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Das Herz des Loewen

Titel: Das Herz des Loewen
Autoren: Suzanne Barclay
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Hof, zum Turm des Lairds.
    Während sie die Treppe hinaufstiegen, hielt er inne, nicht sicher, ob er es ertragen würde, dem Mörder seines Bruders gegenüberzutreten. „Es ist schon spät. Vielleicht sollten wir ihn erst morgen besuchen ... “
    „Aber ich will ihn sehen“, widersprach Megan, „mit eigenen Augen. Und wenn es sich ergibt, erkläre ich, was mit Siusan geschehen ist.“
    „Dich trifft keine Schuld an ihrem Tod. Du hast dein Bestes getan, um ihr zu helfen.“ Immerhin hatte sie ihre Angst vor Pferden und vor Comyn überwunden.
    Der Anblick Eammon Sutherlands war eine Qual, aber von anderer Art, als Ross erwartet hatte. Der gebrechliche alte Mann in dem großen Vierpfostenbett glich einem Gespenst. Rastlos bewegten sich seine Glieder unter der Decke, als versuchte er, grausamen Dämonen zu entfliehen.
    „Oh Papa!“ Bestürzt drückte Megan die Hand ihres Gemahls.
    „Meggie?“ Eammon hob die faltigen Lider. „Wie schön, dich wiederzusehen ...“ Die dunklen Augen, die er ihr vererbt hatte, richteten sich auf Ross, ein schwaches Lächeln umspielte die rissigen Lippen. „Lion? Wie gut, dass du wieder da bist! Ich hatte einen schrecklichen Traum. Und ich bildeten mir ein, irgendetwas wäre geschehen ... Tritt doch näher. Ich muss dich um einen Gefallen bitten. Piraten - verfluchte Piraten ... Vergeblich versuchte ich, sie aufzuhalten. Ich war zu schwach. Aber jetzt bist du zurückgekehrt.“
    Seine dünne Hand zuckte auf der Decke. Ohne nachzudenken neigte Ross sich zu ihm und umfasste die knochigen Finger. „Alles wird gut.“
    „Nicht bevor ihnen das Handwerk gelegt wurde ... Du wirst ihnen doch Einhalt gebieten, meinem Clan zuliebe?“ Tränen schimmerten in Eammons müden Augen.
    „Natürlich“, versprach Ross sanft und hörte Megan schluchzen.
    „Ah ..." Der alte Mann seufzte tief auf. „Als ich dich sah, wusste ich, dass du der Richtige für meine Siusan bist - der Mann, der meinen Clan retten kann.“ Seine Lider senkten sich. „So furchtbar ... Wie es angefangen hat, weiß ich nicht mehr. Jedenfalls fehlte mir die Kraft, um Comyn zu bekämpfen.“ „Pst, sei ganz ruhig!“, versuchte Megan, ihn mit tränenerstickter Stimme zu beschwichtigen. „Alles in Ordnung. Jetzt musst du nur noch ganz gesund werden.“
    „Oh ja. Meine Mary sagt, wenn ich das nicht schaffe, bringt sie mich um.“
    Während der Laird einschlief, sank Megans Kopf auf Ross’ Schulter. „Danke, dass du so getan hast, als wärst du Lion. Morgen, wenn er sich besser fühlt, erzählen wir ihm die Wahrheit.“
    Die Wahrheit. Das Wort schien sein Herz wie eine glühende Lanze zu durchbohren. „Ja, wir warten noch ein wenig.“ Zärtlich streichelte er ihren Rücken. Seine Wahrheitsliebe kämpfte mit den Gefühlen, die er Megan und ihrer Familie entgegenbrachte. Wenn er schilderte, was sich wirklich ereignet hatte, würde er nicht nur Megan, Lady Mary und den ganzen Clan verletzen, sondern auch Eammon, der in gewisser Weise ein Opfer gewesen war, ebenso wie Lion.
    Und seine Zukunft mit Megan? Wie konnte er diese wunderbaren Hoffnungen zerstören? Und der kleine Kieran? Würden die Carmichaels ihn willkommen heißen, wenn sie erfuhren, dass in seinen Adern das Blut eines Mörders floss?
    Oh Gott, am liebsten hätte er schreiend gegen das Schicksal gewütet, das ihm diese bleischwere Last aufbürdete. Tante Brita hatte recht, manchmal war eine Lüge besser als die Wahrheit. Hätte er doch Comyns Geständnis nie gehört und weiterhin geglaubt, der Pfeil dieses Schurken wäre in Lions Rücken gedrungen ... Denn im Grunde lag die Schuld bei MacDonell, ganz gleichgültig, wer den Bogen gespannt hatte.
    „Ross, du zitterst ja vor Kälte und Erschöpfung.“ Besorgt legte Lady Mary eine Hand auf seinen Arm. „Ich habe ein Bad bestellt. Es wird in dem Zimmer bereitet, wo ihr beide die Hochzeitsnacht verbracht habt. Geh schon voraus, ich möchte noch mit meiner Tochter reden. “
    Irgendetwas bedrückte seine Schwiegermutter, das spürte er. Aber er war dankbar für die Gelegenheit, allein mit seinen Gedanken zu bleiben und die Hölle in seinem Innern zu erforschen. Und so mochte er sich nicht fragen, welche Dämonen Lady Mary peinigten.
    „Mama, ich würde mich gern mit dir unterhalten. Aber ich muss sehen, ob Ross etwas braucht, und Kieran versorgen.
    Während der ganzen Reise war er sehr brav, doch nun fürchtet er sich vielleicht vor den vielen fremden Gesichtern.“ Megan wandte sich zur Tür.
    Rasch drückte ihr
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