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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin
Autoren: Corina Bomann
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roten Augen, noch blasser als je, aber entschlossen, den Wunsch des Emirs zu erfüllen.
    ›Ich habe mir ausbedungen, selbst denjenigen zu wählen, der es tut‹, sagte sie, dann schmiegte sie sich gegen meine Brust. ›Meine Wahl ist auf dich gefallen, niemanden sonst würde ich auf diese Weise an mich heranlassen.‹
    Ich ahnte, dass es keine besonders angenehme Prozedur sein würde. ›Was soll ich tun?‹, fragte ich also, während ich ihren Rücken streichelte und mein Gesicht in ihrem Haar vergrub.
    ›Es gibt einen Dolch‹, antwortete sie voller Schrecken. Ich spürte, dass ihr Körper zitterte. Doch noch immer kein Zurückweichen. ›Mit diesem Dolch musst du meine Quelle anstechen, ganz vorsichtig. Dann hältst du die Phiole an die Wunde. Lass den Dolch so lange darin, bis die Phiole voll ist. Du ziehst den Dolch und gibst ein wenig von deinem Blut auf die Wunde. Dann wartest du, bis ich die Augen wieder öffne.‹
    Mir erschien das alles ziemlich merkwürdig und ich empfand großen Abscheu gegen ihre Forderung. Doch sie flehte mich an, es zu tun, weil sie Malkuth nicht zutraute, es richtig zu machen.«
    »Es hätte ihren Tod bedeutet, wenn du geirrt hättest.«
    »Ja, das hätte es. Und aus diesem Grund hatte ich große Angst, es zu tun. Tags darauf fanden wir uns im Keller zusammen, Malkuth, Ashala und ich. Er folgte argwöhnisch jeder meiner Bewegungen, denn er hatte sich Hoffnungen gemacht, das Elixier selbst zu entnehmen.
    ›Tu es‹, flüsterte mir Ashala zu, als sie sich auf den Katafalk legte, auf dem wir einst unsere Weihe erhalten hatten. ›Zögere nicht, das macht es nur schlimmer.‹
    Als Malkuth mir den Dolch reichte, überlief mich ein eisiger Schauer. Der Schliff der Klinge war einzigartig, die silberne Hand funkelte mich böse an. Ich wusste um die Verletzlichkeit der Quelle, doch ich hatte keinerlei Ahnung, wie es sich anfühlen würde, wenn sie angestochen wurde. Ich fürchtete, dass ich Ashala damit töten könnte.
    Doch sie beruhigte mich. Meinte, dass sich die Wunde schließen würde, sobald ich den Dolch zöge.
    Ich setzte mich also neben sie, fühlte an ihrer Brust nach der Stelle zwischen den Rippen und setzte die Klinge an. Sie half mir, korrigierte die Position und schloss die Augen. Ich stach zu – und sah, wie sich ihr Gesicht vor Schmerz verzerrte. Jede Ader schien unter ihrer Haut hervorzutreten, ihre Muskeln spannten sich auf das Äußerste an. Ich hörte die Gelenke ihrer Hände knacken, die sie zu Fäusten geballt hatte. Doch ihr Oberkörper blieb während der gesamten Zeit ruhig. Als ich mit dem Dolch tief genug war, floss eine silbrige Flüssigkeit aus der Wunde. Begleitet nur von einigen wenigen Tropfen Blut. Als die Phiole voll war, zog ich den Dolch wieder heraus und gab, wie sie mich angewiesen hatte, etwas von meinem Blut auf die Wunde. Ich dachte, es müsste damit ausgestanden sein, doch die Schmerzen wollten nicht vergehen. Sie blieb weiterhin verkrampft, das Blut in ihren Adern schien zu toben, ihr gesamter Körper begann zu glühen. So blieb es einige Tage lang, und da sie ihre Augen nicht öffnete, wartete ich.
    Erst eine Woche später ließ es nach. Noch nie habe ich eine derartige Reaktion auf eine Wunde gesehen. Nachdem sich Ashalas Körper wieder abgekühlt hatte, öffnete sie ihre Augen. Als sie sah, dass ich bei ihr saß, lächelte sie.
    ›Ich danke dir, dass du gewartet hast‹, waren die ersten Worte, die sie zu mir sprach. Sie richtete sich auf, noch immer ein wenig schwankend und strich mir übers Haar.«
    »Wie oft hast du es tun müssen?«, fragte ich, nachdem ich ihm eine angemessene Zeitspanne gelassen hatte, um die Bilder davonziehen zu lassen.
    »Bis zu ihrem Tod«, antwortete Sayd. »Nicht so oft, wie du vielleicht glaubst. Wie du gesehen hast, gab es nicht so viele von uns, wie Malkuth gern gehabt hätte. Er hatte mich damit betraut, jene auszusuchen, die würdig waren. Ich ließ mir damit manchmal etwas mehr Zeit …«
    »Wegen Ashala.«
    »Nur ihretwegen. Weil ich sie nicht quälen wollte. Ansonsten war ich damals noch Malkuths treuer Diener. Wenn es Ashala keine Beschwerden bereitet hätte, wären wir noch mehr gewesen.«
    Ich lächelte ob des Gedankens, der mir bei seinen Worten kam. Die Liebe, einzig und allein Sayds Liebe, hatte größeres Unheil verhindert.
    »Du sollst wissen …«, begann ich stockend, denn ich wusste nicht, ob ich damit nicht den Moment zwischen uns zerstörte und ihn doch noch verärgerte, deshalb wählte ich
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