz gestanden. Waren davon ausgegangen, dass niemand sie belangen kann.

    Manche waren davon ausgegangen, dass der Ripper vielleicht ein in London lebender Amerikaner war. Sie hatte das immer für Quatsch gehalten, aber … war es vielleicht möglich, dass ihr Killer ein in Amerika lebender Brite war?
    Oder war er vielleicht einfach - wie sagte man noch einmal? - anglophil? Jemand, der alles Britische bewunderte? Der dorthin gereist und durch die Straßen von Whitechapel gewandert war? Hatte er dort die Taten in Gedanken noch einmal begangen? Hatte er sich vorgestellt, dass er der Ripper war?
    Sie fing an, einen Bericht zu tippen, brach dann aber wieder ab, rief in Dr. Miras Praxis an und erkämpfte einen sofortigen Termin.
     
    Dr. Charlotte Mira trug ein elegantes, eisblaues Kostüm und dazu passend drei lange, dünne Goldketten um ihren schlanken Hals. Ihre weichen braunen Haare wiesen ein paar sonnenhelle Strähnchen auf. Die Strähnchen waren neu, entdeckte Eve und überlegte, ob sie dazu einen Kommentar abgeben sollte oder ob es besser wäre, so zu tun, als hätte sie es nicht bemerkt.
    Derartige Mädchenfragen riefen stets ein leichtes Unbehagen in ihr wach.
    »Danke, dass Sie sich Zeit genommen haben«, fing sie deshalb an.
    »Ich hatte bereits überlegt, ob Sie mich wohl heute kontaktieren würden.« Mira wies auf einen der bequemen Sessel. »Alle sprechen über Ihren neuen Fall. Er soll besonders grässlich sein.«
    »Je grässlicher ein Fall, umso mehr Gerede gibt es.«
    »Da haben Sie natürlich Recht.« Da sie sicher davon
ausging, dass Eve bereits genug Kaffee getrunken hatte, bestellte sie zwei Tassen Tee. »Ich weiß nicht, wie viel von dem, was ich gehört habe, überhaupt den Tatsachen entspricht.«
    »Ich bin gerade dabei, meinen Bericht zu schreiben. Wahrscheinlich ist es noch zu früh, um Sie um ein Täterprofil zu bitten, aber ich kann es mir nicht leisten
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