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Das Herz des Loewen

Titel: Das Herz des Loewen
Autoren: Suzanne Barclay
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herüber, wann immer sie Zeit findet, und geht bei Ross in die Lehre“, verkündete Avery und stimmte ihre Laute.
    „Tatsächlich? Und was bringt er ihr denn bei?“ In Lionels Augen funkelte ein schwacher Anflug seines früheren Humors.
    „Nichts Unschickliches“, versicherte Avery. „Das würde er niemals wagen. “
    „Zu schade“, meinte der Laird. „Wann wirst du Anne um ihre Hand bitten, Ross?“
    „Niemals.“ Ross dachte an den Tag zurück, wo er im Regen gestanden und seine toten Männer betrachtet hatte - grausam niedergemetzelt, weil sein Vertrauen in Rhiannon enttäuscht worden war. Damals hatte er geschworen, sich niemals wieder mit einer Frau einzulassen. „Ich muss nicht heiraten, denn du hast genug Erben, falls mir etwas zustößt.“
    Die Miene seines Vaters verdüsterte sich. „Also hat Andrew recht. Wegen dieser Waliserin fürchtest du dich nun vor allen Mädchen. Darüber solltest du möglichst schnell hinwegkommen. Ich werde nicht jünger, und bevor ich sterbe, möchte ich meinen Enkel im Arm halten.“
    Und du wünschst dir, es wäre Lions Sohn, nicht meiner, ging es Ross durch den Kopf. „Ich kenne meine Pflicht, und ich werde sie erfüllen“, erwiderte er kühl.
    „Hoffentlich findest du eine Frau, die du wirklich liebst“, seufzte seine Mutter wehmütig.
    „Der Erbe so großer Ländereien kann sich diesen Luxus nicht leisten“, gab der Laird zu bedenken - mit boshaftem Vergnügen, wie Ross fand.
    „Nun, die Missbilligung meines Vaters hat dich nicht daran gehindert, mich zu heiraten.“ Lady Carina warf dem Gatten
    einen liebevollen Blick zu.
    „Nein. Ich sah, was ich wollte, und das nahm ich mir.“ Schöne Erinnerungen erwachten, als er die Frau anlächelte, die er seinerzeit entführt hatte.
    „Auch Ross sollte genau das bekommen, was er will.“ Unwillig wich der Laird dem Blick seiner Gemahlin aus. „Das hat er doch schon. Nach meinem Tod wird er den Titel des Lairds tragen.“
    Es klopfte an der Tür, und der Majordomus trat ein. „Eine Nachricht vom König.“
    Sechs Augenpaare wandten sich ihm zu. Lady Carina erlaubte dem Boten einzutreten, und der Mann überreichte dem Laird eine Ledertasche, die ein Pergament enthielt.
    Nachdem Lionel das Siegel geprüft hatte, nickte er. „Ihr habt Eure Pflicht getan. Geht mit dem Majordomus nach unten, er wird dafür sorgen, dass Euch Speise und Trank gebracht werden.“ Dann gab er den Brief an seine Gemahlin weiter, sobald der Kurier den Raum verlassen hatte.
    Mit zitternden Händen brach sie das Siegel und überflog das Schreiben. „Oh mein Gott!“
    „Was ist los?“ Ross trat vor und nahm ihr das Pergament aus den schlaffen Fingern. Sein Mund wurde trocken. „Der König weiß Bescheid über den letzten Angriff gegen die Sutherlands. Und er bestraft mich dafür ...“
    „Du warst doch gar nicht dabei!“, rief Lionel.
    Krampfhaft schluckte Ross. „Um die Fehde zu beenden, soll ich Megan Sutherland heiraten.“
    „Den Teufel wirst du!“ Lionel entriss ihm das Pergament, sein Blick suchte die empörenden Zeilen. „Niemals! Eammon Sutherlands Blut darf meine Familie nicht besudeln. Genauso gut könnte ich eine Schlange an meinem Busen nähren. “ „Vater bin ich ganz deiner Meinung.“ Um seine Verzweiflung zu verbergen, trat Ross ans Fenster. Was sollte er tun? Er schaute in den sommerlichen Garten hinab, ein Blütenmeer in Rot, Gelb und Weiß. Zwei kleine Gestalten wanderten den Steinplattenweg entlang, den Lady Carina zwischen den Beeten hatte anlegen lassen. Die sechsjährige Brenna trug einen Korb, während Margaret, neun Jahre alt, Blumen abschnitt. So jung - so verletzlich ... Wohin würden sie gehen, wenn er den Befehl des Königs missachtete, David sie alle mit Acht und Bann belegte und sie ihr Heim verlassen mussten?
    In Edinburgh hatte Ross das Viertel gesehen, wo die Armen in erbärmlichen Hütten hausten und die Dirnen ihrem Gewerbe nachgingen, manche kaum älter als Margaret. Damit durfte er sein Gewissen nicht auch noch belasten. „Ich habe keine Wahl. Und so werde ich nach Curthill reisen, wie es der König befiehlt.“
    „Nein!“ Sein Vater eilte zu ihm, packte ihn bei den Schultern, so fest, als wollte er ihn nie mehr loslassen. „Verdammt will ich sein, wenn ich noch einen Sohn nach Norden schicke, um ihn von diesen Schurken ermorden zu lassen.“
    So sehr Ross die väterliche Fürsorge auch schätzte - er wusste, dass eine Missachtung der königlichen Wünsche Not und Elend für alle
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