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Das Herz des Loewen

Titel: Das Herz des Loewen
Autoren: Suzanne Barclay
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die Mutter einen Becher Wein in die Hand. „Bitte, setzen wir uns vor den Kamin, nur für eine kleine Weile. “
    „Stimmt etwas nicht?“, fragte Megan, nachdem sie Platz genommen hatten.
    „Nun ...“ Unbehaglich wich Lady Mary ihrem Blick aus. „All diese schrecklichen Erlebnisse haben mich gelehrt, die Wahrheit zu schätzen, Mama. Hätte Siusan uns von ihrem Verdacht erzählt, Papa oder Comyn könnten etwas mit Lions Tod zu tun haben, wäre vieles vielleicht anders gekommen. “ Lady Mary schüttelte den Kopf. „Nein, du hättest deinen Vater verteidigt und Comyn an den nächsten Baum knüpfen lassen.“
    „Und das wäre auch richtig gewesen.“
    „Falls Comyn dich nicht vorher umgebracht hätte.“
    „Das werden wir niemals wissen“, seufzte Megan. „Aber Siusan würde vermutlich noch leben, hätte sie uns nicht belogen und die Flucht ergriffen. Deshalb musst du mir jetzt sagen, was dich quält, dann können wir es gemeinsam bekämpfen.“ Zitternd faltete Lady Mary ihre Hände im Schoß. „Du wirst möglicherweise niemals Kinder bekommen.“
    „Was?“ Vor Entsetzen erstarrte Megan, dann beugte sie sich vor und packte den Arm ihrer Mutter. „Wie kann das sein?“ In wachsender Verzweiflung lauschte sie Lady Marys Erklärung über die Folgen jenes Unfalls, die inneren Blutungen, die Hebamme, die alle bösen Ahnungen bestätigt hatte. „Ross“, wisperte sie. „Er wird todunglücklich sein ...“
    „Sag’s ihm lieber nicht, Megan. Er könnte dich immer noch zurückweisen.“
    „Aber es ist sein gutes Recht, die Wahrheit zu erfahren, dass ich ...“ Dass ich unfruchtbar bin. Diese Worte brachte sie nicht über die Lippen. Warum nur? Gerade jetzt, wo es so aussah, als wären alle Probleme gelöst worden?
    Ross lag in dem Zuber, die Augen geschlossen, die verkrampften Muskeln gelockert, die turbulenten Gedanken vorüber-gehend durch das entspannende Bad im heißen Seifenwasser beschwichtigt. Bis jetzt hatte er keine Entscheidung getroffen. Nach dem Abendessen würde er noch genug Zeit finden, die Menschen, die er liebte, in tiefste Verzweiflung zu treiben. Oder erst morgen. Aye, morgen früh würde er Eammon wieder besuchen und dann weitersehen.
    Das Abendläuten erklang, es war Zeit für das Nachtmahl. Widerstrebend öffnete er die Augen und hob den Kopf. Megan musste sich beeilen, wenn sie noch baden wollte, bevor sie in die Halle hinuntergingen. Wieder ertönte die Glocke, und als sie verhallte, polterten schwere Schritte im Korridor.
    „Ross!“ Owain stürzte ins Zimmer, in einer Hand sein Schwert, in der anderen den Helm. „Ein fremdes Schiff ist in den Hafen gesegelt, und seine Besatzung hat die Hawk in Brand gesteckt. Jetzt zünden sie die Häuser im Dorf an! “
    Sofort sprang Ross aus dem Zuber und wickelte seinen triefnassen Körper in ein Tuch. Während er sich anzog, bestürmte er den Waliser mit Fragen. Aber niemand wusste, wer Curthill angriff. Davey brachte seinem Herrn die Rüstung, am Fuß der Treppe wartete das restliche Carmichael-Gefolge.
    „Andrew, Ihr bleibt mit der halben Burggarnison hier“, befahl Ross. „Lasst die Zugbrücke hochziehen, bemannt alle Türme, und um Gottes willen, lasst Mistress Megan nicht hinaus! Wat, Ihr seht nach Eurem Patienten. Alle anderen begleiten mich.“
    Das halbe Dorf stand in Flammen, als sie die gewundene Straße hinabrannten. Fegefeuer, hatte er diesen Ort einmal genannt. Nun erinnerte er an eine Höllenszene. In den Gassen drängten sich schreiende Frauen und Kinder und angesengtes Vieh, verwirrte Männer bemühten sich, ihre Häuser zu retten. Ross’ hastige Anweisungen brachten eine gewisse Ordnung in das Chaos. „Sim, führt alle Dorfbewohner, die einigermaßen kämpfen können, in die Lagerhütte und versteckt sie in der Höhle!“, überschrie er das Glockengeläut. Dann unterstellte er seine Streitkräfte dem Kommando von Giles, Owain und sich selbst und hastete zum Strand.
    Die Sonne war eben erst untergegangen, aber die schwarze Rauchwolke, die von der Hawk aufstieg, hüllte den Hafen in nächtliches Dunkel. Ross sah keine Flammen und hoffte, die Männer an Bord hätten den Brand gelöscht. Mit zusammengekniffenen Augen musterte er das feindliche Schiff, das die Küste ansteuerte. Die Segel flatterten im Wind wie die Schwingen eines riesigen Raubvogels.
    „Bogenschützen auf dem Vordeck!“, schrie Ross. „Schnell, bildet einen Halbkreis mit euren Schilden! “
    Im nächsten Augenblick regneten Pfeile herab, die teilweise
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