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Das Herz des Loewen

Titel: Das Herz des Loewen
Autoren: Suzanne Barclay
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Chrissy zögernd. „Gewiss möchte er dich heiraten, sonst würde er die lange Reise nicht auf sich nehmen. “
    Sofort verflog die Angst aus Megans großen braunen Augen. „Lion behauptete, ich würde seinem Bruder gefallen. Erinnerst du dich?“
    „Mach dir nicht zu große Hoffnungen“, warnte Chrissy.
    „Zu spät“, erwiderte Megan lächelnd. „Schon jetzt baue ich auf seine Liebe. Und du musst nicht befürchten, er könnte mir wehtun. Lion erklärte, Ross sei ein wahrer Ritter - hübsch, stark, tapfer, klug und gütig.“
    „Kein Mann ist so.“
    „Wie schade, dass die Ehe mit dem alten Fergus dich dermaßen gegen die Männer eingenommen hat, Chrissy. Bestimmt ist Ross ganz anders. Lion erzählte, sein Bruder würde niemals die Stimme erheben, nicht einmal, wenn er sich ärgert. Kannst du das glauben? Sogar Vater schreit, wann immer er in Zorn gerät.“ Zumindest hat er das früher getan, dachte Megan. Jetzt nicht mehr. Als er das letzte Mal aus seinem abgeschiedenen Turmgemach heruntergekommen war, hatte er so still und verschlossen gewirkt, dass sie ihn kaum wiedererkannte. Hastig verdrängte sie die beklemmende Erinnerung. „Ich wette, Ross wird mich genauso lieben wie ich ihn.“
    „Oh Meg, bilde dir bloß nichts ein.“
    „Keine Bange, obwohl ich unvollkommen bin, wird er mich anbeten. “ Sie musste seine Zuneigung gewinnen, denn er allein konnte ihre Zukunft sichern und Siusans Leben retten. Doch mit dieser Sorge wollte sie sich erst morgen befassen. Heute war alles viel einfacher. „Immerhin habe ich fleißig geübt und kann schon gehen, ohne zu hinken. Schau mal her ..." Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen. „Wenn ich mir Zeit nehme - und gut aufpasse ..."
    Schweren Herzens beobachtete Chrissy ihre Cousine. Nur zu gut erinnerte sie sich an den Tag, wo man Megan unter dem gestürzten Pferd hervorgezogen und nach Hause getragen hatte. Ihr Bein war an zwei Stellen gebrochen gewesen, die Hüfte an einer. Niemand dachte, sie würde jemals wieder gehen können, auch wenn Lady Mary sie Tag und Nacht pflegte. Aber die mütterliche Fürsorge und Megans tapferer Kampf gegen die Schmerzen und die Verzweiflung führten zum Erfolg. Zunächst lernte die Patientin stehen, dann gehen. Die Muskeln in ihrem Schenkel hatten die ursprüngliche Kraft indes nie mehr zurückgewonnen.
    Während Chrissy nun sah, wie das Mädchen über den strohbedeckten Stallboden stelzte, konnte sie nur mühsam ihre Tränen unterdrücken. „Ja, sehr gut“, würgte sie hervor, als Megan ihr über die Schulter einen Blick zuwarf. „Hoffentlich weiß Ross Carmichael die Früchte deines Eifers zu schätzen.“
    „Oh ja, ganz gewiss. Er ist nicht der Mann, der mich wegen meines verkrüppelten Beins zurückweisen würde.“ So wie Comyn. Nach dem Unfall hatte ihr erster Verlobter sie verlassen. Aber Ross muss mich lieben, sagte sie sich. Nicht nur, weil sie ihn bewunderte, seit Lion von seinem jüngeren Bruder geschwärmt hatte, sondern weil dieser Mann ihre letzte Hoffnung war. Nur er konnte ihr den Wunsch erfüllen, in einem eigenen Heim zu leben, eine Familie zu gründen.
    „Meg? Du hast gestöhnt. Alles in Ordnung?“
    „Natürlich“, log Megan und zwang sich zu lächeln. Eigentlich war es keine Lüge, denn es gehörte zu ihrem Wesen, andere Menschen nicht mit ihren Problemen zu belasten.
    „Dann gehen wir hinein und kleiden uns fürs Essen um.“ Chrissy zog das schwere Stalltor auf, und sie eilten hinaus -direkt vor die Hufe kraftvoller Streitrösser.
    „Achtung! “, rief eine tiefe Stimme. Pferde wieherten schrill, Männer fluchten, zerrten hastig an den Zügeln, um den beiden Mädchen auszuweichen.
    Megan versuchte, seitwärts zu springen, aber ihr linkes Bein knickte ein, und sie fiel hin, schlug so hart auf dem gepflasterten Boden auf, dass ihr die Luft aus den Lungen gepresst wurde. Halb benommen starrte sie das Pferd an, das sich über ihr aufbäumte. Nun glaubte sie, ihren Unfall noch einmal zu erleben. Ihr Mund wurde trocken, reglos lag sie da, wartete auf das erdrückende Gewicht des Tieres, das bald auf sie herabsinken würde. Ein grausiger Aufprall, dann die Ohnmacht, ein schwarzer Abgrund, endlose Schmerzen ...
    Fluchend riss der Reiter das Pferd zur Seite, sicher setzte es die Vorderhufe auf, ohne Megan Schaden zuzufügen.
    Sie holte tief Atem, Staubwolken verschleierten ihr den Blick. In das Dröhnen, das ihre Ohren erfüllte, mischten sich gellende Schreie, lautes Wiehern. Aber sie war
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