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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin
Autoren: Corina Bomann
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fertig«, beharrte ich und
deutete auf die Söldner. »Besser, du fängst keinen Streit mit mir an, dazu sind
die Kerle schon zu nahe.«
    Sayd schnaufte, dann wandte er sich David und Vincenzo zu.
»Begleitet die beiden bis zum Tor und sorgt dafür, dass sie heil hindurchkommen.
Wir holen euch so bald wie möglich ein.«
    Unsere Freunde nickten, dann zerrten sie Tanneguy, den Leibwächter
und den in die Decke gehüllten Prinzen mit sich in die Dunkelheit.
    Zwei Lidschläge später warfen sich uns die Männer entgegen, und
das, obwohl wir ihre Frage nicht beantwortet hatten. Offenbar waren sie von der
klugen Sorte und hatten erkannt, dass Sayd und ich nicht mit ihnen reden
wollten.
    Dank meines Tuches erkannten sie mich nicht als Frau, was mir ein
wenig leidtat, denn angesichts ihrer Gräueltaten gegen Frauen, war es nur
gerecht, dass nun eine Frau sie das Fürchten lehrte. Doch wie es in diesem Krieg
nicht um Ehre ging, ging es in diesem Kampf nicht darum, dem Gegner eine Lehre
zu erteilen.
    Heftig prallten unsere Klingen aufeinander, doch der Schnelligkeit
zweier Lamien hatten die Männer nur wenig entgegenzusetzen. Beinahe gleichzeitig
stießen Sayd und ich die Klingen vor.
    Ein Schwall Blut traf meine Haut und versickerte augenblicklich
darin, was meine Augen violett aufleuchten ließ. Das spürte ich zwar nicht, aber
mein Angreifer wich mit einem erschrockenen Aufschrei zurück, der nicht nur der
Wunde an seiner Schulter galt.
    »Spiel nicht mit ihm!«, rief mir Sayd zu, während er beide Dolche
über den Hals seines Gegners zog und ihm damit den Kopf vom Rumpf trennte.
    Spielen? Das war das Letzte, was ich mit dem Burgunder tun wollte.
Blitzschnell wirbelte ich herum, führte das Schwert unter meinem Arm hindurch
und stach es meinem Gegner mitten in die Brust.
    Im gleichen Augenblick trat bereits der nächste Söldner vor und
schlug nach mir, doch mit einem raschen Schritt zur Seite wich ich dem
blutverkrusteten Stahl aus. Wie viele Frauen und Kinder mochte er damit
abgestochen haben?
    Zorn stieg in mir auf, doch zur Raserei reichte es nicht. Das war
auch nicht nötig, denn meine Klinge fand zielsicher seinen Hals und durchbohrte
ihn. Auch Sayd hatte seinen zweiten Mann erledigt und wischte gerade an dessen
Mantel seine Klingen ab.
    Als er sich erhob und sah, dass ich keinen einzigen Kratzer
abbekommen hatte, lächelte er mich breit an und wirkte, als wollte er mich in
seine Arme ziehen. Doch dafür hatten wir keine Zeit.
    Wir holten unsere Freunde schon vor dem Tor ein. David berichtete,
dass sie unterwegs noch weiteren rauflustigen Burgundern begegnet waren, welche
sie allerdings schnell erledigt hatten. Der Dauphin weinte und schlotterte
dermaßen vor Angst, dass seinem Leibwächter nichts anderes übrig geblieben war,
als ihn sich auf die Schultern zu laden. So trug er den noch immer in eine Decke
Gewickelten wie ein viel zu großes Kind in Richtung Tor.
    Ich fragte mich, was wohl mein Vater zu solch einem zaghaften und
ängstlichen Nachfolger gesagt hätte. Als wir aus unserem Dorf flohen, hatte ich
auch furchtbare Angst, doch ich musste nicht getragen werden. Nein, ich hielt
ein Schwert in der Hand und stieß damit nach einem der Angreifer! Aber das war
lange her. Sehr lange.
    Wenige Augenblicke später befanden wir uns vor dem Tor, das wir
unbehelligt durchschritten hatten, und auf dem Weg nach Bourges, einer kleinen
Stadt, in der die Burgunder den Dauphin nie und nimmer vermuten würden. Ich
verfügte nicht über Sayds Gabe, und doch wusste ich, dass wir den jungen
Königssohn in naher Zukunft noch mehr als einmal wiedersehen würden.

    Bedächtig schritt Malkuth an das zugige Fenster des Bergfrieds
und ließ seinen Blick über das öde Land schweifen, das nur zögerlich vom
Frühling berührt wurde. Fröstelnd zog er seinen Mantel vor der Brust zusammen,
der, obwohl aus weichem Fell gearbeitet, ihn nicht zu wärmen vermochte. Das
Krächzen der Krähen über ihm ließ ihn erschaudern wie einen Greis, dem bereits
der Tod in die Gliedmaßen kroch.
    Was für ein furchtbarer Ort! Kalt war es hier, ständig regnete es
und die Sonne ließ sich nur selten zwischen den tief hängenden grauen Wolken
blicken. Wie sehr vermisse ich doch die Wüste!, dachte er sehnsüchtig. Doch noch
war seine Arbeit hier nicht getan – und wenn er ehrlich war, blieb ihm kaum eine
andere Möglichkeit, als seiner Verbündeten Aisha Qandisha zu folgen, wo auch
immer es diese hinzog.
    Obwohl er keineswegs dem Tode nahe war, konnte man
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