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Das Herz des Loewen

Titel: Das Herz des Loewen
Autoren: Suzanne Barclay
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nach Curthill zu schicken, der den Sutherlands nachspionieren und die Wahrheit herausfinden könnte.“
    „Vater hört nicht auf meine Ratschläge.“ Das verletzte Ross, aber nicht so schmerzlich wie die Weigerung des Vaters, ihn offiziell zum Erben zu ernennen. Inzwischen waren zehn Monate seit Lions Tod verstrichen - und vier seit der Rückkehr des Zweitältesten Sohnes aus dem Krieg in Wales. „Die Wahrheit kümmert ihn nicht. Er will nur möglichst viele Sutherlands töten.“
    „Aye, manchmal beschwört die Trauer einen solchen Wahn herauf.“
    „Ich sollte ihn an sein Bett fesseln, bis er wieder zur Vernunft kommt, sonst bringt uns seine Rachsucht noch ins Grab. Ich segle selbst nach Curthill.“
    Erschrocken eilte Owain zu seinem Herrn und packte ihn bei den Schultern. „Dieser Wahnsinn muss ansteckend sein. Was hofft Ihr zu gewinnen, wenn Ihr Euch in Gefahr bringt?“
    „Die Wahrheit.“
    „Glaubt Ihr, Laird Lionel gibt sich zufrieden, wenn Ihr den armen Burschen anschleppt, dessen Pfeil versehentlich in Lions Rücken stecken blieb? So einfach ist das nicht. Es würde die tiefe Trauer Eures Vaters nicht mildern.“
    „Aber die Wahrheit ist alles, was ich ihm zu bieten vermag. Und wenn er dann immer noch von seinem Wahn besessen ist, sperre ich ihn in den Turm.“
    „Ross Carmichael, wie kannst du es wagen!“, rief eine Kinderstimme, und er sah seine elfjährige Schwester in der Tür stehen, die Arme vor der Brust verschränkt, die violetten Augen voller Zorn.
    Besänftigend hob er eine Hand. „Elspeth, das verstehst du nicht... “
    „Ich komme hierher, um dir von Vaters Heimkehr zu berichten, und ertappe dich bei einem Komplott gegen ihn, du Verräter! “ Wütend stürmte sie davon.
    „Ehe sie irgendwelchen Unsinn erzählt und alles noch schlimmer macht, gehe ich ihr lieber nach.“ Zuvor nahm Ross sich noch genug Zeit, um die Kerbhölzer und das Buch, in dem die Zahlungen der Pächter eingetragen wurden, in einer Kassette zu verschließen. Seit seinem zwölften Lebensjahr erledigte er die Buchhaltung, denn weder sein Vater noch Lion hatten sich je dafür interessiert.
    Er holte tief Atem und überlegte, wie er den Zorn des Lairds am besten bezähmen konnte. Früher hatte er die lebhaften Diskussionen mit dem Vater genossen, aber seit Lions Tod nicht mehr. Denn hinter diesen Willenskämpfen steckten zu viele Schuldgefühle, zu viel Leid. Könnte er doch zurücknehmen, was er an jenem verhängnisvollen Tag gesagt hatte, bevor Lion nach Curthill aufgebrochen war ... Aber es gab kein Zurück. Und zwischen Ross und seinem Vater würde niemals Friede herrschen.
    Energisch schloss er die Tür zur Vergangenheit und verließ das Schlafgemach hoch oben in der alten Festung, vom ersten Laird Carmichael erbaut. Er stieg die steile, schmale Turmtreppe hinab, deren enge Windungen jeweils nur einem eventuellen Angreifer Platz boten, dann betrat er das Kopfsteinpflaster des Hofs, an allen Ecken von Türmen flankiert, die spätere Generationen des wohlhabenden Clans hinzugefügt hatten. Wie mächtige graue Wächter hüteten sie die niedrigeren Bauten, die Kapelle, die Küche und die Stallungen. Trotz seines inneren Aufruhrs empfand Ross unbändigen Stolz beim Anblick des Lebens und Treibens innerhalb der Mauern der Burg, die er jetzt als sein Erbe betrachtete.
    Seit seiner Rückkehr vom Waliser Feldzug trugen seine Kenntnisse in der Landwirtschaft und sein Geschäftssinn reiche Früchte, während andere Clans darbten. Klug und gerecht schlichtete er alle Streitigkeiten zwischen seinen Clansleuten, die ihm Respekt zollten. Aber solange der Laird zögerte, ihn offiziell zum Erben zu ernennen, untergrub er die Bemühungen und Erfolge seines Sohnes.
    Im Hof tummelten sich Lionels Männer, die nach der Heimkehr ihre Pferde versorgten und das Rüstzeug wegbrachten. Einige nickten ihm lächelnd zu, andere wichen seinem Blick aus. Andrew Carmichael spuckte zu Boden, als Ross auf ihn zukam, und murmelte etwas Unverständliches vor sich hin.
    Ärgerlich presste Ross die Lippen zusammen. Verdammt, er wollte sich nicht mit dem grauhaarigen Ritter streiten, Lions einstigem stellvertretenden Kommandanten. Nicht, weil er die Fechtkunst des Mannes fürchtete, der beide Brüder gelehrt hatte, das Schwert zu schwingen, sondern weil ein Zwist die Lage noch verschlechtern würde. Eine seltsame Spannung knisterte in der Luft, die Männer fanden sich zu Gruppen zusammen, ergriffen Partei für diese oder jene Seite, und Ross
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