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Das Herz der Wueste

Das Herz der Wueste

Titel: Das Herz der Wueste
Autoren: Meredith Webber
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hatte sie sich aber ganz anders vorgestellt.
    Wie denn? Unansehnlich, hässlich, ein Mannweib?
    Nein, natürlich nicht, aber ganz bestimmt hatte er keine Schönheit wie dieses schlanke blonde Wesen erwartet. Kamid betrachtete ihre Sommersprossen, die selbst im gedämpften Licht des Zelts golden wirkten.
    „Verzeihung?“ In den Anblick ihrer Sommersprossen versunken, hatte er gesehen, wie sie die Lippen bewegte, und erst dann begriffen, dass sie mit ihm sprach.
    „Ich kann ihm Blut abnehmen, um die Blutgruppe festzustellen und dann nach Spendern zu suchen.“
    „Seine Freunde stellen sich bestimmt freiwillig zur Verfügung. Haben Sie alles Nötige?“
    Sie nickte.
    „Gut. Wenn wir Glück haben, ist der Schaden nur gering, und die Blutung stoppt von selbst. Sollte das nicht der Fall sein, muss ich operieren. Da er bereits viel gelitten hat, möchte ich das aufschieben, solange es geht, zumindest, bis er etwas zu Kräften gekommen ist. Selbstverständlich dürfen wir ihn die nächste Zeit nicht aus den Augen lassen.“
    Wir? Übernatürlich laut hallte das Wort in ihrem Kopf wider. Wollte er tatsächlich bleiben, hier, in ihrem Zelt?
    Sicher würde er bleiben, er war im Lager, um zu helfen, genau wie sie, und er wurde dringend gebraucht. Und im Moment hatten sie kein Zelt für ihn und damit keine andere Unterkunft als diese.
    In ihrem Magen herrschte plötzlich ein Gefühl, als flatterten panische Schmetterlinge unruhig durcheinander. Jenny versuchte, sich auf ihre Aufgabe zu konzentrieren – die Blutprobe.
    Marij kam zurück, anscheinend fertig mit den morgendlichen TB-Tests. „Kann ich helfen?“, fragte sie mit ihrer melodischen Stimme.
    „Können Sie für mich die Blutgruppe bestimmen?“ Jenny reichte ihr das Röhrchen.
    „Gern. Wenn Sie möchten, suche ich anschließend nach Spendern.“
    „Danke.“ Jenny wandte sich wieder dem Patienten zu. „Wir sollten ihm ein Antibiotikum geben, aber ich habe nur Tabletten. Über den Tropf wäre besser. Und was ist mit Tetanus? Wir wissen nicht, ob er je dagegen geimpft wurde, aber wenn er mit der Reitpeitsche geschlagen wurde, braucht er es unbedingt.“
    „Ich habe etwas im Wagen“, sagte Kamid. „Zwar keine Mengen, weil mein Besuch eher eine Erkundungsfahrt sein sollte, aber ich hole es kurz.“
    Wieder wurde sie von einem gewissen Misstrauen erfasst. Hatte er wirklich eine Zweitagesfahrt unternommen, nur um sich einen Eindruck zu verschaffen? Um dann in die Stadt zurückzukehren und zu holen, was hier gebraucht wurde? Eine sechs Tage dauernde Fahrt mitten durch die Wüste, auf Sandpisten, die ein Auto komplett verschlucken konnten?
    Oder war sie nervös, weil ihr der Gedanke, der Mann könnte in dieses Zelt einziehen, zu schaffen machte?
    Sie würde hören, wie er sich nachts im Schlaf umdrehte, seine Atemzüge …
    Aber wo sollte er sonst schlafen?
    Ich werde noch einen Teppich aufhängen, beschloss sie, ahnte aber, dass es damit nicht getan wäre. Kamid Rahman verwirrte sie, und daran würde auch ein bunter Webteppich nichts ändern.
    Als sie ihren Patienten untersuchte, fiel ein Schatten auf sie, und sie schaute hoch. Der Mann, an den sie gerade so intensiv gedacht hatte, stand neben ihr, eine Pappschachtel in den Händen.
    Warum lächelte er? Hatte sie ihn angestarrt?
    Wieder das Flattern in der Magengrube …
    „Hier ist noch etwas Pethidin“, sagte er, „und Antibiotika.“
    „Wunderbar.“ Sie erhob sich langsam, aber es half nichts. Ihr Fuß war wie betäubt, und sie strauchelte, als sie ihn belastete.
    Kamid reagierte sofort und stützte sie mit starker Hand. Jenny drehte sich zu ihm um, wollte sich bedanken, brachte jedoch kein Wort hervor, als sie ihm in die Augen blickte. Einen Moment lang war sie wie gebannt.
    Dann fing sie sich und stampfte mit dem Fuß auf. Kamids Mundwinkel zuckten, er lächelte.
    „Keine Angst, das ist kein Wutanfall.“ Verlegen erwiderte sie sein Lächeln. „Der verflixte Fuß war eingeschlafen. Und mein Gehirn anscheinend auch. Sie haben sich vorhin vorgestellt, aber ich nicht, oder? Mein Name ist Jenny.“
    Forsch streckte sie die Hand aus, beobachtete, wie er sie ergriff, sah den Kontrast zwischen seiner sonnengebräunten Haut und ihren blassen Fingern, spürte seine Wärme und noch etwas anderes. Etwas, das sie lieber nicht näher ergründete …
    „Ich wusste, dass Sie Jennifer heißen, und hatte schon überlegt, ob Sie auf eine Kurzform hören.“
    Jenny entzog ihm rasch die Hand und schob sie in ihre
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