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Das Herz des Loewen

Titel: Das Herz des Loewen
Autoren: Suzanne Barclay
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Genugtuung erinnerte sich Seine Lordschaft an den Tag, wo er während der Jagd einen Streit vom Zaun gebrochen und den jungen Ritter beseitigt hatte, der zu einem zweifachen Ärgernis geworden war - in geschäftlicher und persönlicher Hinsicht. „König David war so bewegt angesichts unserer misslichen Lage, dass er versprach, Carmichael mit Acht und Bann zu belegen, sollte der Mann noch weitere Rachefeldzüge unternehmen.“
    „Und wenn der König seine Ritter hierher schickt?“
    „Was würden sie finden?“, fragte der Lord mit jenem sanften, unschuldigen Lächeln, das schon viele Leute veranlasst hatte, ihn zu unterschätzen. „Ein paar Dorfbewohner, die ihrem ehrbaren Tagewerk nachgehen.“
    „Und ein Lagerhaus, vollgestopft mit Sachen, von denen der König nichts ahnt.“
    Verächtlich schnaufte Seine Lordschaft. „Ihr führt Euch auf wie ein altes Weib. Nun betreiben wir unsere Geschäfte schon seit zwei Jahren, und niemand hat etwas gemerkt. Nicht einmal Megan Sutherland, die sich einbildet, sie wüsste ganz genau, was in Curthill Castle und im Dorf geschieht.“ „Ja, sie wurde ebenso zum Narren gehalten wie die anderen.“ Archie kicherte. „Nur der junge Lion schöpfte Verdacht.“
    „Aber bevor er irgendetwas herausfinden konnte, brachten wir ihn zum Schweigen“, betonte der Herr von Curthill. So wird es auch allen anderen ergehen, die hier herumschnüffeln und uns ins Handwerk pfuschen wollen.“

1. KAPITEL
    Im schottischen Tiefland Schloss Carmichael
    „Laird Lionel ist zurückgekehrt.“ Owain of Llangollen sprach mit leiser Stimme, aber sein Herr, der die Einschnitte eines Kerbholzes studiert hatte, richtete sich ruckartig auf.
    „Ist er unverletzt?“, fragte Ross Carmichael, die leuchtend blauen Augen voller Angst.
    „Ja.“ Owain betrat das Kontor. „Aber Euer Vater trägt den Kopf nicht mehr so hoch wie bei seinem Aufbruch zu dieser Jagd. “
    Ross umklammerte das Kerbholz so fest, dass es beinahe zerbrach. „Gewiss lockte ihn kein Rotwild in den Norden, sondern der Sutherland-Clan.“
    „Ja, wahrscheinlich“, stimmte der Waliser zu.
    „Verdammt! Wenn der König davon erfährt...“
    „Das bezweifle ich. Der beschwerliche Ritt vom Sutherland-Gebiet am Dornoch Firth bis nach Edinburgh dauert zwei Wochen.“
    „Aber auf dem Seeweg nur vier Tage. Deshalb kam Vater so schnell zurück. Zum Teufel mit seiner Rachsucht!“ Erbost warf Ross das Kerbholz zu Boden und sprang auf. „Wo er meiner Mutter und mir doch versprochen hat, die Sutherlands nicht mehr zu verfolgen! “ Er ging zum schmalen Fensterschlitz und stützte beide Hände gegen die Steinmauer. Die letzten Sonnenstrahlen fielen auf sein markantes Profil mit der breiten Stirn, der aristokratischen Nase, dem eigenwilligen Kinn. Sein hochgewachsener, muskulöser Körper bebte, als er seinen Zorn zu bezähmen suchte. Und es gelang ihm.
    Nach all den Jahren, in denen er seinen Vater vor Wut toben sah, hat er gelernt, seine eigenen Leidenschaften im Zaum zu halten, dachte Owain. Die kühle Vernunft seines jungen Herrn hatte ihn bewogen, seine walisische Heimat zu verlassen und ihm zu dienen. Aber Laird Lionels wilder Rachedurst stellte Ross’ Geduld auf eine harte Probe. „Ein Vater hat das Recht, Sühne für den Tod seines ältesten Sohnes und Erben zu fordern“, meinte Owain beschwichtigend.
    Davon wollte Ross nichts hören. „Wenn König David das erfährt, wird er uns alle zur Rechenschaft ziehen, so wie er es letztes Mal androhte, als Vater im Hochland zur ,Jagd‘ ging.“ Owain nickte. Nicht die Sorge um sich selbst bedrückte Ross, sondern die Angst um seine Mutter, die sechs Geschwister und den ganzen Clan. Er nahm seine neue Verantwortung als Erbe sehr ernst, seit Lion vor zehn Monaten gestorben war, während er die Burg Curthill aufgesucht hatte, um Siusan Sutherland zu heiraten. „Vielleicht solltet Ihr zum König gehen und ihm alles erklären“, schlug der Waliser vor.
    „Was denn?“ Ross drehte sich verbittert um. „Dass Vater nicht an einen Jagdunfall glauben will, trotz aller Zeugenaussagen behauptet, Eammon Sutherland habe Lion getötet, und weder ruhen noch rasten wird, bis das Blut der Sutherlands die See rot färbt? Davon lässt er sich nicht einmal abbringen, wenn der ganze Clan Carmichael mit Acht und Bann belegt wird.“ Seufzend strich er das dichte schwarze Haar aus der Stirn, das er von seinem Vater geerbt hatte.
    „Vermutlich gestattet Euch der Laird nach dieser letzten Niederlage, jemanden
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