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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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aus, verlor seinen Flugrhythmus und stürzte ein Stück in die Tiefe.
    Besorgt runzelte Ashar die Stirn. Hatte der Pfeil ihn doch gefährlich verwundet? Zwei Atemzüge lang taumelte der Greif, dann begannen seine Flügel wieder zu schlagen. Zunächst etwas mühsam, doch dann gewann er wieder an Höhe und setzte seinen Flug fort. Seine Beute hatte er allerdings aus den Augen verloren.
    Während der Raubvogel schließlich kreischend das Weite suchte, landete die Taube sicher im Taubenschlag. Zufrieden lächelnd legte Ashar den Bogen beiseite und eilte die Treppe hinunter.
    Lautes Gurren tönte aus dem Taubenschlag, als er mit langen Schritten über den Hof eilte. Die Gefiederten begrüßten freudig ihre heimgekehrte Kameradin und drängten ans Gitter, als wollten sie von ihr die Geschichte ihrer Reise hören.
    Ashar griff nach der Taube, fühlte ihren noch immer angstgepeinigten Herzschlag in seinen kräftigen Händen und strich ihr dann beruhigend über die Flügel. »Keine Angst, meine Kleine, du bist wieder in Sicherheit. Die Antwort wird eine deiner Schwestern über die Wüste tragen.«
    Kaum hatte er der Taube die Nachricht vom Fuß gezogen, öffnete sich laut quietschend das große Tor. Von einer dicken Staubschicht bedeckt, sprengte Malik auf den Hof und brachte sein Pferd zum Stehen. Schon von Weitem spürte Ashar, dass sein Freund in Aufruhr war. Hatten Räuber versucht, ihn zu überfallen? Wenn ja, hat er an diesem Tag wesentlich mehr Kurzweil gehabt als ich, dachte er grimmig, setzte die Taube in den Schlag und ging mit der Nachricht zu Malik.
    Dieser klopfte sich den Staub von den Kleidern. »Verdammter Hundesohn«, fluchte er leise vor sich hin.
    »Was für eine nette Begrüßung«, witzelte Ashar, obwohl er wusste, dass nicht er damit gemeint war.
    Aus rot leuchtenden Augen funkelte Malik ihn wütend an. »Nicht du, Holzkopf!«
    »Danke, aber Holzkopf klingt in meinen Ohren nicht wesentlich besser als Hundesohn. Was hat deinen Weg gekreuzt, dass du in solch fröhlicher Stimmung heimkehrst? Haben die Räuber dir den Proviant, den du holen solltest, abgejagt?« Ein Blick auf die Satteltaschen zeigte Ashar, dass Malik doch noch etwas anderes als schlechte Laune mitgebracht haben musste.
    »Sehe ich so aus, als würde ich mich von einem Scharmützel mit Räubern verärgern lassen? Nein, er ist es. Malkuth.«
    Schlagartig verschwand die Heiterkeit von Ashars Gesicht. Er öffnete seine Hand und betrachtete das seidene Futteral, in dem die Nachricht steckte. Hatte Sayd auch schon Kenntnis davon erhalten?
    »Wir haben eine Nachricht bekommen?«, fragte Malik, dem die Regung seines Freundes nicht entgangen war.
    »Ja, ich habe sie einem Greifen abgejagt, der unsere Taube gern verspeist hätte.«
    »Macht einer der verdammten Wesire wieder Jagd in der Gegend?«, brummte Malik, während er sich das Schreiben reichen ließ, die graue Seidenhülle abriss und achtlos auf den Boden fallen ließ.«
    »Ich glaube nicht, das Tier trug keine Glocke. Die hätte ich noch eher gehört als den Flügelschlag.«
    Seit die Kreuzzüge aufgehört hatten, wagten sich die Wesire des Sultans immer weiter aus Kairo hinaus – und kamen der Burg zuweilen gefährlich nahe. Nur die Tatsache, dass sie als verlassen galt und im denkbar unwirtlichsten Landstrich angesiedelt war, bewahrte die hier ansässigen Sephira vor der Neugierde des Sultans und seiner Würdenträger.
    Auch Malkuth schien die Burg für verlassen zu halten – und seit dem letzten Zusammenstoß mit Laurina und Sayd hatte er gewiss andere Sorgen. Schon sehr lange hatten sie nichts mehr von ihm gehört und sich nur schwerlich die Hoffnung versagen können, dass er nicht mehr am Leben war.
    Aber Hoffnung ist meistens trügerisch …
    Malik las die Nachricht mit gerunzelter Stirn, dann gab er sie Ashar wieder zurück. »Nichts Besonderes. Wieder einmal ein Krieg, bei dem sich die Christen gegenseitig umbringen, und von Gabriel noch immer keine Spur. Das, was ich zu berichten habe, wird Sayd und Laurina aus ihrem friedlichen Dasein aufschrecken.«
    »Willst du mir nicht endlich erzählen, was passiert ist?«
    »Wenn du mir einen Becher Wasser spendierst, sicher.«
    Malik nahm sein Pferd bei den Zügeln und führte es zu den Stallungen, die nur noch drei weitere Tiere beherbergten. Wie so oft fragte sich Malik auch heute, warum die anderen nicht zurückgekehrt waren, nachdem sie diese Katharer in Sicherheit gebracht hatten. Mehr als hundert Jahre waren seitdem vergangen,

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