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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin
Autoren: Corina Bomann
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auf dich nehmen, um einen neuen Krieger auf Gabriels Platz zu stellen?«
    Ich biss mir auf die Lippen. Natürlich wollte ich Gabriel nicht durch einen anderen Krieger ersetzen! Ich senkte den Kopf.
    »Verzeih, ich wollte dich nicht anfahren«, sagte Sayd nun versöhnlicher. »Ich habe dir nie erzählt, wie es war, Ashala das Elixier abzunehmen.«
    »Dann erzähl es mir jetzt«, forderte ich, ein wenig heftiger und auch etwas verärgert, denn in meinen Worten hatte keinerlei böse Absicht gelegen. »Damit ich nicht wieder etwas Dummes sage.«
    »Du hast nichts Dummes gesagt«, entgegnete Sayd leise. »Nur … Malkuth hat so oft gefordert, dass ich ihr das Elixier entnehme und obwohl Ashala wusste, was sie erwartet, hat sie sich nicht geweigert.«
    »Erzähl es mir bitte. Ich muss es wissen. Eigentlich hättest du es mir schon lange sagen müssen.«
    »Ich hatte nie vor, dir das Elixier zu entnehmen. Außerdem ist der Dolch dazu immer noch in Malkuths Hand.«
    Ein Schauer überlief ihn. Seine Augen flackerten golden, als er mich ansah. Er hatte Angst.
    »Was für ein Dolch ist das?«
    »Ashala nannte ihn die Hand des Todes. Es ist eine ungewöhnlich geschwungene Klinge, ausgerichtet, um die Quelle zu finden. Ihren Namen hat sie von dem Griff, einer silbernen Skeletthand. Sie selbst hatte den Dolch Malkuth gegeben. Niemand als er und ich wussten von dieser Waffe, mit der man eine Lamie ganz sicher töten kann.«
    »Warum hat Malkuth ihr nicht das Elixier abgenommen?«
    »Weil sie mir mehr vertraut hat. Einen anderen hätte sie es nicht tun lassen …«
    »Schon so früh wach?«, fragte David gähnend und trat zu uns. »Ich dachte schon, ihr wärt über Bord gesprungen und geschwommen, weil das Schiff so langsam ist.«
    Ich blickte zu Sayd. Die Geschichte mit der Abnahme des Elixiers würde er mir nun schuldig bleiben, jedenfalls wirkte er nicht so, als wollte er sie auch David erzählen.
    »Wir hätten es zumindest nicht weit gehabt«, antwortete Sayd mit vollkommen verwandelter Miene. Alle Düsternis war daraus verschwunden, das goldene Flackern in seinen Augen erloschen. »In knapp zwei Stunden müssten wir ankommen. Wollen wir hoffen, dass wir Pferde bekommen, damit wir nicht laufen müssen.«
    Er klopfte David auf die Schulter, dann ging er unter Deck.
    Der Schmied sah ihm verwundert nach. »Was ist mit ihm? Worüber habt Ihr gesprochen?«
    »Wir haben in Erinnerungen geschwelgt«, antwortete ich, was nicht gelogen war.
    Davids Blick wurde prüfend. »Ist alles in Ordnung mit dir? Fühlst du dich wohl?«
    Leuchteten meine Augen etwa?
    »Ja, es geht mir gut. Es ist nur … Du weißt, was ich angesichts des Meeres empfinde.«
    David nickte. Eine Haarsträhne fiel ihm ins Gesicht und leuchtete wie Blut auf seiner Haut. »Soll ich dich besser allein lassen?«
    »Nein, bleib hier.« Ich legte meine Hand auf seinen Arm. »Sehen wir uns an, wie der Tag über unserer neuen Heimat anbricht.«
    Und das tat er, nicht so strahlend, dass Lieder und Gedichte darüber geschrieben worden wären, aber immerhin so, wie wir es kannten.
    Unsere Rückkehr blieb den Dorfbewohnern natürlich nicht verborgen. Rasch sprach sich herum, dass wir wieder da waren, und nacheinander zeigten sich die Leute vor dem Haus, das wir gemeinsam bewohnten. Einige Kinder winkten uns unbeschwert zu, die Männer grüßten uns mit Kopfnicken. Ihre Frauen lächelten erleichtert.
    Ich war stets aufs Neue erstaunt, wie selbstverständlich diese Menschen es hinnahmen, dass wir unsterblich waren, während sie alterten und irgendwann von dieser Welt gingen. Sie hielten uns glücklicherweise nicht für Götter, aber für Begünstigte ihres Gottes, den sie immer noch in ähnlich purer Weise verehrten wie ihre Vorfahren.
    Jeanne de Azieme, die kluge Katharer-Gräfin aus dem Languedoc, hatte den Grundstein für unsere Existenz unter den Sterblichen gelegt. Sie hatte ihren Leuten erzählt, dass wir den Zustand höchster Reinheit erlangt und von Gott persönlich den Auftrag erhalten hätten, diesen Ort zu schützen. Außerhalb des Dorfes durfte niemand über uns sprechen, ein ungeschriebenes Gesetz, das auch weitgehend eingehalten wurde. Hin und wieder war mir deswegen nicht wohl, wusste ich doch, wie Wein und gute Worte die Zungen lösen konnte. Doch Sayd teilte meine Bedenken nicht.
    »Niemand wird ihnen glauben, dass in ihrem Ort Unsterbliche wohnen«, winkte er ab, wenn ich wieder einmal daran erinnerte, dass unser Schutzmantel recht löchrig war. »Falls Malkuth
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