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Das Herz des Loewen

Titel: Das Herz des Loewen
Autoren: Suzanne Barclay
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Vernunft gelegentlich zu übermannen drohte. Aber offenbar konnte er diese angeborene Lust ebenso wenig verleugnen wie seine Haarfarbe.
    „Der Fluch der Carmichaels“, flüsterte er.
    Diese glühenden Gefühle hatten seine Eltern verbunden und Lion besiegt, als er Siusan bei jener unheilvollen Clanversammlung begegnet war. „Sie macht mich ganz verrückt“, hatte er erklärt, seinem Vater getrotzt und den Rat des Bruders verschmäht, um ins Verderben zu reiten.
    Nur wegen eines Mädchens mit braunen Augen und einem Mund, wie geschaffen ... Schaudernd riss Ross sich zusammen. Er musste Megan widerstehen, denn sie war genauso wie Rhiannon. Auch wenn sie sich äußerlich nicht glichen, beide besaßen rabenschwarze Seelen und versuchten, die Männer zu umgarnen, um ihre eigenen bösartigen Ziele zu verfolgen.
    Aber das würde Megan nicht gelingen. Energisch bekämpfte Ross die unerwünschte Hitze in seinen Lenden.
    „Die Sutherlands erwarten Euch sicher schon zum Essen“, bemerkte Owain.
    „Sollen sie doch! “Vor Stunden waren sie angekommen, und Ross hatte die Burg noch immer nicht betreten. Er schüttelte den Kopf, um Megans schönes Bild zu verscheuchen, und kümmerte sich wieder um Zeus.
    „Wollt Ihr nicht mit ihnen speisen?“
    „Nicht aus freien Stücken. Aber ich fürchte, Lord Nigel wird mich bald in die Halle führen.“ Welch großen Wert der König auf diese Ehe legte, die eine endlose Fehde der Clans verhindern sollte, hatte er mit der Anordnung bekräftigt, sein Onkel Nigel müsse den Bräutigam nach Curthill begleiten. Auf der Schiffsreise nach Norden versuchte der alte Mann, ein Loblied auf die Braut zu singen. Aber Ross hatte seine Ohren verschlossen. Er wollte sie nicht heiraten, also brauchte er nichts über sie zu wissen. Aber wie sollte er einen Ausweg aus der üblen Lage finden, wenn Seine Lordschaft ihm ständig über die Schulter spähte?
    „Seltsam - Eammon Sutherland kam nicht in den Hafen, um uns zu begrüßen.“ Owain zupfte einen Strohhalm aus Zeus’ schwingendem Schweif.
    „Sein Glück, sonst hätte ich ihn womöglich erwürgt.“
    „Ihr verdächtigt ihn? Warum sollte er Lion töten, nachdem er der Eheschließung zugestimmt hatte und bereit gewesen war, seinen armseligen Fischerclan mit den mächtigen Carmichaels zu verbinden?“
    Diese Frage stellte sich Ross immer wieder. Was hatte Eammon zu gewinnen erhofft? „Auch er muss wahnsinnig sein. Kein Mann im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte legt sich mutwillig mit Lionel Carmichael an. Vielleicht hat Wat inzwischen irgendwas herausgefunden.“ Seit dem verhängnisvollen Waliser Hinterhalt, der ihn hundert Krieger gekostet hatte, pflegte er jedes Gebiet gründlich zu erkunden, ehe er sich hineinwagte. Und so hatte er den listenreichen kleinen Mann nach Curthill vorausgeschickt, wo er einen fahrenden Händler mimte. „Bevor ich an der Tafel meiner Feinde speise, werde ich mit Wat reden.“
    Als hätte dieser Entschluss den flinken Schotten heraufbeschworen, erschien er im Stall. „Hier bin ich, Herr.“ Sein schmales, wettergegerbtes Gesicht verzog sich zu einem zahnlosen Grinsen.
    „Hat es Ärger gegeben?“
    „Gewissermaßen.“ Wat schaute sich vorsichtig um. „Hier können wir nicht reden. “
    „Wir sind unter uns.“
    „Man kann nie wissen ... Einem Gerücht zufolge ist Eammon ziemlich unberechenbar geworden.“
    Ein sonderbares Unbehagen erfasste Ross, während er mit Wat und Owain den Hof durchquerte. Die alten, halb verfallenen Wehrtürme und die mit Lehm beworfenen Gebäude ringsum wirkten vernachlässigt und beleidigten seine Ordnungsliebe. Eine Schweinefamilie tummelte sich in einem Abfallhaufen, so hoch wie das Backhaus. Schubkarren, Fässer und andere Gerätschaften bildeten ein wildes Durcheinander. Sogar die Außenmauer zerbröckelte. Hätte sein Vater an Land gehen können, wäre es ihm leichtgefallen, diese schwachen Verteidigungsbastionen niederzureißen.
    Zum ersten Mal war Ross so weit in den Norden vorgedrungen. Offenbar entsprachen die Geschichten über die barbarischen Hochländer der Wahrheit. Kein zivilisiertes Volk würde
    in einem solchen Schmutz leben. Wie hatte Ross jemals glauben können, eine Frau, die hier aufgewachsen war, würde sich zur Herrin von Carmichael Castle eignen? Weil er nicht mit seinem Hirn geurteilt hatte, sondern mit einem ganz anderen Körperteil...
    Glücklicherweise werde ich nicht in diese Falle tappen, dachte Ross. So verführerisch Megan Sutherland auch aussehen
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