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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin
Autoren: Corina Bomann
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nach uns sucht, wird er seine Dschinn schicken und nicht irgendwelche Leute in den Städten ausfragen.«
    Als Belemoth von unserem Kommen erfuhr, stürmte er wie von einer Biene gestochen heran und riss freudig die Arme hoch. »Da seid ihr ja wieder! Ich dachte schon, ihr lasst mich ein ganzes Jahrhundert hier warten.«
    »Es war doch nur ein Jahr«, entgegnete ich, indem ich mich aus dem Sattel schwang und zu ihm lief, um ihn zu umarmen. »Wenn es länger gedauert hätte, hätten wir dir Bescheid gegeben.« Mittlerweile verfügten wir auch über einen Taubenschlag in Frankreich, dessen Bewacher seine Tiere dazu abgerichtet hatte, unseren Schlag in England zu finden.
    »Ein Jahr?«, entgegnete der schwarze Assassine in gespielter Empörung. »Es hat sich angefühlt wie eine ganze Ewigkeit.«
    »Beim nächsten Mal wirst du uns wieder begleiten.« Sayd schaute über seine Schulter, lächelte dann seltsam. Als ich seinem Blick folgte, entdeckte ich das Gesicht einer jungen Frau, die sich sogleich wieder in die Dunkelheit zurückzog. »Offenbar hast du dich in der Zwischenzeit nicht gelangweilt.«
    Belemoth schoss das Blut ins Gesicht. Auch seine dunkle Haut hatte durch die Umwandlung und die Jahre auf der Erde etwas an Farbe verloren, sodass man das Rot auf seinen Wangen deutlich sah.
    Sayd klopfte ihm lachend auf die Schulter, dann trat er ins Haus.
    Wir machten uns daran, unser Gepäck abzuladen und Dinge, die verschlissen waren und derer wir uns unterwegs nicht hatten entledigen können, ins Feuer zu werfen.
    Die Blätter, die ich mit dem Bericht von unserem Abenteuer gefüllt hatte, waren sorgsam in einer Ledertasche verstaut, die ich behutsam auf den Tisch legte.
    In den nächsten Tagen würden die Blätter zu einer Chronik gebunden werden, Vincenzo hatte dieses Handwerk gelernt, gab es doch unweit von hier, ohne dass man dort von den ungewöhnlichen Nachbarn gewusst hätte, ein Mönchskloster, dem er ein Jahrzehnt angehört hatte.
    »Ich hoffe, du hast mir viele gute Geschichten mitgebracht«, sagte Belemoth, als er mir über die Schulter blickte.
    »Genug, um ein paar Jahre mit Lektüre zu verbringen«, antwortete ich, dann öffnete ich die Tasche. »Diese Geschichten sind nicht besonders heiter, fürchte ich. Viel Blut und viel Schmerz.«
    »Nun seid ihr ja wieder hier, um fröhlichere Zeiten zu erleben. Und ich werde Sayd beim Wort nehmen, das nächste Mal kann ein anderer hierbleiben.«
    »Du scheinst dich gut amüsiert zu haben«, entgegnete ich mit einem milden Lächeln. »Ist es was Ernstes?«
    »Das weiß ich noch nicht. Lisette ist sehr hübsch und sehr feurig, aber ich werde den Verdacht nicht los, dass sie nur wissen will, ob die Farbe meiner Haut sich abwäscht, wenn man mich zum Schwitzen bringt.«
    »In der Hinsicht hast du sie enttäuschen müssen, nicht wahr?«
    »Das schon, aber in anderer sicher nicht.« Er zwinkerte mir zu.
    »Erzähl doch einer Dame keine so anstößigen Geschichten!«, tönte Vincenzo neben mir, der sich seufzend in einen Sessel sinken ließ und die Beine ausstreckte, bevor er herzhaft in einen Apfel biss.
    »Keine Sorge, dir würde ich so was nicht erzählen!«
    Vincenzo schien ihm die Stichelei nicht übelzunehmen. »Diese Haarlänge tragen viele Männer in Frankreich. Ich habe mich nur den Einheimischen angepasst.«
    »Dann solltest du dich jetzt scheren lassen. Ich glaube, die Frauen könnten aus deinem Haar gutes Garn spinnen.«
    »Niemand berührt mein Haar. Ich sehe schon, du kennst die Geschichte von Samson und den Philistern nicht.«
    »Du siehst nicht nur aus wie ein Mädchen, du erzählst auch Geschichten wie eines. Pass nur auf, dass Laurina dir nicht ihren Federkiel in die Hand drückt, damit du sie aufschreibst.«
    Ich grinste über beide Backen. Seit vielen Jahren war ich stets von Freunden umgeben, doch je mehr von ihnen anwesend waren, desto lustiger wurde es. Auf einmal sehnte ich mich ganz furchtbar nach Jared und Saul und auch nach Ashar und Malik, die ich schon über hundert Jahre nicht gesehen hatte. Als wir noch alle zusammen waren, war das Leben leichter gewesen, trotz der Bedrohung durch Malkuth unbeschwerter …
    Als ich zur Seite blickte, bemerkte ich, dass Sayd neben dem Kamin stand und mich beobachtete. Das hatte er auch damals oft getan, wenn wir uns zu Feiern zusammengefunden hatten und alle anderen scherzten und lachten.
    Ich erwiderte seinen Blick eine Weile, dann wandte ich mich wieder der Chronik zu. Nicht, weil sie mich im Moment besonders
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